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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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einmal Kinder bekamen, wurde die Wohnung ohnehin zu klein.
    Ich nehme an, wir alle haben solche Träume, wenn wir jung sind. Sie sind es, die uns voranstreben lassen, uns Kraft und Mut geben und schließlich dazu beitragen, daß wir unser Ziel auch erreichen. Leider war es gerade Marge, die mir oft den Wind aus den Segeln nahm, denn sie benutzte ja ihren Projektor. Sie sah in die Zukunft, und sie wußte, was geschehen würde. Immer wieder erzählte sie mir davon, obwohl ich sie bat, doch den Mund zu halten. Als ich sie endlich überzeugt hatte, war es schon zu spät.
    So wußte ich zum Beispiel, daß wir mindestens noch zwei Jahre in der Wohnung bleiben würden und ich immer noch bei Mr. Atkins arbeitete. Ich wußte, was ich dann verdienen würde und wie hoch mein Bankkonto war. Ich wußte sogar, daß ich einen kleinen Bauch ansetzen und einige Haare verlieren würde.
    Das Leben war bald nichts anderes mehr als das Warten auf alle diese Ereignisse, von denen wir bereits zwei Jahre vorher erfuhren.
    Ich versuchte mit allen Mitteln, Marge vom Gebrauch des Grundy-Projektors abzubringen, aber es war zwecklos. Sie war regelrecht süchtig, wie die meisten der Menschen. Sie konnte ohne ihren Blick in die Zukunft nicht mehr leben.
    Wenn eine Frau ein Kind bekam, so war es selbstverständlich, daß sie sich davon überzeugte, ob es ein Junge oder ein Mädchen wurde. Die Ärzte konnten das zwar mit ziemlicher Sicherheit voraussagen, aber dann wollten die Mütter eben sehen, wem ihr Baby ähnlich sah.
    Junge Paare überzeugten sich davon, daß sie auch zusammenpaßten und heiraten würden. Dadurch entstand eine völlig neue Art der Werbung und des Zusammenfindens. Ein junger Mann sah einfach ein wenig voraus und stellte fest, wen er heiraten würde. Er ging hin zu dem Mädchen – und meistens wartete es schon auf ihn. Mir persönlich war die alte Methode lieber. Oft dachte ich daran, wie Marge und ich uns per Zufall getroffen hatten und Monate brauchten, bis wir uns endlich richtig kannten und zu heiraten beschlossen.
    Die Zeitungen veränderten ihr Gesicht. In der Hauptsache wurden sie nur noch von jenen gekauft, die grundsätzlich keine Projektoren benutzten. Alle anderen wußten ja, was geschehen würde. Also brachten die Zeitungen Nachrichten, die genau zwei Jahre in der Zukunft lagen, und den zweiten Teil ihrer Ausgabe widmeten sie der Gegenwart.
    Das Verbrechen starb trotz allem nicht aus. Gauner, die sich im Grundy-Projektor verhaftet sahen, gingen freiwillig zur Polizei, um sich zu stellen. Damit ersparten sie sich und allen anderen eine Menge Ärger. Andere wiederum, die sich noch für zwei Jahre frei sahen, wagten die größten Coups, denn sie wußten ja, daß man sie nicht erwischen würde. Auf der anderen Seite kümmerte sich die Polizei nicht um diese Herren, denn warum sollte sie ihre Zeit verschwenden?
    Die Gegner Grundys beschlossen, eine eigene Polizeitruppe zu bilden, um diesen Unsinn zu beenden. Aber schließlich taten sie es dann doch nicht. Es ging auch nicht anders, denn die Projektoren zeigten, daß es niemals eine solche Truppe geben würde. Und damit war der Fall erledigt. Die Zukunft ließ sich nicht ändern.
    Marge und ich waren noch keine zwei Jahre verheiratet, da begannen wir zu streiten.
    Jene Szene, die wir damals im Projektor beobachtet hatten, begann sich allmählich abzuzeichnen. Ich hatte sie fast schon vergessen, aber es war Marge, die mich immer wieder daran erinnerte. Trotz meiner Proteste war sie nicht davon abzubringen, täglich viele Stunden in ihrem schimmernden Käfig zuzubringen. Es mußte in der Zukunft etwas geben, das ihr arge Sorgen bereitete. Naturgemäß bereitete es auch mir Sorge, obwohl ich nicht wußte, was es war. Ich dachte sogar daran, meinen Projektor aus dem Keller zu holen und in Betrieb zu nehmen. Marge sah von Tag zu Tag schlechter aus. Sie wurde schmal und blaß. Ich wußte, daß sie heimlich weinte, wenn ich im Geschäft war.
    Ich versuchte ohne meinen Projektor herauszufinden, was sie so bedrückte, aber vergeblich. Sie reagierte nicht einmal auf nette und kleine Überraschungen, die ich ihr bereitete. Kein Wunder, wie soll man jemand überraschen, der schon vorher weiß, was geschieht?
    Dann war es endlich soweit, daß ich keinen anderen Ausweg mehr sah, als meinen Projektor zu benutzen. Als ich aus dem Geschäft nach Hause kam, saß Marge schluchzend neben ihrem Gerät im Wohnzimmer.
    »Was ist denn los, Kleines?«
    »Wir werden sterben, Gerry. Seit Monaten

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