Heyne Galaxy 08
verschwammen. Stück um Stück zogen sich die Nebel zurück und enthüllten die Gestalt einer …
Einer Frau. Der schönsten Frau, die er je gesehen hatte. Einer Frau, neben der selbst Lyddy zur Bedeutungslosigkeit verblaßte.
Und für einen kurzen Augenblick war er ein Len Mattern, der um fünfzehn Jahre verjüngt war, und starrte die Erscheinung mit offenem Mund an. »Aber Sie sagten doch, Sie würden ein Monstrum …«
»Für mein Volk, Mattern«, sagte sie, »ist diese Gestalt ebenso entsetzlich wie unsere Gestalt für euch. Sie, Mattern, verwandeln sich im Hyperraum in ein Wesen, wie es uns vertraut ist – und umgekehrt. Hätte die Geschichte bei Ihnen einen ebenso gleichmäßigen Verlauf genommen wie bei uns, dann wüßten die Menschen, was wir schon immer wußten – daß Xhindi und Menschen nur andere Aspekte ein und derselben Rasse sind. Aus diesem Grunde habt ihr Angst vor uns, wir jedoch nicht vor euch.«
Natürlich, dachte er. Wie sollten sie uns sonst so gut verstehen? Wie könnten sie sonst Logik in unserer Unlogik entdecken und sich derart auf uns einstellen? Und er lächelte bei dem Gedanken, daß sämtliche Einwände gegen die Xhindi vom sozialen Standpunkt aus unsinnig waren. Sie waren vielleicht Ungeheuer, doch sie waren keine Nichtmenschen.
»Ich habe einmal geglaubt, daß diese Erscheinungsform monströs wäre, Mattern«, fuhr die Mbretersha fort, »weil ich damals Sie und Ihre Rasse, obwohl sie eine Art unserer eigenen Rasse waren, für Monstren hielt – nicht nur ohne Schönheit, sondern auch ohne Würde oder Intelligenz oder Leidenschaft.«
»Vielleicht hatten Sie recht«, sagte er.
»Doch seit der Zeit habe ich Sie kennengelernt und habe begonnen, Sie zu respektieren, und ich habe erkannt, daß äußerliche Ähnlichkeiten bedeutungslos sind. Ich mag in diesem Universum in dieser Gestalt auftreten und im Hyperraum ein anderes Aussehen annehmen, aber ich bin trotzdem immer dieselbe. Wenn es überhaupt eine Schönheit gibt«, und sie stieß etwas aus, was man bei einer Person geringeren Standes als Kichern bezeichnet hätte, »dann handelt es sich um innere Schönheit.«
Mattern vermochte ihr nicht zuzustimmen. Obwohl er die Mbretersha auf Ferr bereits bewundert hatte, stand er ihr jetzt völlig anders gegenüber, und das lag nicht daran, daß er in ihr plötzlich eine neue innere Schönheit entdeckt hatte.
»Sie werden in diesem Universum also immer in dieser Gestalt auftreten?« fragte er. »Das würde für mich alles wesentlich einfacher machen – ich meine, anstelle einer seltsamen Ansammlung von Schatten«, fügte er hastig hinzu.
»Ich werde diese Gestalt beibehalten, solange ich in Ihrem Universum bin, Mattern«, sagte sie, »wenn Sie mich Ihrerseits akzeptieren – als Ihre …«
»Als meine Schiffskameradin?« fragte Mattern. »Als meinen Kqyres? Das habe ich bereits einmal getan.«
»Nicht nur als Ihre Schiffskameradin!«
»Als – meine Frau?« platzte er heraus und fragte sich gleichzeitig, ob er ihre Gedanken lesen konnte oder ob sie einen derart großen Einfluß auf ihn ausübte, daß er ihre Gedanken an ihrer Stelle aussprach.
Sie nickte.
Wieder angekettet, nach diesem kurzen Augenblick der Freiheit! Er wollte sie haben, gewiß, und er war entzückt, sie als Partner, als Kamerad bei sich zu wissen, doch er hatte kein Bedürfnis, neue formelle Bindungen einzugehen.
»Sie sind die Mbretersha«, protestierte er, »die Königin. Es wäre nicht richtig, wenn Sie einen gewöhnlichen Untergebenen heiraten würden.«
»Und Sie«, gab sie zurück, »sind einer der wenigen Männer, die von Natur aus zum Edelmann geboren und daher ein geeigneter Partner für mich sind. Es gibt keinen Mann in beiden Universen, den ich heiraten könnte, ohne mich zu erniedrigen«, erklärte sie. »Also heirate ich am besten, wo ich eine Basis für gegenseitige Achtung und Bewunderung sehe, abgesehen natürlich von der Zweckmäßigkeit.«
»Aber – aber unsere Zeremonie hätte in Ihrem Universum doch kaum Gültigkeit, nicht wahr?« stieß er verzweifelt hervor. »Und Ihre Zeremonie …«
»Wir werden zwei Zeremonien haben, Mattern, in jedem Universum eine.«
Mattern war glücklich mit der Mbretersha, denn sie vermochte jeden Traum und jede Sehnsucht eines Mannes zu erfüllen. Dazu kam, daß sie eine Frau war, für die man sehr wohl ein Universum aufs Spiel setzen konnte, eine Frau, der man ganze Welten zu Füßen legen konnte – kurz, wie er der einzige Mann war, der ihr würdig war, so
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