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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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physische Zeitreise. Meine Freunde haben Forschungen in dieser Richtung betrieben und mehr Erfolg gehabt als Grundy. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen, denen das heutige Leben nicht mehr behagt, in ein besseres Zeitalter zu transportieren.«
    »In die Zukunft?«
    »Nein, in die Vergangenheit«, klärte Mr. Atkins mich auf. »Die Zukunft ist wahrscheinlich schlechter als die Gegenwart. Ich spreche von der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.«
    Ich lachte laut auf.
    »Mitte des vorigen Jahrhunderts? Wie soll ich da mein Geld verdienen?«
    Er lächelte zurück.
    »Ich schätze, das wäre dann Ihr erstes Problem – und Sie wollten ja Probleme, nicht wahr? Sie wollten selbst Ihre Entscheidungen treffen und sich selbst Ihr Leben aufbauen. Die Chance haben Sie nun.«
    »Wie kommen Sie gerade auf mich?«
    »Ich mag Sie, Gerald. Ich möchte Ihnen eine Chance geben. Aber fühlen Sie sich nicht geschmeichelt. Vor ihnen half ich schon anderen. Sie sind bestimmt in guter Gesellschaft.« Ich sah ihn nur an, bis er weitersprach: »Ich würde doch sagen, daß Sie nun vor der größten Entscheidung der letzten zwei Jahre stehen. Überstürzen Sie nichts. Sie haben Zeit.« Er lachte. »Genug Zeit, Gerald.«
    Ich stellte noch eine Menge Fragen und erhielt eine Menge Antworten, aber es waren oft Antworten, mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Atkins erklärte, die ganze Angelegenheit sei noch streng geheim. Das hatte seinen Grund. Der Grundy-Projektor hatte genug Verwirrung gestiftet. Man wollte vermeiden, daß noch Schlimmeres geschah. Immerhin gelang es mir doch, aus den spärlichen Antworten die wirklichen Beweggründe herauszufinden.
    Oft genug hatte ich an Konferenzen teilgenommen, auf denen über die Erweiterung unserer Firma gesprochen wurde. Immer wieder war es dann der Grundy-Projektor gewesen, der Atkins' Pläne störte. Die Konkurrenz erfuhr von seinen Plänen und kam ihm zuvor. Das war es wohl, was Mr. Atkins am meisten wurmte. Er war es gewohnt, Risiken einzugehen und Entscheidungen zu fällen. Durch den Projektor war auch das sinnlos geworden. Das ganze Leben war sinnlos geworden.
    So entstand ein Syndikat, das den Erfinder der echten Zeitmaschine unterstützte, bis er seine Arbeit beenden konnte. Die Männer, die dahinter standen, taten es nicht aus religiösen oder egoistischen Motiven heraus, sondern aus den gleichen Gründen, die auch mich verärgerten.
    Wiederholung!
    Mr. Atkins nickte und sagte:
    »Das ist es, Gerald. Es ist so, als lese man eine Geschichte und erlebe sie danach in allen Einzelheiten, bis zu den Dialogen. Etwas anderes ist unser Leben nicht mehr. Und das ist es, was uns nicht gefällt. Wir haben etwas dagegen unternommen. Es liegt bei Ihnen.«
    Ich muß an dieser Stelle ehrlich gestehen, daß mir eine Flucht in die Vergangenheit geradezu lächerlich erschien. Während Mr. Atkins redete, suchte ich verzweifelt nach einer guten Begründung für meine Ablehnung, fand aber keine. Es war typisch für den alten Atkins, ausgerechnet die Vergangenheit zu wählen.
    Natürlich sagte ich nichts. Ich dankte ihm für seine Mühe, gab ihm die Hand und fühlte mich unsagbar erleichtert, als er endlich ging und mich allein ließ.
    Mein Entschluß stand fest.
    Ich würde das Angebot nicht annehmen. Ich wollte keine Zuflucht in der Vergangenheit suchen, nur um der Zukunft ausweichen zu können.
    Erst als ich später das Büro verließ und mich auf den Heimweg machte, begriff ich plötzlich, daß die Entscheidung längst von anderer Seite gefallen war. Es gab nur zwei Möglichkeiten für mich. Entweder ich starb, oder ich ging in die Vergangenheit.
    Sterben wollte ich noch nicht.
    Aber ich wollte auch nicht in die Vergangenheit.
    An diesem Abend versuchte ich Marge alles zu erklären.
    Es dauerte eine Weile, dann begriff sie, daß ich sie nicht nur ablenken wollte. Sie nahm mich in den Arm und tat so, als sei ich es gewesen, der die Zeitmaschine erfunden hatte.
    »Das ist ja wunderbar, Liebling«, rief sie erfreut aus. »Du hast die ganze Zeit recht gehabt. Kannst du mir noch einmal verzeihen, daß ich dir das Leben so schwermachte?«
    »Der Gedanke, in die Vergangenheit zu reisen, gefällt mir nicht so besonders …«
    »Spielt das überhaupt noch eine Rolle? Die Hauptsache ist doch wohl, daß wir nicht zu sterben brauchen.«
    »Ich wollte Mr. Atkins lediglich die Versetzung in eine andere Stadt vorschlagen. Vielleicht…«
    »Welchen Sinn hat es, wenn wir uns den Kopf zerbrechen?« unterbrach sie

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