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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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worden, um unser Lager zu beurteilen, ja? Und du bist jetzt Oben gewesen, um ihnen deine Ergebnisse mitzuteilen? Du hältst uns für einen ziemlich traurigen Haufen, nicht wahr?«
    »Ihr habt hier unter größtem seelischem Druck gelebt«, sagte Hahn. »Wenn man die Umstände eurer Verbannung in Betracht zieht…«
    Quesada unterbrach ihn: »Wenn Oben eine liberale Regierung an der Macht ist und die Zeitreise in beiden Richtungen möglich ist, können wir dann annehmen, daß wir Hawksbill-Gefangenen wieder nach Oben geschickt werden …?«
    »Natürlich«, sagte Hahn. »So bald wie möglich. Deswegen bin ich ja hier. Um herauszufinden, ob ihr noch am Leben seid, und um euren Zustand zu beurteilen und festzustellen, wie dringend ihr Hilfe braucht. Man wird euch natürlich jede mögliche medizinische Unterstützung gewähren, und auf die Kosten soll es dabei nicht ankommen…«
    Barrett achtete kaum auf das, was Hahn sagte. Den ganzen Abend über, seit der ersten Mitteilung Altmans, hatte er etwas Derartiges befürchtet, doch er hatte nicht angenommen, daß seine Ängste so schnell Wirklichkeit werden könnten.
    Er sah sein Königreich bereits zusammenbrechen …
    Er sah sich in eine Welt zurückkehren, die er niemals verstehen würde, ein humpelnder Rip van Winkle, der nach zwanzig Jahren zurückkehrte.
    Er sah sich einen Ort verlassen, der ihm zur zweiten Heimat geworden war.
    Barrett sagte müde: »Es wird Männer geben, die mit dem Schock der Freiheit nicht fertig werden können. Es ist vielleicht ihr Tod, einfach wieder in einer Welt abgesetzt zu werden, die sie nicht mehr verstehen. Ich meine vor allem unsere fortgeschrittenen Fälle wie Valdosto und dergleichen.«
    »Ja«, sagte Hahn. »Ich habe sie in meinem Bericht erwähnt.«
    »Es wird nötig sein, sie langsam auf ihre Rückkehr vorzubereiten, was vielleicht Jahre datiert. Vielleicht sogar noch länger.«
    »Da bin ich kein Fachmann«, sagte Hahn. »Es wird alles Nötige getan werden, darauf kannst du dich verlassen. Vielleicht werden wir sie hierlassen müssen. Ich kann verstehen, daß es ein Risiko ist, sie zurückzubringen, während sie die ganzen Jahre über geglaubt haben, daß eine Rückkehr unmöglich ist.«
    »Darüber hinaus«, sagte Barrett, »gibt es hier eine Menge Arbeit. Wissenschaftliche Arbeit. Der Planet muß erforscht werden. Ich bin der Meinung, daß man das Lager hier nicht völlig auflösen sollte.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Wir haben die Absicht, es bestehen zu lassen, allerdings nicht als Gefängnis.«
    »Gut«, sagte Barrett. Er tastete nach seiner Krücke, fand sie neben seinem Lager und erhob sich schwerfällig. Quesada wollte ihm zu Hilfe kommen, doch er befreite sich von seinem Griff. »Gehen wir nach draußen«, sagte er.
    Sie verließen das Gebäude. Ein grauer Nebel hatte sich über das Lager gelegt, und es regnete. Barrett warf einen Blick auf die überall verstreuten Hütten und auf den Ozean, der im schwachen Mondlicht kaum zu sehen war. Er dachte an Charley Norton und die Männer, die unter seiner Führung auf die Expedition zum Inlandsee gezogen waren. Ihnen stand eine große Überraschung bevor, wenn sie in einigen Wochen zurückkamen und erfuhren, daß sie als freie Menschen ins einundzwanzigste Jahrhundert zurückkehren konnten.
    Es irritierte Barrett, daß ihm plötzlich ein seltsamer Druck auf den Augenlidern lastete und er das Bedürfnis verspürte, zu weinen.
    Von der Spitze des Hügels aus überblickte er sein Königreich, und er ließ sich Zeit dabei.
    Dann wandte er sich an Hahn und Quesada und sagte leise: »Habt ihr verstanden, was ich euch sagen wollte? Jemand muß hierbleiben und für die Eingewöhnung der Kranken sorgen, die sonst den Schock nicht überleben würden. Jemand muß das Lager hier leiten und den neuen Insassen, den Wissenschaftlern, helfen.«
    »Natürlich«, sagte Hahn.
    »Und derjenige, der zurückbleibt, sollte meiner Meinung nach das Lager gut kennen, und es sollte jemand sein, der eigentlich nach Oben zurückkehren könnte, der aber dieses Opfer zu bringen bereit ist. Versteht ihr mich? Ein Freiwilliger.«
    Sie lächelten ihn jetzt offen an, und Barrett fragte sich, ob er den beiden seine Gefühle nacht zu offen gezeigt hatte. Zum Teufel mit ihnen, dachte er und saugte die kambrische Luft in seine Lungen.
    »Ich erbiete mich, hierzubleiben«, sagte er laut und deutlich und starrte die beiden Männer an, um ihren Widerstand im Keim zu ersticken. Aber er wußte, daß sie es nicht

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