Heyne Galaxy 05
und Hilflosigkeit.
»Miller, holen Sie Hilfe.«
»Gut, ich werde …«
Dann hörte ich nichts mehr. Wir lauschten.
»Was ist mit ihm passiert?« fragte Kane.
»Jetzt rufe ich Luna-City«, sagte ich und drehte an den Kontrollen. Die dicken Handschuhe behinderten mich, aber ich schaffte es, die andere Welle einzustellen. Es war die Welle des Senders von Luna-City.
Gleichmäßiges Summen, und dazwischen Störgeräusche.
Störgeräusche!
Während ich das Fading und die unregelmäßigen Störgeräusche zu ignorieren versuchte, rief ich Luna-City.
Keine Antwort.
»Störungen…«, hörte ich Kane unruhig murmeln. »Zwischen den Mondstationen gibt es sie nicht.«
Veranas Stimme klang leise und furchtsam:
»Es sind dieselben Geräusche, die man hört, wenn man von hier aus mit der Erde spricht.«
»So ist es«, stimmte Marie bei.
»Aber das ist doch unmöglich«, stellte Marie fest. »Es sei denn …«, ihre Augen weiteten sich schreckhaft, »… es sei denn, wir befänden uns mitten im Weltraum.«
Wir starrten gegen die Wände, die uns gefangenhielten. Niemand von uns wagte es, den furchtbaren Gedanken weiterzuführen. Aber es war ein Gedanke, der logisch war, und der unseren heimlichen Verdacht bestätigen konnte.
Ich schaltete die Welle aus. Nur der Interkom blieb.
Als sich hinter uns eine Tür selbständig öffnete und einen langen Korridor freigab, schrie Marie entsetzt auf. Mit dem öffnen der Tür spürte ich, wie Luft in die Kammer strömte. Vorher waren unsere Anzüge vom inneren Druck her wie aufgeblasen. Jetzt hingen sie wie Säcke um unsere Körper. Der Druck war ausgeglichen.
Wir sahen uns an. Was hatten wir noch zu verlieren? Der Korridor schien auf uns zu warten. Er war hell erleuchtet. Kane ging zuerst, dann seine Frau. Verana folgte ihnen, und ich bildete den Abschluß.
Langsam wanderten wir den Korridor hinab und betrachteten die uns fremden Konstruktionen an den Wänden und an der Decke. Ab und zu passierten wir die Umrisse von Türen. Sie hatten weder Schlösser noch Handgriffe.
Kane versuchte, eine der Türen zu öffnen. Er stemmte sich mit der Schulter dagegen, allerdings vergeblich. Die Tür gab nicht nach.
Ich öffnete das Ventil meines Helms ein wenig, um die unbekannte Gasmischung hereinzulassen. Vorsichtig tat ich einen Atemzug. Die Luft schmeckte rein und gut. Nichts geschah. Ich ließ mehr Luft herein und atmete in vollen Zügen. Dann stellte ich die eigene Sauerstoffzufuhr ab und nahm den Helm ab.
»Wir sollten mit unseren Vorräten sparsam umgehen«, schlug ich vor. »Wer weiß, wann wir sie noch brauchen.«
Die anderen sahen, daß ich noch lebte. Sie nahmen ebenfalls ihre Helme ab.
Am Ende des Korridors standen wir vor der glatten Wand. Ich beobachtete Kane, der die Wand aufmerksam betrachtete. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen. Er atmete heftiger als sonst. Kane war Raumpilot und flog die auf dem Mond gewonnenen Erze zur Erde. Er geriet leicht in Erregung und war für sein Temperament bekannt, aber er besaß Nerven aus Stahl.
»Feierabend«, sagte er mit ruhiger Stimme.
Als wolle ihn jemand Lügen strafen, öffnete sich rechts neben uns eine Tür, wie von unsichtbarer Hand aufgeschoben. Kane ging hindurch, als würde er dazu gezwungen. Unmittelbar hinter ihm schloß sich die Tür wieder. Wir hatten keine Zeit, ihm zu folgen.
Marie warf sich gegen die Tür und hämmerte mit den Fäusten dagegen.
»Harry!«
Verana eilte zu ihr, um sie zu beruhigen. Auf der gegenüberliegenden Seite, links von mir, öffnete sich eine andere Tür. Die beiden Frauen konnten es nicht sehen, denn die Tür war hinter ihrem Rücken. Trotzdem war es so, als zöge eine unsichtbare Hand Marie quer über den Korridor in den Raum hinter der Tür. Verana und ich starrten hinter ihr her. Wir konnten uns nicht rühren. Vielleicht war es nur die Überraschung, die uns bannte. Vielleicht war es auch etwas anderes.
Die Tür schloß sich hinter Marie. Ich hörte sie noch einmal entsetzt aufschreien, dann war Stille.
Veranas Gesicht war totenblaß geworden. Voller Angst und Schrecken sah sie auf die anderen Türen. Ich nahm sie in meine Arme und hielt sie fest. Nichts sollte uns trennen.
»Antigravmaschinen«, flüsterte ich, um wenigstens etwas zu sagen. »Kraftfelder.«
Lange Minuten geschah nichts. Mir blieb Zeit, die Ereignisse des heutigen Tages in mein Gedächtnis zurückzurufen. Ich tat es, um vielleicht eine Erklärung für die augenblickliche Situation zu finden.
Die Kanes,
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