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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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vielleicht wird er versuchen, Muriel zu erwischen. Ich könnte das natürlich Colonel Marting sagen, und er würde mir zehn Leute vom FBI hier herauf schicken. Ich glaube aber, daß Sie das lieber tun. Es ist doch Ihr Gebiet, nicht?“
    Seine blauen Augen leuchteten.
    „Ich danke Ihnen, Mister Stretcher. Nur über meine Leiche...“
    Ich stieß ihm mit der Linken in die Rippen.
    „Hören Sie endlich auf, Sheriff, große Töne zu spucken. Versuchen Sie nicht dauernd, ein Held zu sein. Helden sind mir ein Greuel. Ich bin auch keiner. Helden sterben immer viel zu schnell und viel zu dumm. Außerdem will ich eine lebende Muriel und keinen toten Sheriff.“
    „Kapiert“, sagte er.
    Muriel, die uns offenbar kommen gehört hatte, stand schon auf der Straße und winkte uns von weitem zu. Als wir bei ihr waren, hakte ich mich bei ihr ein und deutete auf den Sheriff.
    „Das ist der Häuptling, der dir heute nacht soviel Aufregung gemacht hat. Ich nehme wenigstens an, daß du dich aufgeregt hast.“
    „Nicht sehr“, sagte sie, „weil ich den Stern auf dem Wagen erkannte.“
    „Uff“, sagte ich, „und ich gab mich der süßen Hoffnung hin, ein total verzweifeltes Mädchen trösten zu müssen. Aber du hast doch Marting mobilisiert, oder?“
    „Ja, das schon“, sagte sie und schüttelte dem Sheriff kräftig die Hand. „Ich rief ihn an, aber er war nicht in seiner Wohnung. Man wußte aber, wo er war, und da erzählte ich es ihm.“
    „Na schön, aber weshalb hat er mich nicht gleich befreit?“
    „Er meinte, es geschähe dir ganz recht und es täte ihm leid, daß er dich nicht die nächsten acht Tage drinlassen könne. Du würdest ihm zuviel Sorgen machen. — Hast du schon gefrühstückt?“
    „Ausgiebig“, sagte ich, „so ausgiebig, daß ich jetzt ein wenig Alkohol vertragen könnte. Sie wahrscheinlich auch, Sheriff?“
    Er nickte, ohne seinen Blick von Muriel zu wenden.
    Wir gingen an der Badewanne vorbei, und Oliver kam uns in großen Sätzen entgegen. Hinter ihm kam John gekullert. Ich wollte den Kleinen streicheln, aber Oliver schoß wie ein Teufel auf mich zu und hielt mir die Hand fest.
    „Nichts mehr zu machen“, lachte Muriel, „ich kann ihn selbst kaum noch anfassen. Oliver hat ihn ganz für sich beschlagnahmt. Vorhin stand er dabei und schaute zu, wie John aus seiner Schüssel fraß, und als ich in die Nähe kam, knurrte er mich an.“
    Wir stellten uns Liegestühle vors Haus und nahmen eine Flasche Whisky mit. Es war sieben Uhr und noch angenehm kühl. In den Sträuchern an der Straße zwitscherten ein paar Vögel; später, wenn es heißer werden würde, konnte man keinen Vogel mehr hören.
    Ich sagte nun Muriel, daß der Sheriff bei ihr bliebe — mindestens mal bis heute abend. Sie hatte nichts dagegen; mir schien sogar, als sei es ihr ganz lieb.
    Ich trank meinen Whisky mit kleinen Schlucken, die ich mir genüßlich über die Zunge rollen ließ. Und wieder hatte ich das starke Empfinden, als ob der heutige Tag eine Entscheidung bringen würde. Dabei hatte ich aber nicht die leiseste Ahnung, wann, wie oder wo die Entscheidung kommen würde.
    Ich fühlte Muriels Hand auf meinem Arm.
    „Allan“, sagte sie, „kennst du den Mörder?“
    „Vielleicht, Muriel. Ich glaube es wenigstens. Ich könnte jetzt zu ihm fahren und ihm die Tat auf den Kopf zusagen. Aber...“
    “Aber?“ Sie blickte mich an, und ihre Stupsnase war ganz spitz vor Aufregung. Der Sheriff saß uns gegenüber und brachte den Mund nicht zu.
    „Aber“, fuhr ich fort, „er würde mich für verrückt erklären, und ich könnte ihm nichts nachweisen, gar nichts. Es gibt nicht einen Beweis für seine Schuld. Oder doch, es gibt einen Beweis, aber den habe ich noch nicht.“
    „Eve?“
    „Ja, Eve.“
    „Aber wie willst du sie denn finden, Allan? Ihr tut doch gar nichts. Da müßte man Zeitungsinserate mit Bildern... und im Rundfunk, im Fernsehen, und überall müßte man doch nach ihr forschen. Dann würde sich vielleicht jemand melden, der sie gesehen hat. Warum sitzt ihr denn da und tut nichts?“
    Ich stellte mein Glas zurück und schaute den Sheriff an.
    „Warum, Sheriff — warum tun wir das nicht, was Miß Delano eben vorschlug?“
    „Weil — weil — ich weiß es auch nicht, Sir. Als damals der Junge von Joan Dexter verschwunden war, da war es so, wie Miß Delano eben sagte.“
    „Und?“ fragte ich. „Und wie war der Erfolg?“
    Er senkte den Blick.
    „Wir bekamen Nachricht“, — sagte er, „und wir fanden das

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