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dass es auch jetzt für ihn keinen Stillstand gibt. Nicht ruhen und rasten, immer an sich selbst arbeiten und vorwärts streben, das ist seine Grundeinstellung, gleichviel, ob es sich um Sport oder Dienst handelt.»
(Artikel aus der Fachzeitschrift Leibesübungen und körperliche Erziehung )
Wer Heydrich kennt, weiß, dass man besser nicht mit Lobeshymnen auf den genialen 37-jährigen Athleten geizt und auch nicht erwähnen sollte, unter welchem Druck die Kampfrichter stehen, wenn sie dem Chef der Gestapo einen Punktabzug erteilen müssen. Ebenfalls zu vermeiden sind Anspielungen auf Commodus oder Caligula, die gerne in der Arena gegen Gladiatoren kämpften – wobei natürlich klar war, dass es im ureigenen Interesse der Gladiatoren lag, ihren Kaiser nicht zu hart anzufassen.
Davon einmal abgesehen scheint es so, als legte Obergruppenführer Heydrich während der Wettkämpfe ein korrektes Verhalten an den Tag. Als er sich einmal über die Entscheidung eines Schiedsrichters aufregte, wies ihn der Kampfleiter vor versammeltem Publikum mit der trockenen Bemerkung zurecht: «Auf der Fechtbahn gelten nur die sportlichen Gesetze und sonst nichts.»
Die Kühnheit des Mannes verschlug Heydrich die Sprache, und er gab klein bei.
Seine Hybris sparte er sich anscheinend für später auf, denn anlässlich der Fechtmeisterschaften von Bad Kreuznach vertraute er zwei Freunden (seit wann hat Heydrich eigentlich Freunde?) in sehr anschaulicher Sprache an, er werde nicht zögern, gegebenenfalls Hitler höchstpersönlich unschädlich zu machen, falls «der Alte Mist baut».
Was genau er damit wohl meinte? Ich wüsste es nur zu gerne.
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Dieses Jahr im Sommer kletterte im Zoo von Kiew ein Mann in den Löwenzwinger. Zu einem Besucher, der ihn zurückhalten wollte, sagte er, während er über die Abgrenzung sprang: «Gott wird mich retten.» Daraufhin ließ er sich bei lebendigem Leib verspeisen. Wäre ich im Sommer dort gewesen, hätte ich zu ihm gesagt: «Man sollte nicht alles glauben, was einem erzählt wird.»
Den Menschen, die in Babi Yar starben, hat Gott nicht das Geringste genützt.
Auf Russisch bedeutet Yar Schlucht. Babi Yar, die «Großmutterschlucht», lag im Außenbezirk von Kiew und war eine riesige natürliche Senke. Heute ist davon nur noch eine grasüberwachsene, nicht besonders tiefe Mulde übrig, in deren Mitte sich eine beeindruckende, äußerst sozialistisch anmutende Skulptur erhebt, die im Andenken an die Opfer errichtet wurde. Doch als ich auf dem Weg zur Schlucht war, wollte mir der Taxifahrer unbedingt zeigen, bis wohin sich Babi Yar damals erstreckte. Er brachte mich zu einer Art bewaldeter Schlucht und teilte mir mit Hilfe einer jungen Ukrainerin, die mich begleitete und mir als Übersetzerin diente, mit, dass dort die Leichname hineingeworfen worden waren, wo sie die Böschung hinunterrollten. Danach stiegen wir wieder ins Auto, und er setzte mich beim Denkmal ab, das mehr als einen Kilometer entfernt war .
Zwischen 1941 und 1943 verwandelten die Nazis die «Schlucht der Großmutter» in die größte Leichengrube der Geschichte der Menschheit: Wie auf einer Gedenkplatte in drei Sprachen (Ukrainisch, Russisch und Hebräisch) zu lesen ist, fanden hier über einhunderttausend Menschen den Tod, sie alle wurden Opfer des Faschismus.
Mehr als ein Drittel von ihnen wurden in weniger als achtundvierzig Stunden hingerichtet.
An jenem Septembermorgen im Jahr 1941 begaben sich die Juden aus Kiew zu Tausenden zu dem Treffpunkt, zu dem sie zitiert worden waren. Sie hatten ihre Wertsachen dabei und sich damit abgefunden, deportiert zu werden, und waren sicher, dass die Deutschen Übles mit ihnen vorhatten.
Zu spät verstanden sie, was ihnen wirklich blühte. Manche direkt nach ihrer Ankunft, andere erst am Abgrund der Schlucht. Dazwischen wurden sie im Ruckzuck-Verfahren ihrer Habseligkeiten beraubt: Die Juden übergaben ihre Koffer, Wertsachen und Papiere, die man vor ihren Augen zerriss. Danach mussten sie einen sogenannten Korridor durchqueren, der von SS-Männern gebildet wurde – mit äußerster Brutalität schlugen die Einsatzgruppen von beiden Seiten mit Stöcken und Gummiknüppeln auf sie ein. Fiel ein Jude hin, ließen sie die Hunde auf ihn los, oder er wurde von den anderen Juden, die völlig außer sich waren, überrannt. Am Ende dieses teuflischen Korridors fanden sich die Juden auf einem Platz wieder, wo sie aufgefordert wurden, sich vollständig auszuziehen. Dann wurden sie
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