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Heyne Galaxy 07

Heyne Galaxy 07

Titel: Heyne Galaxy 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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weiterzuschreiben.
    Das war für Lag das Zeichen, die Männer und Frauen des Dorfes zusammenzurufen.
    »Freunde«, sagte er ernst, »Hadwell hat sehr viel für uns getan. Er hat unsere Kranken geheilt, damit auch sie an dem Geschenk Thangookaris teilhaben können. Nun ist Hadwell müde geworden, und er ruht sich in der Sonne von seiner Arbeit aus. Er wird auf seine Belohnung warten.«
    »Es ist nur gerecht, wenn der Botschafter seine Belohnung erhält«, stimmte auch Vassi diesmal bei. »Ich schlage vor, daß Lag seine geheiligte Keule nimmt und …«
    »Warum so eilig?« fragte Juele, Lags Schüler. »Glaubst du nicht auch, daß Thangookaris Botschafter einen besseren Tod verdient hat? Er verdient mehr als nur die Keule. Viel mehr.«
    »Ja, du hast recht«, gab Vassi ihm recht. »Ich schlage also vor, daß wir die giftigen Stacheln der Legenbeere unter seine Fingernägel treiben.«
    »Das mag gut genug für einen Kaufmann sein«, sagte Tgara, der Steinmetz, »aber nicht für Hadwell. Er verdient den Tod eines großen Häuptlings. Ich bin dafür, daß wir ihn fesseln, und dann mit einem kleinen Feuer bei den Füßen beginnen …«
    »Wartet«, riet Lag. »Der Botschafter hat mindestens den Tod eines Königs verdient. Wir werden ihn in einen großen Ameisenhaufen eingraben, daß nur noch der Kopf hervorschaut.«
    Einige stimmten freudig zu, und Tgara nickte zustimmend.
    »Solange er schreit, werden die Trommeln geschlagen.«
    »Tanzen werden wir auch für ihn«, rief Vassi begeistert.
    »Und trinken werden wir dabei«, sagte Kataga hoffnungsvoll.
    Jeder mußte zugeben, daß es ein wunderbarer und einmaliger Tod sei, würdig eines Mannes wie Hadwell.
    Die letzten Einzelheiten wurden besprochen und die Zeit der Vollstreckung festgesetzt. Das ganze Dorf geriet in Aufregung, aber es war eine freudige Aufregung. Alle Hütten wurden mit Blumen bekränzt, nur der heilige Schrein nicht, wie es Sitte war. Die Frauen lachten und sangen, während sie das Todesmahl bereiteten. Nur Mele war nicht fröhlich, wenn sie auch nicht verstand, warum es ihr so erging. Mit hängenden Schultern schlich sie im Dorf umher, bis sie endlich durch die Felder zum Wald ging, wo Hadwell saß und an seinem Buch schrieb.
    Er war nur mit der Hose bekleidet. Brust und Rücken waren von den Strahlen der beiden Sonnen braungebrannt.
    »Hallo, Mele«, sagte er, als er das Mädchen erblickte. »Ich hörte die Trommeln. Hat das was zu bedeuten?«
    »Es ist eine Feier«, erwiderte Mele und setzte sich zu ihm.
    »Fein. Darf ich daran teilnehmen?«
    Mele starrte ihn an und nickte langsam. Ihr Herz war von soviel Mut gerührt. Der Botschafter tat so, als ginge ihn sein eigener Tod überhaupt nichts an – das war vorbildlich und seiner Stellung würdig. Die anderen Männer heute waren nicht so wie er. Sie wollten zwar auch die Belohnung des Gottes, aber sie konnten oft ihre Angst vor dem Tod nicht verbergen. Nun, Hadwell war der Botschafter dieses Gottes. Er mußte natürlich allen anderen Männern ein Vorbild sein.
    »Wann beginnt das Fest?« fragte Hadwell.
    »In einer Stunde.« Bisher hatte sie niemals Scheu vor ihm empfunden, aber jetzt wurde ihr auf einmal sehr schwer ums Herz. Sie fühlte sich bedrückt, aber sie wußte immer noch nicht, warum. Er gab ihren Blick zurück, und in seinen Augen war ein seltsames Leuchten.
    »Das ist wunderbar«, murmelte er gedankenverloren. »Das ist wirklich wunderbar, Mele.«
    Er betrachtete sie immer noch, die schönen Linien ihres Halses, den schlanken Nacken, die schwarzen Haare, die ihr bis auf die Schultern fielen.
    Nervös zog er einen Grashalm aus der Erde.
    »Mele«, begann er. »Ich … ich …« Er stockte, und ehe er richtig begriff, war das Mädchen in seinen Armen. »Oh, Mele …«
    »Hadwell!« schrie sie verzweifelt und klammerte sich an ihn. Dann aber machte sie sich plötzlich frei und sah ihn traurig an.
    »Was ist denn los, Liebling?«
    »Hadwell, ist da noch etwas, das du für uns tun könntest? Irgend etwas. Wir alle wären dir so dankbar.«
    »Aber sicher, mein Kind. Ich wollte mich nur ein wenig ausruhen, um dann erfrischt wieder an die Arbeit zu gehen. Es ist noch so viel zu tun.«
    »Nicht ausruhen, bitte. Du wolltest doch noch Bewässerungsgräben anlegen. Kannst du gleich damit beginnen?«
    »Wenn du willst, Liebling, tue ich es. Aber …«
    »Ich danke dir!« Sie sprang auf die Füße. Er stand auf und wollte sie festhalten. »Nicht jetzt. Wir haben keine Zeit mehr.« Sie lief davon und blieb

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