Heyne Galaxy 05
verbunden.
»Einverstanden«, sagte ich.
Miller ging einige Schritte weiter auf das Objekt zu. Er wirkte unbeholfen in seinem schweren Anzug. Aus den Taschen nahm er eine Art Lampe, deren flache Seite er gegen die metallene Fläche des fremden Objektes preßte. Er drückte auf einen Knopf, und ein greller Strahl blitzte auf. Einige Minuten später gab der alte Mineraloge das Ergebnis seiner Untersuchung bekannt:
»Stahl, und Tausende von Jahren alt.«
Ich hörte im Helmempfänger, wie jemand tief Luft holte.
»Tausende von Jahren? Dann müßten doch Spuren der Zeit zu erkennen sein. Ich sehe nichts. Die Oberfläche ist absolut glatt.«
Miller deutete auf eine winzige Vertiefung, die der Strahl seines Geräts verursacht haben mußte.
»Kaum zwei Millimeter tief. Ich sagte Stahl, weil er in seinen Eigenschaften unserem Stahl ähnlich sein dürfte. In Wirklichkeit ist er viel widerstandsfähiger. Doch abgesehen davon gibt es auf dem Mond keine Atmosphäre, keine Verwitterung und keine Feuchtigkeit. Somit auch keinen Rost. Das Ding ist daher mindestens ein paar tausend Jahre alt.«
Langsam und vorsichtig umrundeten wir das fremde Objekt. Plötzlich rief Kane:
»Seht nur!«
In der glatten Metallfläche gähnte eine runde Öffnung, mannshoch und sehr einladend. Kane rannte hin und leuchtete mit seiner Lampe in den dunklen Raum, der hinter der Öffnung lag.
»Ein abgeschlossener Raum, wie eine Schleuse«, erklärte er aufgeregt.
Ehe wir es verhindern konnten, war er mit einem Satz in der runden Öffnung verschwunden. Wir gingen näher und leuchteten hinein, damit Kane – und auch wir – besser sehen konnten.
»Marie, komm herein«, rief Kane. »Das ist ja eine großartige Entdeckung, und ich bin sicher, das Ding stammt von einer uns unbekannten Rasse. Die Wände sind voller Kontrollen und Diagramme.«
Der Schein meiner Lampe fiel auf Maries blasses Gesicht. Ihre Züge verrieten deutlich, daß sie mit zwei unterschiedlichen Empfindungen kämpfte. Auf der einen Seite fürchtete sie sich instinktiv vor dem Ungewöhnlichen, dem Fremden; auf der anderen wollte sie jetzt gern in unmittelbarer Nähe ihres Mannes sein. Aber ihr Zögern dauerte nur Sekunden, dann kletterte sie durch die runde Öffnung.
»Wirst du auch gehen?« fragte mich meine Frau.
»Willst du?«
»Ja.«
Ich half Verana und folgte ihr. Anschließend drehte ich mich um, weil ich Miller behilflich sein wollte.
Miller war sechzig Jahre alt und einer der besten Mineralogen, die ich kannte. Körperlich war er nicht mehr ganz auf der Höhe, wenn er auch geistig noch sehr rege war. Ich streckte meine Hände aus.
Für einen Augenblick konnte ich deutlich seine Umrisse gegen den Sternenhimmel erkennen, und in der nächsten Sekunde segelte er in hohem Bogen davon, um sanft auf der Mondoberfläche zu landen. Ich hörte seine Stimme verwirrte Worte murmeln. Dann sagte er:
»Ich bin fortgestoßen worden.«
»Sind Sie verletzt?«
»Nein, alles in Ordnung.«
Ich konnte ihn nicht sehen, also trat ich vor, um wieder hinauszuklettern.
Da stieß ich gegen das unsichtbare Hindernis.
Gleichzeitig glitt aus der Wand eine metallene Fläche. Die runde Öffnung schloß sich. Die Sterne verschwanden. Wir vier standen in dem Raum, und nur noch unsere Lampen gaben Licht.
»Was ist geschehen?« rief Kane.
»Die Luke hat sich geschlossen«, erklärte ich, immer noch benommen.
»Was?«
Bevor wir uns von unserer Überraschung erholen konnten, flammte ein grelles Licht auf. Wir löschten die Lampen. Der Raum mochte vier Meter lang und drei breit sein. Die Decke war dicht über unseren Köpfen. Als ich gegen die glatten Wände starrte, hatte ich plötzlich das untrügliche Gefühl, in einem Gewölbe gefangen zu sein. In einem Gewölbe, das nicht von Menschen erbaut worden war.
Seltsame Instrumente waren an den Wänden befestigt, darunter unverständliche Zeichen und Diagramme. Dazwischen pulsierten farbige Lampen in langen Reihen.
Kane rannte an mir vorbei und hämmerte mit den Fäusten gegen die verschlossene Luke.
»Miller!«
»Ja, was ist?«
»Versuchen Sie, die Luke von außen zu öffnen.«
Ich kniete nieder und versuchte, die Umrisse der Tür festzustellen. Ich fand weder eine Ritze noch Kontrollen.
Über den Interkom war das Atmen der anderen zu hören. Es vermischte sich zu einem eigenartigen Rauschen. Deutlich waren die Atemzüge der beiden Frauen zu erkennen. Sie waren wie ein Schluchzen. Kane atmete tief und regelmäßig. Miller verriet Aufregung
Weitere Kostenlose Bücher