HEYNE SCIENCE FICTION & FANTASY Band 06/5405
zu
demonstrieren.«
»Vielleicht komme ich darauf zurück«, sagte Chakotay schmunzelnd.
Es könnte klappen, dachte Janeway. Immerhin wußte die Militär-Kaste nicht, daß sie blufften.
»Na schön. Wir versuchen es. Wie lange dauert es, das energetische Niveau des Zylinders zu erhöhen
und dadurch den Eindruck zu erwecken, daß eine Entladung unmittelbar bevorsteht?«
»Zwei Stunden und siebenundzwanzig Minuten«, antwortete Chakotay. »Das behauptet jedenfalls die
Computersimulation.«
»Fangen Sie an. Aber seien Sie vorsichtig und erregen Sie keine Aufmerksamkeit. Wenn die Sperianer
Verdacht schöpfen, greifen sie vielleicht sofort an und verzichten auf den Versuch, uns vorher zu Tode
zu reden.«
»Aye, Captain.« Chakotay schritt zur Kom-Station und gab Harry Kim einige Anweisungen. Janeway
schloß daraus, daß die Manövrierdüsen und die übrigen Systeme des Warpbeschleunigers von der
Kommunikationskonsole aus kontrolliert wurden.
Sie beobachtete Kim einige Sekunden lang und sah dann zu Sozoas. Wenn sie Harry zuviel
Aufmerksamkeit schenkte… Dann ahnten die Sperianer vielleicht etwas.
Sozoas schien den Streit regelrecht zu genießen. Stolz und mit hoch erhobenem Haupt stand er vor
dem Schirm, neigte alle Kopftentakel dem Projektionsfeld entgegen. In seiner zwitschernden Stimme
ließen sich Zorn und Empörung vernehmen.
Der andere Sperianer bot ein ähnliches Erscheinungsbild. Janeway verglich Sozoas und seinen
Gesprächspartner mit zwei Kindern, die um ein Spielzeug zankten. In gewisser Weise fand sie es
unglaublich. Sie hätte nicht gedacht, daß erwachsene, intelligente Geschöpfe zu einem derart unreifen
Verhalten fähig waren.
Im Alpha-Quadranten wäre so etwas sehr peinlich gewesen, dachte sie und seufzte lautlos. Noch
etwas mehr als zwei Stunden. Halten Sie solange durch, Sozoas. Ich zähle auf Sie und Ihr
streitsüchtiges Wesen.
Janeway hoffte, daß sich nicht plötzlich Tuvoks Logik und Rationalität durchsetzten. Diesmal hätte es
zu einer Katastrophe führen können…
Kapitel 20
Neelix hatte das Frühstück immer für eine seiner besten Mahlzeiten gehalten.
Er blickte auf die Tabletts mit gedünstetem Phu, leicht geröstetem artelianischen Süßbrot, cremig
gerührten xantaxanischen Pilzen und proteinreichen Gemüsestangen.
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Die Spezialitäten waren kaum angerührt worden. Normalerweise fanden sich rund hundertfünfzig
Personen zum Frühstück im Speisesaal ein, doch diesmal zählte Neelix nur zweiundzwanzig. Einzeln
oder zu zweit saßen sie an den Tischen, sprachen leise miteinander und sahen sich immer wieder
verwundert um. Der Raum schien größer und leerer zu sein als jemals zuvor.
Bestimmt trug Paul Fairman die Verantwortung dafür. Vermutlich verteilte er Frühstücksrationen an
die Besatzung. Synthetische Nahrung, ohne Seele und Substanz. Und die köstliche Mahlzeit, die Neelix
anderthalb Stunden lang zubereitet hatte, mußte nun als Müll enden.
Nein, nicht als Müll, dachte er. Unsere Vorräte sind viel zu knapp bemessen, um sie auf diese Weise
zu vergeuden. Er würde einige Soßen hinzufügen und zum Mittag noch einmal alles erwärmen. Falls
nötig, bringe ich heute abend den ganzen Kram noch einmal auf den Tisch, mit frischem Gemüse.
Er klopfte auf seinen Insignienkommunikator. »Neelix an Fähnrich Kim.« Seit vielen Wochen
geschah es heute zum erstenmal, daß Harry Kim nicht beim Frühstück erschien. Von ihm bekam er
bestimmt alle Auskünfte, die er brauchte.
»Sie haben nicht gerade einen idealen Zeitpunkt gewählt«, sagte Kim.
»Ich benötige nur Antwort auf eine Frage.«
»Na schön. Wenn’s nicht zu lange dauert…«
»Haben Sie heute morgen von Paul Fairman ein synthetisches Frühstück bekommen?«
Mehrere Sekunden lang herrschte Stille. »Tut mir leid«, sagte Harry schließlich. »Ich habe
versprochen, diese Frage nicht zu beantworten. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden… Kim
Ende.«
Neelix kaute nachdenklich auf der Lippe. Harry hatte versprochen, die Frage nicht zu beantworten?
Was sollte das denn bedeuten? Sicher hat ihm Fairman ein solches Versprechen abgenommen.
Der Talaxianer runzelte die Stirn. Ich habe ihm den Akkumulator gegeben, dachte er. Und ich weiß,
daß er einen Replikator besitzt. Versucht er etwa, die Sache mit dem synthetischen Frühstück vor mir
zu verbergen? Hält er mich vielleicht für einen Idioten? Glaubt er, daß ich nicht selbst dahinterkomme?
Wenn ihm Tuvok nur nicht geraten
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