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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Hörvermögens überschritten. Bis dahin war die Maschine sichtbar geworden.
    Eine schmale Tür glitt auf, und ein Mann trat heraus. Er war ungewöhnlich bekleidet. Er sah zuerst mich, dann Morniel Mathaway an.
    »Morniel Mathaway?« fragte er.
    »Ja… der bin ich«, stammelte Morniel und wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen den Kühlschrank stieß.
    »Morniel Mathaway«, fuhr der Mann fort und verbeugte sich, »mein Name ist Glescu. Ich überbringe Ihnen Grüße aus dem Jahr zweitausendvierhundertsiebenundachtzig.«
    Weder Morniel noch ich wußten darauf eine Antwort, also hielten wir den Mund. Ich stand lediglich auf und ging zu Morniel. Was immer ich auch von ihm hielt, ihn kannte ich und vor ihm brauchte ich mich nicht zu fürchten. So standen wir also dem Fremden gegenüber, für eine ganze Weile.
    2487 nach Christi, höchstwahrscheinlich, dachte ich. Wie schon gesagt, die Kleidung des Fremden war ungewöhnlich. Ich bin Schriftsteller und verfüge über einige Phantasie, aber so etwas hatte ich mir nie vorstellen können. Ich will nicht behaupten, daß die Kleider durchsichtig waren, aber sicherlich konnte man sie auch nicht als lichtundurchlässig bezeichnen. Sie wirkten eher wie ein Prisma. Hundert verschiedene Farben schienen sich in dem Stoff zu jagen und niemals einzuholen. Vielleicht gab es ein bestimmtes Muster, aber wenn auch, ich begriff es einfach nicht.
    Der Mann selbst, Mr. Glescu war wohl sein Name, war etwa so groß wie Morniel und ich. Viel älter schien er auch nicht zu sein. Aber er hatte etwas an sich, das selbst einen König gezwungen hätte, sich vor ihm zu verneigen. Als was sollte ich es bezeichnen? Reife, Qualität oder Zivilisation? Ja, das war es. Er war der zivilisierteste Mensch, den ich je im Leben gesehen hatte.
    Er trat einen Schritt vor, auf uns zu.
    »Machen wir von der Sitte des zwanzigsten Jahrhunderts Gebrauch und schütteln einander die Hände«, schlug er vor.
    Also machten wir von der Sitte des zwanzigsten Jahrhunderts Gebrauch. Zuerst gab Morniel ihm die Hand, dann ich. Die Hand des Fremden mochte noch nie die Hand eines anderen Menschen geschüttelt haben – so wenigstens kam es mir vor. Er machte den Eindruck eines Farmers aus Iowa, dem man Stäbchen in die Hände drückt und verlangt, er solle damit essen.
    Als die Zeremonie der Begrüßung vorüber war, stand er da und strahlte uns an. Oder vielmehr: er strahlte Morniel an.
    »Was für ein Augenblick«, sagte er schließlich mit verzückter Stimme. »Was für ein historischer Augenblick!«
    Morniel atmete tief ein. Ich begann zu ahnen, daß sich sein Warten gelohnt hatte. Er erholte sich. Sein Gehirn begann bereits wieder zu arbeiten.
    »Was meinen Sie damit?« erkundigte er sich. »Was für ein Augenblick! Was ist daran so bedeutsam? Sind Sie der Erfinder der Zeitmaschine?«
    Mr. Glescu lachte.
    »Oh, nein, ich bin kein Erfinder. Die Zeitreise wurde von Antoinette Ingeborg erfunden und entwickelt – aber das war nach Ihrer Zeit. Es ist auch unwichtig jetzt. Wir haben nur eine halbe Stunde.«
    »Warum nur eine halbe Stunde?« fragte ich neugierig. Aber vielleicht war es weniger wegen der Neugier, als aus dem Bedürfnis heraus, überhaupt etwas zu sagen.
    »Das Skindrom kann nur eine halbe Stunde lang aufrechterhalten werden. Das Skindrom ist… nun, nennen wir es die Voraussetzung dafür, daß ich in Ihrer Zeitepoche erscheinen kann. Es wird eine solche Menge Energie dazu benötigt, daß eine Zeitreise nur alle fünfzig Jahre einmal möglich ist. Sie ist eine Art Privileg, eine Belohnung. Früher nannte man den Preis auch einmal den Nobelpreis.«
    »Nobelpreis…?«
    »Richtig. Er wird nun nur noch einmal in fünf Jahrzehnten verliehen. Der vielversprechendste Student erhält ihn. Bisher waren es immer Historiker, was verständlich erscheint. Sie durften ihre halbstündige Zeitreise unternehmen. Sie besuchten Troja, wohnten der ersten Atombombenexplosion bei Los Alamos bei oder begleiteten Kolumbus auf seiner Entdeckungsreise. Dieses Jahr jedoch …«
    »Ja?« unterbrach Morniel, an allen Gliedern zitternd. Beide entsannen wir uns plötzlich der Tatsache, daß Mr. Glescu seinen Namen genannt hatte. »Was studierten Sie?«
    Mr. Glescu neigte ein wenig den Kopf.
    »Ich bin Kunststudent. Meine Spezialität ist Kunstgeschichte, wobei ich mich besonders auf Sie spezialisiert habe …«
    »Was?« keuchte Morniel und starrte ihn an. »Worauf haben Sie sich spezialisiert?«
    Abermals verneigte sich Mr. Glescu.
    »Auf

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