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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Blick an Barrett vorbei auf den Korridor und sagte: »Laß mich durch, ja? Ich kann es dir jetzt nicht erklären.«
    »Das solltest du aber. Es wäre besser.«
    »Es ist für uns alle besser, wenn ich es nicht tue. Laß mich durch.«
    Barrett rührte sich nicht von der Stelle. »Ich will wissen, wo du gewesen bist. Was hast du mit dem Hammer angestellt?«
    »Nichts. Ihn nur studiert.«
    »Vor einer Minute bist du nicht in diesem Raum gewesen. Dann warst du plötzlich da. Woher kommst du, Hahn?«
    »Du irrst dich. Ich habe direkt hinter dem Hammer gestanden, die ganze Zeit. Ich…«
    »Ich habe gesehen, wie du auf den Amboß gefallen bist. Du hast eine Zeitreise gemacht, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Lüg mich nicht an! Du weißt eine Möglichkeit, in der Zeit vorwärts zu reisen! Ja? Du hast uns bespitzelt und bist eben irgendwo gewesen, um deinen Bericht abzuliefern. Und jetzt bist du wieder da.«
    Auf Hahns Stirn glitzerte der Schweiß. Er sagte: »Ich möchte dir raten, nicht zu viele Fragen zu stellen. Du wirst alles erfahren, wenn die Zeit gekommen ist. Bitte, laß mich jetzt durch.«
    »Ich will zuerst eine Antwort haben!« erwiderte Barrett. Er spürte, daß er zitterte. Er kannte diese Antwort bereits, eine Antwort, die ihn in den Grundfesten seiner Seele erschütterte.
    Er wußte, wo Hahn gewesen war.
    Hahn antwortete nicht. Langsam näherte er sich Barrett, der sich nicht von der Stelle rührte. Der jüngere Mann schien Kräfte für einen Angriff zu sammeln.
    Barrett sagte: »Du kommst hier nicht 'raus, wenn du mir nicht sagst, was ich wissen will.«
    Hahn preschte los.
    Barrett beugte sich vor, die Krücke gegen den Türrahmen gestützt, und erwartete den Aufprall. Er war Hahn um etwa achtzig Pfund überlegen, was vielleicht einen gewissen Ausgleich dafür bildete, daß ihm Hahn dreißig Jahre und ein Bein voraus hatte.
    Sie trafen aufeinander, und Barrett vergrub seine Finger in Hahns Schultern und versuchte ihn in den Raum zurückzudrücken. Doch Hahn gab nicht nach.
    Plötzlich verlor Barrett die Herrschaft über seine Krücke, die ihm unter dem Arm hinwegglitt. Einen schmerzhaften Augenblick lang ruhte sein volles Gewicht auf dem zerschmetterten Fuß, ehe er – als ob seine Glieder unter ihm hinwegschmolzen – langsam zu Boden sank.
    Quesada, Altman und Latimer kamen in den Raum gestürmt. Barrett wälzte sich stöhnend am Boden. Hahn stand mit unglücklichem Gesicht über ihm.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Du hättest nicht versuchen sollen, mir so zu kommen.«
    Barrett starrte ihn wütend an. »Du hast eine Zeitreise gemacht, habe ich recht? Antworte!«
    »Ja«, sagte Hahn schließlich. »Ich bin Oben gewesen.«
    Eine Stunde später, als Quesada ihn derart mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt hatte, daß er nicht mehr ständig die Beherrschung verlor, erfuhr Barrett den Rest der Geschichte. Hahn hatte sein Geheimnis eigentlich nicht so früh enthüllen wollen, aber es war ihm schließlich nichts anderes übriggeblieben.
    Das Ganze war im Grunde sehr einfach. Das Prinzip der Zeitreise war in beiden Richtungen anwendbar, wie man inzwischen herausgefunden hatte.
    »Wie lange weiß man schon Bescheid?« fragte Barrett.
    »Etwa fünf Jahre. Es ist nicht genau bekannt, wann der Durchbruch eigentlich stattfand. Nachdem wir die geheimen Unterlagen der früheren Regierung durchgesehen hatten …«
    »Der früheren Regierung …?«
    Hahn nickte. »Im Januar fand die Revolution statt. Es war eigentlich kein gewaltsamer Umsturz. Der Syndikalismus hat sich gewissermaßen von innen heraus selbst aufgefressen, so daß ein Schritt schließlich zum nächsten führte.«
    »Muß sich wohl um Termiten handeln«, warf Barrett ein, und Hahn bekam einen roten Kopf.
    »Die Regierung trat jedenfalls zurück«, nahm er seinen Bericht wieder auf. »Inzwischen ist eine provisorische liberale Regierung im Amt. Hebt euch bitte weitere Fragen für später auf. Ich bin weder Politiker noch Volkswirtschaftler, wie ihr ja auch schon erraten hattet.«
    »Was bist du dann?«
    »Ich gehöre der Polizei an«, sagte Hahn. »Und zwar bin ich Mitglied einer Kommission, die das Gefängniswesen der früheren Regierung zu erkunden hat.«
    Barrett blickte Quesada an, dann Hahn. Die Gedanken jagten sich in seinem Kopf, und er konnte sich nicht erinnern, daß ihn die Ereignisse jemals zuvor derart überrollt hatten. Er mußte sich zusammennehmen, um nicht wieder die Beherrschung zu verlieren. Mit unsicherer Stimme sagte er: »Du bist geschickt

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