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gut wie keine Details über das Liebesleben meiner Helden, doch nach wenigen Monaten des Lebens im Untergrund von Prag möchten beide heiraten: Gabčik Libena, die Tochter der Familie Fafek, und Kubiš die schöne Anna Malinová mit den himbeerroten Lippen. Nach dem Krieg … Sie geben sich keinen Illusionen hin. Sie wissen, dass ihre Chance, den Krieg zu überleben, nicht einmal eins zu eintausend ist. Doch diese Chance möchten sie wahrnehmen. Natürlich steht an erster Stelle, ihre Mission zu erfüllen. Aber sie müssen dabei nicht unbedingt sterben. Fürchterlicher Gedanke.
    Die beiden Männer gehen die langgezogene Straße Nerudova mit den vielen Wappen und verzierten Schildern hinab, die die Burg mit der Malá Strana, der Kleinseite, verbindet. Dort unten muss der Mercedes durch eine schöne Kurve fahren. Die werden sie sich genauer ansehen.

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    Anders als Heydrich denkt, regt sich der tschechische Widerstand noch. Und sogar mehr als das. Um die täglichen Informationen des Tischlers über Heydrichs Fahrzeiten entgegenzunehmen, macht das Team «Anthropoid» unterhalb der Burg eine Erdgeschosswohnung ausfindig. Wann immer die Notwendigkeit besteht (also wahrscheinlich jeden Tag), begibt sich der Tischler dorthin und klopft an die Fensterscheibe. Eine junge Frau öffnet das Fenster (es sind zwei junge Frauen, die ihm abwechselnd öffnen und die er für die Schwestern oder Freundinnen der beiden Fallschirmspringer hält; womit er richtigliegen könnte). Sie wechseln niemals ein Wort miteinander. Der Tischler übergibt seinen kleinen Zettel und macht sich wieder auf den Weg. Heute hat er vermerkt: «9–5 (ohne)». Das bedeutet: neun Uhr. Siebzehn Uhr. Ohne Eskorte.
    Gabčik und Kubiš sehen sich mit einem unlösbaren Problem konfrontiert. Sie haben keine Möglichkeit, im Voraus zu erfahren, ob Heydrich von einer Eskorte begleitet wird oder nicht. Die Statistiken, die sie auf der Basis der Berichte des Tischlers erstellt haben, lassen keine regelmäßige Abfolge erkennen. Manchmal ohne. Manchmal mit. Ohne: eine klitzekleine Chance, zu überleben. Mit: nicht die geringste.
    Um ihre Mission erfolgreich durchzuführen, müssen die beiden Fallschirmspringer also russisches Roulette spielen und ein Datum festlegen, ohne zu wissen, ob ohne. Oder mit. Ob ihre Mission extrem riskant ist oder gleich ein Selbstmordkommando.

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    Kurve um Kurve fahren die beiden Männer auf ihren Rädern ein ums andere Mal die Strecke ab, die Heydrich von seinem Wohnsitz bis zur Burg zurücklegen muss. Heydrich wohnt in dem kleinen Vorort Panenské Břežany, eine Viertelstunde Autofahrt vom Stadtzentrum Prags entfernt. Ein Teil der Strecke liegt besonders isoliert, eine lange, gerade verlaufende Straße ohne angrenzende Wohnhäuser: Sollte es ihnen gelingen, den Wagen dort zum Stehen zu bringen, könnten sie Heydrich angreifen, ohne irgendwelche Blicke auf sich zu ziehen. Sie überlegen, den Mercedes mit Hilfe eines über die Straße gespannten Stahlseils zu stoppen. Doch wie sollten sie danach fliehen? Sie bräuchten selbst ein Auto oder ein Motorrad. Leider besitzt der tschechische Widerstand keins von beiden. Nein, es muss mitten in der Stadt geschehen, am helllichten Tage, mitten in der Menschenmenge. Und sie brauchen eine Kurve. Gabčiks und Kubiš’ Gedanken kreisen nur noch um Biegungen und Windungen. Sie träumen von der idealen Kurve.
    Und werden fündig.
    Auch wenn «ideal» nicht ganz das richtige Wort ist.

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    Die Kurve der Klein-Holeschowitz-Straße ( ulice v Holešovíčkách auf Tschechisch) im Vorort Libeň besitzt gleich mehrere Vorteile. Zunächst zwingt die Haarnadelkurve den Mercedes, deutlich langsamer zu fahren. Außerdem liegt sie am Fuße einer Erhebung, auf der sich ein Späher postieren kann, um die Ankunft des Mercedes zu signalisieren. Und schließlich liegt sie auf halber Strecke zwischen Panenské Břežany und dem Hradschin, im Außenbezirk von Prag, weder im Stadtzentrum noch auf weiter Flur. Sie bietet ihnen somit Fluchtmöglichkeiten.
    Doch die Kurve der Klein-Holeschowitz-Straße hat auch Nachteile. Sie befindet sich an einer Kreuzung, an der auch Straßenbahnlinien verkehren. Sollte eine Tram im selben Moment vorbeikommen wie der Mercedes, könnte sie die Operation durcheinanderbringen, indem sie das Auto verdeckt oder Zivilisten in Gefahr bringt.
    Ich war noch nie an einem Mordanschlag beteiligt, nehme aber an, dass ideale Bedingungen schlicht nicht existieren und man irgendwann eine Entscheidung