Heyne Galaxy 07
zusammen, zuckte noch einmal und war tot. Der Ausdruck seiner Freude und seines letzten Glücks wurde auch vom Tod nicht verwischt.
»Wunderbar«, murmelte Kataga neidisch.
Mele ergriff seinen Arm.
»Sei unbesorgt, Vater. Eines Tages wirst auch du so belohnt werden.«
»Hoffentlich. Aber wie soll ich das wissen? Sieh dir doch nur Rii an. Ein netterer und besserer Mensch hat nie unter uns gelebt. Sein ganzes Dasein verbrachte er damit, um einen gewaltsamen Tod zu beten. Und was geschah? Er starb während des Schlafs. Was ist das schon für ein Tod für einen richtigen Mann?«
»Es wird immer Ausnahmen geben.«
»Zuviel Ausnahmen! Ich kenne Dutzende.«
»Ich weiß, Vater, daß du eines Tages genauso schön sterben wirst wie der glückliche Brog.«
»Ja, vielleicht. Aber wenn man richtig darüber nachdenkt, hat Brog eigentlich einen einfachen Tod erlitten. Viel zu einfach für meinen Geschmack.« Seine Augen leuchteten auf. »Wenn ich einmal sterbe, muß es etwas ganz Besonderes sein, etwas Großes. Schmerzhaft, kompliziert und wunderbar – so wie der Botschafter eines Tages sterben darf.«
Mele sah in eine andere Richtung.
»Du verlangst mehr, als dir zusteht, Vater.«
»Wir werden ja sehen …«
Er dachte bei sich: ja, ihr werdet alle schon sehen! Ein intelligenter und tapferer Mann nimmt sein Schicksal selbst in die Hand. Er hilft ein wenig nach und wartet nicht darauf, bis der alte Priester seine Entscheidungen trifft. Er hat das Recht, so schmerzhaft und schrecklich zu sterben, wie er es wünscht. Es kommt nur darauf an, daß niemand die Absicht bemerkt.
Er entsann sich der halb zerschnittenen Seile an der Brücke und lächelte vor sich hin. Wie froh konnte er sein, niemals schwimmen gelernt zu haben.
»Gehen wir«, sagte Mele, »um den Botschafter zu begrüßen.«
Richard Hadwell lehnte sich in den gepolsterten Sitz zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die letzten Eingeborenen hatten gerade sein Schiff verlassen. Er konnte noch ihr fröhliches Singen hören, als sie ins Dorf zurückkehrten. Es dämmerte bereits. Überall im Schiff roch es nach frischen Blumen, nach Honig und nach Wein. Das dumpfe Dröhnen der Trommeln wurde allmählich leiser.
Hadwell lächelte selbstzufrieden und schrieb in sein Tagebuch:
»Wie schön bietet sich Igathi meinen bewundernden Blicken dar. Die Berge, die Flüsse, die schwarzen Sandufer, die üppige Vegetation, die blühenden Bäume in den unübersehbaren Wäldern – das ist eine Welt!«
Nicht schlecht für den Anfang, dachte Hadwell und schürzte die Lippen. Dann schrieb er weiter:
»Die Menschen hier sind wie wir. Sie haben eine braune Haut und sind friedfertig und freundlich. Sie begrüßten mich mit Blumen. Mit Hilfe der Hypnoschulung gelang es mir schnell, ihre Sprache zu erlernen, und mir ist, als hätte ich schon immer hier gelebt. Die Igathier sind leichtlebig und frohen Mutes. Sie haben keine Zivilisation und sind glücklich. Wir könnten viel von ihnen lernen!«
Wieder pausierte Hadwell einige Minuten, um nachzudenken.
»Sie haben mein Herz im Fluge gewonnen, und schon jetzt bewundere ich ihren Gott Thangookari, den sie verehren. Möge die zivilisierte Menschheit niemals diesen Planeten entdecken, den ich durch Zufall fand. Mit seinem Genius für die Vernichtung würde der Mensch dieser freundlichen Welt nichts als Tod und Verderben bringen.«
Er schloß das Tagebuch und sah durch die Sichtluke hinüber zum Dorf. Feuer brannten dort und warfen flackernden Lichtschein in die finsteren Gassen. Hadwell öffnete das Tagebuch noch einmal, um eine letzte Eintragung vorzunehmen:
»Aber sie haben eine große Kultur. Ich will ihnen helfen, soweit ich es kann und darf. Ich will nichts dafür haben.«
Endlich klappte er das Buch endgültig zu und legte den Schreibstift in die Schublade.
Am folgenden Tag begann Hadwell mit seinen guten Taten. Er fand heraus, daß viele der Igathier an Krankheiten litten, die durch winzige Erreger hervorgerufen wurden. Mit Hilfe geeigneter Antibiotika gelang es ihm, die meisten Fälle zu heilen.
Auf allen seinen Wegen wurde er von Mele begleitet. Das hübsche Mädchen stellte sich sehr geschickt an, besonders bei der Krankenpflege, und Hadwell war froh, sie als Assistentin gewonnen zu haben.
Bald gab es in dem Dorf keine Krankheiten mehr. Hadwell sah die Zeit für eine Ruhepause gekommen und hielt sich fast den ganzen Tag in einem sonnigen Wäldchen nahe bei Igathi auf, um an seinem Buch
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