Heyne Galaxy 07
der Start erfolgen. Templin schloß die Augen, weil er sie nicht mehr aufhalten konnte. Bald würde er einschlafen.
Man hatte ihn und Eckert ausgesucht, den Fall Pendleton zu klären. Zwei Männern mußte es gelingen, die Hintergründe für den angeblichen Selbstmord aufzudecken. In Wirklichkeit, wußte Templin, hatten sie einen anderen Auftrag. Sie sollten herausfinden, warum man Pendleton ermordet hatte und wer der Mörder war. Das und nichts anderes!
Es gab nicht viel Informationen über Tunpesh. Man wußte nur, daß die Bevölkerung keine Handelsbeziehungen zu anderen Planeten unterhielt und daß sie keine Streitkräfte besaß. Die Nachbarsysteme hatten sich nie um Tunpesh gekümmert und den Planeten nie besucht. Nachdem die Raumflotte der Erde Tunpesh entdeckt hatte, dachte Templin, muß doch jemand dort gewesen sein, die Verhältnisse zu erforschen. Anthropologen vielleicht.
»Ted?« murmelte er müde und schläfrig.
Auf der anderen Bank rührte sich Eckert.
»Ja?«
»Wie kommt es eigentlich, daß unser Anthropologe auf Tunpesh so wenig Informationen lieferte?«
Eckert murmelte:
»Er war nicht lange genug dort. Kaum kehrte er zur Erde zurück, beging er Selbstmord.«
Es war nun ganz schwarz in der Kabine, und auch das rötliche Schlafgas war erloschen. Das Schiff startete in wenigen Sekunden.
Warum begeht ein Mensch Selbstmord?
»Ein herrlicher Tag, was, Ray?« Eckert atmete tief ein und sah sehr zufrieden aus. »Es ist ein Tag, der einem klarmacht, wie schön doch das Leben ist.«
Der warme Wind spielte mit seinem grauen Haar. Die Luft roch nach Harz und Holz, wie in einem Pinienwald. Wenige hundert Meter entfernt begann der Wald. Die Bäume waren schlank und hochgewachsen und ragten weit hinein in den wolkenlosen Himmel. Bunte Vögel flogen hin und her.
Der sogenannte Raumhafen war nichts als eine große Wiese, auf dem kleinere Schiffe gut landen konnten. Die beiden Männer standen im Gras, neben sich ihr Gepäck. Wo das Schiff gelandet war, wuchs kein Gras mehr. Es war schwarz und verbrannt. Nicht lange, dachte Eckert, und der Fleck wird verschwunden sein. Bis das nächste Schiff landet, wird einige Zeit vergehen.
Der grelle Flammenpunkt verschwand im Himmel. Plötzlich begriff er, daß er und Templin auf dieser fremden Welt für sechs Monate gestrandet waren. Es gab für sie keine Möglichkeit, Hilfe herbeizurufen oder früher wegzufliegen.
Er stand einfach da und genoß die warme, frische Luft, die Sonnenstrahlen und das Grün der Wiesen und Wälder. Vielleicht werden es sechs schöne Monate, dachte er. Wenigstens keine Büros, keine Akten, vielleicht auch kein Ärger.
Ich werde alt. Ich denke an Wärme und Bequemlichkeit. Dazu ist jetzt keine Zeit. Noch nicht.
Templin sah nicht ganz so zufrieden aus. Auf seinem Gesicht war so etwas wie Enttäuschung zu bemerken. Eckert streifte ihn mit einem flüchtigen Blick und fühlte erste Sorge.
»Warte nur ab, Ray. Sei nicht so enttäuscht, weil man nicht auf den ersten Blick sieht, daß hier Mörder wohnen. Es kommt oft vor, daß die Oberfläche eines Ozeans friedlich aussieht, während in der Tiefe gefährliche Raubfische lauern.«
»Hier kann ich mir wirklich keine Gefahr vorstellen, Ted.«
Eckert nickte.
»Es würde auch nicht zu dem passen, was wir erwarten, nicht wahr? Es wäre so, als würde ein berühmter Sänger in der Oper eine Jazznummer auf die Bretter legen, oder als wäre die Königstochter in einem Märchen häßlich.« Er deutete in Richtung der kleinen Stadt. »Das da macht doch wirklich keinen gefährlichen Eindruck.«
Der Raumhafen lag in einem Flußtal, das von flachen, bewaldeten Hügeln umgeben war. Die Stadt war mehr ein Dorf. Die Häuser standen nicht eng zusammen, sondern waren von Gärten umgeben. Die Mauern waren weiß und reflektierten das Sonnenlicht.
Sieht wirklich primitiv aus, dachte Eckert. Und dann doch wieder nicht. Gewisse Merkmale der Primitivität fehlten. Die Luft roch sauber und frisch. Nirgends war Schmutz zu erkennen.
Einige der Eingeborenen blickten ihnen neugierig entgegen. In der Nähe standen ein paar Kinder, andere spielten. Eckert betrachtete sie und fragte sich, was an ihnen vielleicht bemerkenswert war, aber er konnte nichts finden. Sie waren einfach Kinder. Sie kamen sogar näher und bildeten einen Kreis um die fremden Besucher.
Templin blieb mißtrauisch.
»Aufpassen, Ted. Selbst Kinder können gefährlich sein.«
Natürlich können sie das. Und zwar darum, weil man sie am wenigsten
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