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Heyne Galaxy 05

Heyne Galaxy 05

Titel: Heyne Galaxy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nahm. Weitere Untersuchungen folgten, dann endlich schien der Arzt zufrieden zu sein. Er nickte.
    »Das wäre alles für heute, Mr. Giles. Vielleicht kommen Sie morgen vormittag vorbei, wenn es Ihnen paßt. Bis dahin habe ich die Ergebnisse ausgewertet. Die Diagnose wird zeigen, ob eine weitere Behandlung notwendig ist oder nicht. Zehn Uhr, oder später?«
    »Glauben Sie, daß alles in Ordnung ist?«
    Cobb lächelte ermutigend, wie es alle Ärzte tun.
    »Seit zweihundert Jahren ist uns kein Patient mehr gestorben«, versicherte er.
    »Danke, Doktor. Ich bin um zehn Uhr da.«
    Dubbins wartete noch immer. Er las eine Zeitung, deren fettgedruckte Schlagzeile von der Entdeckung des Überlichtantriebs berichtete. Er sah auf, als er Giles kommen hörte und schwenkte die Zeitung.
    »Großartige Sache, Mr. Giles. Vielleicht werden wir nun doch noch einmal einen fremden Planeten betreten.« Er betrachtete Giles aufmerksam. »Alles in Ordnung, Sir?«
    »Ich denke schon. Dr. Cobb wenigstens hat es bestätigt.«
    Genau in dieser Sekunde kam ihm zu Bewußtsein, daß Cobb nichts Derartiges gesagt hatte. Allein die Feststellung, daß niemals ein Blitz in ein bestimmtes Haus eingeschlagen habe, bedeutete noch lange keine Garantie, daß es auch niemals passieren würde. Es hatte keinen Zweck, sich da etwas vorzumachen.
    Er konnte nicht verhindern, daß die heimliche Sorge in ihm ständig größer wurde und die Unsicherheit wuchs. Im Klub hatte sich seine Unpäßlichkeit bereits herumgesprochen, und er wurde mit Fragen bestürmt. Er gab Auskunft, soweit er sich dazu in der Lage sah. Die Bekannten beruhigten sich, aber er sah ihre heimlichen Blicke, mit denen sie ihn beobachteten.
    Er fand einen freien Tisch und bestellte sich etwas zu essen. Manchmal rief ihm jemand etwas zu, und er antwortete. Unter normalen Umständen förderte er den Gedanken der Klubs, denn sie ersetzten das fehlende Familienleben. Hier konnte man sich seine Freunde auswählen und mit ihnen Zusammensein. Aber man war von ihnen unabhängig und konnte jede Verbindung sofort wieder lösen, wenn man ihrer überdrüssig war. Bei einer Familie war das nicht so einfach. Giles lebte nun seit hundert Jahren hier im Klub und hatte es bis heute nicht bereut. Bis heute! Im Augenblick wäre er nämlich lieber allein gewesen. Selbst seine engsten Freunde gingen ihm auf die Nerven.
    Er dachte darüber nach, fand aber keine plausible Erklärung. Sie drängten sich ihm nicht auf, wenn sie auch neugierig waren. Einmal hatte er eine Erkältung gehabt, aber es war ihm gelungen, das vor ihnen zu verbergen. Harry hingegen hatte ihn mit Fragen gequält. Wie es ihm gehe, wie er sich heute denn fühle, ob die Erkältung noch nicht vorbei sei… bis Giles die Geduld verloren hatte.
    Merkwürdig, dachte Giles, jetzt könnte ich kaum die Geduld verlieren. Das Familienleben reibt einen Mann tatsächlich auf. Dann schon lieber der Klub. Trotz allem.
    Als er fertig mit dem Essen war, lauschte er auf die Unterhaltung der anderen. Es waren sonst immer dieselben Themen und Ansichten; er kannte sie schon alle. Aber heute war das etwas anderes, denn das Thema »Überlichtantrieb« war neu. Aber er wollte sich nicht einmischen, ehe er die Berichte nicht durchgesehen hatte. Schließlich wurde es ihm zu langweilig. Er stand auf und ging hinauf in sein Appartement. Was er jetzt brauchte, waren einige Stunden Schlaf.
    Aber so müde er auch war, er konnte nicht einschlafen. In den vergangenen Jahrzehnten hatte er Schachfiguren geschnitzt. Er besaß sicherlich die wertvollste Sammlung auf der Welt. Doch als er sein Schnitzmesser hervorholte und versuchte, einen Bauern aus Jade herauszuarbeiten, war ihm, als sei das Messer stumpf und der Jadestein ein gewöhnlicher Felsbrocken. Er gab es auf. Andere Interessen, die ihn jetzt vielleicht hätten ablenken können, hatte er nicht. Das Leben war zu lang, und er kannte alles.
    Er legte sich aufs Bett. Als er die Augen schloß, kam ihm eine Melodie in den Sinn. Es war eine alte Melodie, und ihm fiel der Text nicht ein. Die Jahre, die schwinden … oder so ähnlich.
    Konnten Jahre wirklich kürzer werden? Was war, wenn die Verjüngung bei ihm nicht mehr wirksam war? Er wußte, daß alle Menschen verschieden darauf reagierten. Manche sogar ausgesprochen schwer. Zum Beispiel Sol Graves. Er war fünfzig Jahre alt, als die Kur endlich wirkte, und die Ärzte konnten ihn nur auf dreißig zurückbringen, nicht auf die üblichen zwanzig Jahre. Bedeutete das eine

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