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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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nennen, aber Mele und ihr Vater begriffen sofort, was Brog meinte.
    »Was denkst du?« fragte Kataga seine Tochter.
    »Ich glaube, er verdient es, Vater.«
    Brog rieb sich erfreut die Hände.
    »Mele … würdest du es vielleicht selbst tun?«
    »Nur der Priester kann die letzte Entscheidung treffen.«
    »Bitte«, bettelte Brog. »Vielleicht ist Lag der Auffassung, daß ich noch nicht alt genug bin. Ich bin es aber. Und auch reif genug. Würdest du es tun, Kataga?«
    Kataga warf seiner Tochter einen schnellen Blick zu, dann seufzte er bedauernd:
    »Tut mir leid, Brog. Wenn wir allein wären, du und ich … dann ja. Aber Mele hält sich an unsere Sitten. Überlassen wir es dem Priester.«
    Brog nickte. Er war überstimmt worden. Über ihnen war die Kugel noch größer geworden. Sie kam tiefer und landete auf dem Feld vor dem Dorf. Die drei Igathier nahmen die Säcke mit den gesammelten Blüten auf und machten sich auf den Heimweg.
    Die Weinbrücke spannte sich über einen reißenden Fluß. Brog ging zuerst, dann kam Mele, und den Abschluß bildete schließlich Kataga. In seiner Hand verborgen hielt er ein kleines, scharfes Messer.
    Mele und Brog sahen sich nicht um. Sie hatten genug damit zu tun, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, denn die Hängebrücke schwankte unter ihrem Gewicht heftig hin und her. Katagas suchende Hände entdeckten die abgescheuerte Stelle des Hauptseils. Schnell fuhr er mit der Messerschneide einige Male darüber, bis die Fasern zerrissen. Noch ein Schnitt, später mal, und die Brücke würde das Gewicht eines einzelnen Mannes nicht mehr tragen.
    Für heute reichte es. Kataga war mit sich zufrieden. Er versteckte das Messer in eine Tasche und eilte hinter Brog und Mele her.
    Die Nachricht von dem Besucher schreckte das Dorf aus seiner Ruhe. In Gruppen standen Männer und Frauen zusammen, um das Ereignis zu bereden. Vor dem ›Schrein der Instrumente‹ begann eine freudig erregte Menge hektisch zu tanzen. Aber der Tanz wurde sofort abgebrochen, als der alte Priester aus dem Tempel gehumpelt kam.
    Lag war sehr groß, alt und ausgemergelt. Nach den vielen Jahren hatte sein Gesicht fast die ewig lächelnden Züge des Gottes angenommen, dem er diente. Eine bunte Federkrone verdeckte den kahlen Schädel, und er stützte sich schwer auf seine heilige Keule.
    Die Bewohner des Dorfes versammelten sich vor dem Tempel. Brog stand in der Nähe des Priesters. Er wartete auf seine Belohnung, wagte es aber nicht, Lag daran zu erinnern.
    »Mein Volk«, sagte Lag, »die alte Prophezeiung der Igathi hat sich erfüllt. Eine große, glänzende Kugel ist vom Himmel herabgestiegen, so wie die alten Legenden es voraussagten. In dieser Kugel wird jemand sein, der wie wir aussieht. Er ist der Botschafter Thangookaris.«
    Die Zuhörer nickten stumm und voller Erwartung.
    »Dieser Botschafter«, fuhr Lag fort, »wird große Dinge tun. Wir werden so viel Gutes erleben, wie wir es niemals zuvor erlebten. Dann, wenn er sein Werk vollendet hat und ausruht, wird er von uns seine Belohnung fordern.« Lags Stimme wurde zu einem Flüstern. »Diese Belohnung ist das, wonach sich jeder Igathi sehnt, sein Leben lang. Sie ist der letzte und größte Gunstbeweis, den Thangookari nur jenen gibt, die ihm treu gedient haben.« Der Priester wandte sich an Brog. »Du warst es, Brog, der als erster den Botschafter erblickte.« Er hob die Arme. »Freunde, seid ihr der Meinung, daß Brog die Belohnung verdient hat, nach der er verlangt?«
    Fast alle bejahten das, nur Vassi, ein reicher Kaufmann, war nicht damit einverstanden. Er trat vor.
    »Es wäre ungerecht, Lag. Wir alle arbeiten schwer und warten auf den Tag der Belohnung. Wir geben dem Tempel reiche Gaben. Brog hat bisher nichts getan, um auch die geringste Belohnung zu verdienen. Außerdem ist er von niederer Geburt.«
    »Das ist kein Argument«, sagte der Priester, während Brog gequält stöhnte. »Die Gnade Thangookaris ist nicht nur für die Reichen da. Sie ist für jeden da. Wenn Brog nicht entsprechend belohnt würde, könnten da nicht alle anderen ihre Hoffnung verlieren?«
    Das Volk jubelte. Brog bekam nasse Augen vor Rührung.
    »Dann knie nieder, Brog«, befahl Lag, und sein Gesicht strahlte vor Freundlichkeit. »Empfange die Gnade und die Belohnung.«
    Brog kniete nieder. Die Zuschauer hielten den Atem an.
    Lag hob seine schwere Keule und ließ sie mit voller Wucht auf Brogs Schädel niedersausen. Es war ein guter Schlag, und er tat seine erhoffte Wirkung. Brog sackte

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