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HHhH

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Titel: HHhH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Binet Laurent
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Resultat bloßen unheilvollen Zufalls oder Čurdas unaufhaltsamen Willens war. Wie dem auch sei, am 16. Juni 1942, einem Dienstag, scheint Karel Čurdas Entscheidung gefallen zu sein. Er weiß nicht, wo sich seine Kameraden versteckt halten. Doch er weiß genug.
    Karel Čurda überquert die Straße, informiert den Wachposten vor der schweren hölzernen Eingangstür, dass er über Informationen verfüge, schreitet die hohen Stufen empor, die von einem roten Teppich bedeckt werden und in die riesige Eingangshalle hineinführen, und verschwindet im steinernen Bauch des düsteren Palastes.

246
    Wann und warum Vater und Sohn Moravec nach Prag zurückkehrten, weiß ich nicht. Kaum aufgebrochen, sind sie auch schon wieder da, wahrscheinlich beendete die Ungeduld des jungen Sohnes den kurzen Landausflug; vielleicht wollte er den Fallschirmspringern helfen oder seine Mutter nicht länger allein lassen. Vermutlich lag es auch an der Arbeit seines Vaters. Es heißt, Herr Moravec sei über nichts im Bilde gewesen, doch das kann ich nicht glauben. Ihm muss klar gewesen sein, dass es sich bei den Fallschirmspringern, die seine Frau in der gemeinsamen Wohnung einquartierte, nicht um Pfadfinder handelte. Außerdem hatte er seine Freunde mehrfach um Unterstützung gebeten – bei der Suche nach einem Kleidungsstück, einem Fahrrad, einem Arzt, einem Versteck … Also war die ganze Familie am Widerstandskampf beteiligt, einschließlich des ältesten Sohnes, der sich nach England abgesetzt hatte und bei der Royal Air Force als Pilot arbeitete. Es gibt schon länger keine Neuigkeiten mehr von ihm, und er wird am 7. Juni 1944 sterben – einen Tag nach der Landung der Alliierten wird sein Jagdbomber abstürzen, das heißt in knapp zwei Jahren, was in diesen Zeiten einer Ewigkeit gleicht.

247
    Čurda hat zwar den Rubikon überschritten, wurde allerdings nicht wie ein Held empfangen. Die Gestapo erkannte schnell, von welcher Bedeutung seine Aussage für sie sein würde, und verhörte ihn unter Einsatz gemäßigter Prügelattacken die ganze Nacht über. Nun sitzt Čurda in einem der düsteren Gänge brav auf einer Holzbank und harrt der Verkündung seines Urteils. Als er einen Moment mit ihm allein ist, stellt ihm der hinzugezogene Übersetzer folgende Frage:
    «Warum haben getan das?»
    «Ich wollte nicht, dass noch mehr unschuldige Menschen ermordet werden.»
    Und er wollte die zwanzig Millionen Kronen. Die er tatsächlich bekommen wird.

248
    Das, wovor sich jede Familie in diesen eisernen, entsetzlichen Zeiten fürchtet, geschieht eines Morgens bei Familie Moravec. Es klingelt an der Tür, davor steht die Gestapo. Die Deutschen stellen Mutter, Vater und Sohn an die Wand und dann die ganze Wohnung auf den Kopf. «Wo sind die Fallschirmspringer?», zetert der deutsche Kommissar, und sein Übersetzer übersetzt. Sanft antwortet Vater Moravec, er kenne keinen Fallschirmspringer. Erneut durchsucht der Kommissar die Zimmer. Frau Moravec fragt, ob sie zur Toilette gehen dürfe. Ein Gestapo-Mann verpasst ihr eine Ohrfeige. Doch direkt darauf wird er von seinem Vorgesetzten herbeizitiert und verschwindet. Eindringlich bittet sie den Übersetzer erneut, auf die Toilette gehen zu dürfen, und er gestattet es ihr. Sie weiß, dass ihr nur wenige Sekunden bleiben, und verrammelt die Tür zum Badezimmer so fest wie möglich. Dann holt sie ihre Zyankalikapsel hervor und zerbeißt sie, ohne zu zögern. Das Gift beginnt sofort zu wirken.
    Als er ins Wohnzimmer zurückkommt, will der Deutsche wissen, wo die Frau ist. Der Übersetzer erklärt es ihm. Der Deutsche versteht sofort. Außer sich vor Wut stürzt er ins Badezimmer, indem er sich mit der Schulter gegen die Tür wirft. Frau Moravec steht noch aufrecht da, ein Lächeln auf den Lippen. Dann sinkt sie zusammen. «Wasser!», brüllt der Kommissar. Seine Männer eilen mit Wasser herbei und versuchen verzweifelt, Frau Moravec wiederzubeleben, doch sie ist tot.
    Ihr Mann lebt aber noch. Und ihr Sohn ebenfalls. Ata sieht, wie die Männer der Gestapo den Leichnam seiner Mutter hinaustragen. Mit einem Grinsen im Gesicht kommt der Kommissar auf ihn zu. Ata und sein Vater werden verhaftet und im Schlafanzug abgeführt.

249
    Natürlich haben sie ihn grausam misshandelt. Anscheinend zeigten sie ihm den Kopf seiner Mutter, der in einem Aquarium schwamm. «Siehst du diese Holztruhe, Ata? …» Valčíks Worte kamen ihm sicher wieder in den Sinn, doch eine Truhe hat eben keine Mutter.

250
    Jetzt bin ich

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