Heyne Galaxy 07
Zukunft weilte, schien plötzlich ganz weit entfernt zu sein.
Und dann geschah etwas sehr Merkwürdiges.
Mein zukünftiges Ich gab seine Wanderung durch das Zimmer plötzlich auf, blieb stehen und starrte in meine Richtung, sein Gesichtsausdruck war so forschend und seltsam, daß ich blitzschnell die Kontrollen meines Projektors eindrückte.
In der gleichen Sekunde war ich zurück im Jahr 2017.
Schnell stieg ich aus meiner Zeitmaschine und fühlte mich wieder wohl in meinem Körper. Er gab mir Sicherheit und Ruhe. Am liebsten hätte ich den Grundy mit einem Hammer zerschlagen.
Hätte ich es nur getan!
Ich stand jetzt vor einem großen Problem: Sollte ich Marge nun heiraten, nach all dem, was ich gesehen hatte? Es sah allerdings ganz so aus, als bliebe mir keine andere Wahl, denn schließlich hatte ich uns ja in der Zukunft beobachten können. In meiner Unschuld jedoch glaubte ich noch daran, dem Schicksal und der Zeit einen Streich spielen zu können.
Nach einigem Nachdenken kam ich wenigstens zu dem Ergebnis, daß mein tatenloses Herumsitzen mir nichts einbringen würde. Also machte ich mich auf zu Marges Wohnung. Sie wartete bereits auf mich. Da die Sonne schien, lag sie auf der Veranda in ihrer Hängematte. Sie schaukelte faul hin und her. Normalerweise hätte ich mich jetzt neben ihr niedergelassen, aber so blieb ich einfach stehen und schaute sie dumm an.
Für eine lange Zeit sprachen wir nichts. Die Hängematte schien schwerelos in der Luft zu schweben – so wenigstens kam es mir vor. Marge sah reizend aus, wie immer. Ich hätte mich ohrfeigen können, wenn ich daran dachte, wie ich sie in zwei Jahren behandelt hatte – nein, behandeln würde. Das alles mußte ein Irrtum sein. Es war unmöglich, daß ich sie jemals verletzte.
Es wurde kühl. Wir gingen ins Haus.
Als sie endlich sprach, war ihre Stimme dunkel und etwas ängstlich.
»Glaubst du wirklich, Gerry, es wird alles so passieren, wie wir es gesehen haben?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich zu. »Man behauptet, es käme alles so, wie man es sieht.«
»Du meinst, wir würden uns so furchtbar streiten, wenn wir erst einmal verheiratet sind?«
So wenig Sinn es auch hatte, ihr die Wahrheit zu sagen, in mir sträubte sich einfach alles dagegen, logisch und vernünftig darüber zu reden. Keiner von uns beiden wollte das hören. Wir liebten uns, ur.d wir wollten uns beide etwas vormachen. Unsere Gefühle sollten nicht verletzt werden.
Ich setzte mich neben sie.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir uns streiten. Es gäbe doch überhaupt keinen Grund dazu. Es muß ein Irrtum sein. Vielleicht waren gar nicht wir es, die sich stritten.«
Das stimmte natürlich nicht. In zwei Jahren konnten wir uns nicht derart verändert haben, daß wir uns nicht mehr erkannten.
»Oder wir kamen rein zufällig in eine Parallelwelt«, sagte ich und griff nach einem anderen Strohhalm. »So könnte es vielleicht passieren, wenn wir nicht aufpassen. Eine Art Warnung, für andere Menschen eventuell von Wichtigkeit, aber doch nicht für uns.«
Marge umklammerte meine Hand. Sie suchte Schutz bei mir. Ich faßte neuen Mut.
»Mache dir also keine Sorgen mehr, Kleines. Wir werden uns immer gut vertragen.«
Marge lachte sogar ein wenig. Ich auch.
»Ich könnte mich wirklich nicht mit dir streiten, Gerry«, versicherte sie und kuschelte sich an mich.
»Ich auch nicht. Vergessen wir also, was wir sahen. Mit der Zeit werden die Wissenschaftler schon eine vernünftige Erklärung finden. Es passiert sicher auch noch anderen Leuten als uns, daß sie in die falsche Zukunft geraten.«
Wir rutschten noch weiter zusammen, wie wir es immer taten, wenn wir uns unterhielten.
»Ich habe sehr auf dich gewartet«, gestand Marge.
»Und ich habe mich beeilt. Die Sache hat mich doch sehr beunruhigt, aber jetzt mache ich mir keine Sorgen mehr. Wir und streiten – ist doch lächerlich!«
Das war der große Irrtum, den viele Menschen damals begingen. Wenn ihnen die Zukunft unangenehm war, dann glaubten sie einfach an einen Fehler. Aber es stellte sich heraus, daß der Bilbo-Grundy-Projektor nur das zeigte, was auch wirklich geschah.
An diesem Abend beschlossen Marge und ich, so schnell wie möglich zu heiraten.
Vier Wochen später war die Hochzeit.
Der Grundy-Projektor war lange ein Geheimnis geblieben und niemand wußte etwas davon. Kein Mensch ahnte, daß es so etwas wie Zeitreise gab, und von den entsprechenden Experimenten war niemals etwas bekannt geworden. Dann plötzlich,
Weitere Kostenlose Bücher