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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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hydraulische Flüssigkeit.
    In diesem Augenblick klangen bereits die Fanfaren auf, deren Klang mich wie Eiswasser überrann; das Tor sprang vor mir auf.
    Ich betrat erhobenen Kopfes die Arena, während ich mir in Wirklichkeit sehr klein und zerbrechlich vorkam und mich fragte, warum ich nicht in meiner sicheren Zelle geblieben war. Auf der anderen Seite der Arena erhoben sich die Tribünen in einen Abendhimmel, an dem sich lange, rosafarbene Wolkenstreifen dahinzogen. Ich mußte plötzlich an ein Märchenland denken, das ich in meiner Kindheit oft in mir heraufbeschworen hatte.
    Im Scheinwerferlicht verbeugte sich bereits ein stämmiger Servo nach allen Seiten, wobei er elegant seinen Umhang schwenkte. Er war noch zu weit entfernt und wurde überdies durch die erhöhte Arena halb verdeckt, daher konnte ich es nicht genau erkennen, aber es schien, als wäre er nur mit einer schweren Elektrorute bewaffnet. Vielleicht wußte er bereits, daß ich heute als Organo im Ring stand; vielleicht war er auch nur einfach ein guter Kämpfer…
    Er warf den Umhang ab und kam auf mich zu, während er mich durch die Schlitze in seiner Maske eingehend musterte.
    Vielleicht fragte er sich, was für Tricks ich im Ärmel haben mochte. Wenn er an dem Komplott beteiligt war, wunderte er sich sicher, daß ich überhaupt gekommen war. Bestimmt hatte er mit einem kampflosen Sieg gerechnet oder mit einem in letzter Minute bestellten Ersatzgegner. Zumindest hatte er erwartet, daß ich ihm in meinem großen Charley gegenübertreten würde, mit allem bepackt, was im Rahmen des Gesetzes noch in der Arena erlaubt war. Statt dessen sah er sich einem unscheinbaren, einsfünfundsiebzig großen Körper gegenüber, der zwar erträglich breite Schultern hatte, der um die Taille jedoch bereits ein wenig zur Fülle neigte.
    Die Verwahrungsleute hatten wirklich allerlei mit mir angefangen, das mußte ich zugeben. Der alte Organo war in besserer Verfassung als bei seiner Einlieferung vor über einem Jahr. Ich fühlte mich ausgesprochen stark und sehr beweglich; plötzlich ergriff eine kaum zu bändigende Kampfstimmung von mir Besitz. Vielleicht war die plötzliche Energie, die mich durchflutete, auf die Mittel zurückzuführen, die mir von den Verwahrtechnikern beim Erwachen verabreicht worden waren; vielleicht handelte es sich auch nur um einen rein tierischen Kampfinstinkt, den man den Servos bisher noch nicht hatte mitgeben können; es war jedenfalls ein ausgesprochen angenehmes und beruhigendes Gefühl.
    Ich erreichte den Betonrand der Arena und betrachtete meinen Gegner, der jetzt noch etwa fünfzehn Meter entfernt war und wahrhaft riesig wirkte. Trotz der Maske war ich mir ziemlich sicher, daß es sich um einen umgebauten Norge Atlas handelte. Im Augenblick war er mit seiner Rute beschäftigt. Spielerisch ließ er sie durch die Luft sausen, und die Zuschauer folgten seinen Bewegungen mit faszinierten Blicken.
    Es gab keine Bestimmung, die mir vorschrieb, daß ich zu warten hätte, bis er mit seinen Übungen fertig war. Also senkte ich den Morgenstern und packte ganz fest zu, so daß das Ende der Keule in der Beuge meines Handgelenks ruhte. Dann schwang ich die Waffe übungshalber ein paarmal hin und her; das genügte zum Anwärmen. Mit der linken Hand brachte ich sodann das Netz in Wurfposition und näherte mich langsam meinem Gegner.
    Natürlich war es irgendwie anders als in einem Servo; ich fühlte den Schweiß, der mir über daß Gesicht lief, ich hörte die Luft, die meine Lungen einsogen, und spürte das Blut, das durch meine Muskeln und Venen pulsierte. Es war ein seltsam lebendiges Gefühl, als ob es zwischen mir, dem Himmel und der Erde nichts mehr gäbe, als ob ich ein Teil von ihnen geworden wäre und sie ein Teil von mir. Ein seltsames Gefühl, ein gefährliches, ungeschütztes Gefühl – aber trotzdem irgendwie ein gutes Gefühl.
    Er beendete seine Übungen, als ich noch etwa drei Meter von ihm entfernt war, und schwang herum, um mich anzusehen. Er wußte, daß ich da war; er gefiel sich nur darin, die Sache eiskalt auszuspielen. Bitte sehr. Wenn er spielte, konnte ich ihn mir um so leichter vornehmen.
    Ich täuschte ihn mit dem Netz, bückte mich, schwang den Morgenstern. Er trat blitzschnell zurück, und ich verfehlte ihn um einen Zentimeter. Ich folgte augenblicklich mit der Keule, während ich das Netz in Bereitschaft hielt. Er wich noch weiter zurück und musterte mich von oben bis unten.
    »Ramm – bist du das in dem komischen

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