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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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habe ich nichts vor. Fehlt Ihnen was?“
    „Nein, es ist nicht meinetwegen.“
    „Ach so“, machte er interessiert, „gibt’s denn was Neues?“
    „Noch nicht, aber es sieht so aus, als ob wir bald mehr wüßten. Kann ich mit Ihnen rechnen?“
    „Selbstverständlich, jederzeit. Was kann ich für Sie tun?“
    „Das weiß ich jetzt noch nicht. Ich wollte mich nur vergewissern, daß Sie da sind, falls ich Sie brauchen sollte.“
    „Sie können sich auf mich verlassen.“
    „Vielen Dank, Doktor. Das ist mir eine große Beruhigung.“
    „Ich drücke Ihnen die Daumen“, sagte er noch.
    Es war kurz nach zehn, als Muriel kam. Sie brachte einen kleinen Handkoffer und die beiden Hunde mit. Auch der Sheriff war dabei. Ich berichtete ihr von Eves Anruf und sagte ihr, sie solle keine Sekunde vom Telefon weggehen. Falls Eve wirklich nochmals anrufen würde, solle sie versuchen, herauszubringen, wo sich das Kind aufhält.
    „Ich möchte jetzt John mitnehmen“, sagte ich, „ich glaube, er bringt uns Glück.“
    Während ich mit dem Lift hinunterfuhr, drückte ich die schwarze, kalte Hundenase an mein erhitztes Gesicht. „Du lieber kleiner Kerl! Du mußt mir jetzt helfen, ja?“
    Ich jagte in die Spring Street. Ich setzte John auf die Straße, und zum erstenmal kapierte er, weshalb ich das tat. Ich lobte ihn überschwänglich, streichelte ihn und nahm ihn unterm Arm mit zu Marting hinauf.
    Martings bescheidenes Büro hatte sich in ein Hauptquartier verwandelt. An der einen Wand hing eine große Landkarte von Kalifornien, an der anderen Wand eine Karte mit der Umgebung von Los Angeles. Polizeioffiziere und Sergeanten wimmelten herum, und auf Martings Schreibtisch standen vier Telefone. Als ich eintrat, telefonierte er gerade auf zwei Apparaten gleichzeitig. Er saß da wie ein Feldherr, und kein Mensch störte sich daran, daß er den roten Eisbeutel auf dem Kopf hatte.
    Ich drückte mich ganz bescheiden in eine Ecke und wartete, bis er aufgehört hatte zu telefonieren. Er stand dann auf, winkte mir und zeigte mir die Karte.
    „Hier“, sagte er und tippte mit dem kurzen, gerade geschnittenen Fingernagel auf das Gebiet von San Bernardino, „ich taxiere, daß es hier sein muß. Von San Fernando, wo auch zwei Seen sind, habe ich bereits die Meldung, daß dort kein Jahrmarkt ist. Im Westen haben wir einen See, das Chatsnorth Reservoir, und dort ist ein Jahrmarkt. Wir lassen gerade feststellen, ob sich Johnsons Autoscooter dort befindet. Ich glaube aber, daß wir hier oben suchen müssen. Entweder am Pfeilspitzensee, am Baldwinsee oder am Großen Bärensee. Bis dorthin sind’s ungefähr hundert Meilen. Die Sheriffämter sind alle mobilisiert. Sie klappern jetzt die ganzen Kaffs ab und suchen Jahrmärkte. Außerdem habe ich unsere beiden Hubschrauber hingeschickt.“
    Es kamen weitere Anrufe, die aber nichts erbrachten.
    Als Apparat drei wieder klingelte, reichte mir Marting den Hörer.
    „Für Sie, Stretcher. Privat!“ fügte er bissig hinzu. „Machen Sie die junge Dame darauf aufmerksam, daß wir die Leitungen jetzt für andere Zwecke nötiger brauchen.“
    Es war Muriel.
    „Liebling“, sagte sie, „in meiner Aufregung hab’ ich was ganz Wichtiges vergessen. Ich sagte dir doch, daß ich mir von Dinah Bücher geliehen hatte, nicht?“
    „Ja, ja. Und?“
    „Ich habe sie heute nacht, als du fort warst, herausgesucht, und dabei ist mir eins in die Finger gekommen, was dich interessieren wird. Es heißt: ,Die tödlichen Pflanzen der Südsee! Es ist ein kleines graues Buch, und ich erinnere mich jetzt, daß ich es mir einmal lieh, weil ich dachte, ich könnte daraus etwas für meine Kriminalgeschichten entnehmen. Es steht auch was von Hibiskus drin. Ich wollte es dir heute morgen schon geben, hab’s dann aber verschwitzt. Gerade fällt’s mir wieder ein.“
    „Weißt du genau, daß auch über Hibiskus was drinsteht?“
    „Ja, ich wollte es gestern abend noch lesen, aber dann ist die Sache mit dir dazwischen gekommen. Es liegt zu Hause auf meinem Bücherregal. Willst du es holen?“
    „Ja, sofort. Aber ich hab’ keinen Schlüssel.“
    „Brauchst du denn einen?“ lachte sie. „Ich habe kein Sicherheitsschloß an der Tür. Fahr’ gleich, Allan, womöglich hilft es dir weiter.“
    „Ja, ich fahre sofort.“
    Ich hängte ein und sagte zu Marting: „Es war kein Privatgespräch. Wenn wir Glück haben, kommen wir wieder einen Schritt weiter.“
    Ich rannte hastig davon, aber Marting schrie mir nach: „He, he!

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