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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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stritten immer mehr, und so war es nur gut, wenn wir uns nicht sahen. Es verminderte die Spannung. Ich weiß auch, daß ich auf diese Feststellung nicht stolz zu sein brauche, aber ich weiß, daß es Marge ähnlich erging.
    Eines Tages kam Atkins zu mir ins Büro und setzte sich, um mit mir zu reden. Das kam öfters vor. Zu allen anderen Angestellten war er nicht so freundlich, aber er mochte mich besonders gut leiden.
    Wir unterhielten uns eine Weile über ganz alltägliche Dinge, aber dann wechselte er plötzlich das Thema und fragte:
    »Haben Sie nicht auch so ein neumodisches Zeug im Haus, so einen Zeitprojektor, Gerald?«
    Mr. Atkins bezeichnete alle Erfindungen der letzten dreißig Jahre als neumodisches Zeug‹.
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich hatte zwar einen, aber ich benutzte ihn nur ein paarmal.«
    »Halten Sie nichts davon?«
    »Die Erfindung selbst funktioniert.« Ich zuckte die Achseln. Es hatte wenig Zweck, ihm von meinen privaten Sorgen zu berichten und ihn damit zu belästigen. »Aber ich ziehe es vor, selbst herauszufinden, was mit mir geschieht. Es ist besser, wenn man nichts über die zukünftigen Geschehnisse weiß.«
    Mr. Atkins lehnte sich in den Sessel zurück und seufzte.
    »Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an die alten Tage erinnern können, in denen es keinen Zeitprojektor gab. Die letzten zwei Jahre haben alles auf den Kopf gestellt. Damals hatten die Menschen noch Probleme, und sie versuchten, sie selbst zu lösen. Sie mußten Entscheidungen treffen. Heute kann niemand mehr eine Entscheidung treffen.« Er sah mich an. »Glauben Sie, Gerald, daß Sie noch fähig sind, eine wichtige Entscheidung zu treffen?«
    Ich fühlte die Erregung in mir emporsteigen und bemühte mich, ganz ruhig sitzen zu bleiben. Wenn mein Chef so redete, dann steckte auch etwas Wichtiges dahinter. Vielleicht handelte es sich sogar um die Versetzung in eine andere Stadt. Das würde unser Verschwinden aus der unmittelbaren Zukunft hinreichend erklären.
    »Ich versuche, Pläne zu machen und meine Zukunft selbst zu bestimmen – wenn Sie das meinen, Mr. Atkins.«
    »Ich weiß, wie schwer das heute ist, besonders dann, wenn alle wichtigen Ereignisse schon zwei Jahre vorher bekannt sind. Für einen alten Mann wie mich ist es nicht so schlimm, aber die jungen Leute haben ja ihr Leben noch vor sich. Zu dumm, daß dieser Bilbo … eh …«
    »Grundy«, half ich ihm aus.
    Natürlich kannte Atkins den Namen genau, aber es gehörte zu seinen kleinen Tricks, den Vergeßlichen zu spielen. Damit hatte er schon manchen Geschäftspartner hereingelegt, wenn es heute auch meistens nicht mehr so klappte wie früher, als es keinen Grundy- Projektor gab. Er konnte es sich einfach nicht mehr abgewöhnen.
    »Zu dumm also, daß dieser Grundy den Projektor erfand. Hauptsächlich benutzen ihn die Frauen, weil sie von Natur aus besonders neugierig sind. Ich nehme an, auch Ihre Frau tut das.«
    »Marge hat es kürzlich aufgegeben«, log ich. »Sie fand es langweilig, immer alles schon vorher zu wissen.«
    Mr. Atkins nickte, in Gedanken versunken.
    »Wäre es nicht schön, wieder so wie früher zu leben? Wäre es nicht wunderbar, nichts über die Zukunft zu wissen? Damals war das Leben noch voller Überraschungen. Man stand morgens auf und wußte nicht, was bis zum Abend passieren konnte. Wäre Ihnen das nicht auch lieber, Gerald?«
    Was sollte ich ihm darauf antworten? Hatte seine Frage einen besonderen Grund, oder unterhielt er sich mit mir nur ganz allgemein über diese Dinge?
    »Ich glaube«, sagte ich vorsichtig, »das Leben ohne den Projektor wäre vorzuziehen. Aber nur dann, wenn alle keinen besäßen.«
    »Sie denken also wirklich so?«
    Er sah mich forschend an. Ich kannte den Blick nur zu gut. So sah er stets wichtige Kunden an, wenn er sich mit ihnen unterhielt.
    »Ja, so denke ich wirklich. Ich bin es leid, unter einer Menschheit zu leben, für die es in den kommenden zwei Jahren keine Überraschungen, Probleme und Entscheidungen gibt.«
    »Ich kann Sie in eine Welt bringen, in der es keinen Grundy-Projektor gibt«, sagte er ganz ruhig. Ich starrte ihn an, sagte aber kein Wort. Was hätte ich auch sagen sollen? »Ich kenne einige Leute«, fuhr er fort, »die Menschen wie Ihnen helfen.«
    »Was verstehen Sie darunter?« wollte ich wissen und versuchte mein plötzlich aufsteigendes Mißtrauen zu bekämpfen.
    »Ich spreche über Zeitreise, Gerald – über richtige Zeitreise. Ich meine nicht das Spielzeug von Bilbo Grundy, sondern die

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