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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Kind in einer Scheune.“
    Ich wandte mich an Muriel.
    „Der Junge war tot, Muriel. Der Mörder war durch die Fahndung gezwungen worden, das Kind zu töten, um sich nicht zu verraten. Das ist es, was wir diesmal verhindern möchten, und Gott sei Dank steht Marting hinter mir. Die ganze Nacht, Muriel, wurde Eves Bild und ihre Personalbeschreibung gefunkt, aber nur als Geheimsache an die Polizeistationen. Wir können nichts anderes tun, als die Hände in den Schoß legen und warten, daß uns der liebe Gott, ein Zufall oder ein aufmerksamer Polizist aus der Klemme hilft.“
    Ich stand auf.
    „Bleibst du heute hier oben?“
    „Ich wollte nachher hinunterfahren und etwas einkaufen.“
    „Gut, dann tu das bitte bald und bleibe nicht zu lange weg. Der Sheriff wird dich begleiten und kommt auch wieder mit herauf. Sagen Sie Ihrer Frau Bescheid, Sheriff. — Haben Sie die Handfessel dabei?“
    „Ja, in meinem Wagen.“
    In einem Anfall von großartigem Optimismus bat ich ihn, sie mir leihweise zu überlassen. „Vielleicht kann ich sie heute brauchen. Muriel — ich ruf dich an oder komme selbst wieder vorbei. Ich muß jetzt zu Marting, und dann habe ich noch einiges andere vor. Macht’s gut, ihr zwei, und paßt mir auf John auf! Ich hoffe, daß ich ihn bald abholen komme.“
    Es tat mir wohl, daß sich Muriel vor dem Sheriff nicht genierte und mich küßte. Ich drehte mich kurz nach ihm um, deutete auf meine Nase und schielte fürchterlich. Dann ging ich neben Muriel her zu meinem Wagen. Oliver und John trotteten neben uns her. Als Oliver gerade nicht herschaute, nahm ich John auf den Arm und setzte ihn in meinen Wagen. Er schnüffelte verdächtig, und ich hob ihn rasch wieder heraus. Aber draußen machte es ihm offenbar keinen Spaß.
    Der Sheriff gab mir die Fessel, die ich in meine Hosentasche steckte.
    Ich traf Marting in seinem Büro. Er hatte den roten Eisbeutel auf dem Kopf.
    „Vielen Dank“, sagte ich, „vielen Dank für die Rettung aus den Fängen der Polizei.“
    Er warf mir nur einen giftigen Blick zu, dann sagte er:
    „Nichts, gar nichts bis jetzt. Dafür haben die Reporter schon Wind bekommen. Sie wollen wissen, was mit dem Kind geschieht, nachdem ich seine Eltern verhaftet habe. Ich sagte ihnen, ich hätte das Kind schon gestern in Sicherheit gebracht. Hoffentlich hält dieses fromme Märchen eine Weile. Was haben Sie jetzt vor?“
    „Ich werde nach Hause fahren und mir ein frisches Hemd anziehen. Ich pflege nicht Tag und Nacht das gleiche Hemd zu tragen.“
    Wieder traf mich sein ironischer Blick.
    „Nur gut“, murrte er, „daß sie wenigstens ein paar Sorgen haben. Hemd! — Also gut, Sie melden sich ja wieder bei mir.“
    Ich war schon unter der Tür, als er mich nochmals zurückrief.
    „Übrigens, Stretcher, habe ich zwei Mann zum See geschickt. Ich möchte nicht, daß Miß Delano auch noch was passiert.“
    „Vielen Dank“, sagte ich, „das ist sehr nett von Ihnen. Ich hatte aber schon den gleichen Gedanken. Der Sheriff brennt darauf, etwas für mich zu tun.“
    „Ach so — auch gut. Dann hole ich meine beiden Leute wieder zurück.“

6

    Ich fuhr nach Hause und sah schon von weitem, daß auf meinem Notizblock neben der Tür eine Nachricht stand. Es waren aber nur die drei Zeilen von Doktor Howard; ich hatte gestern vergessen, dieses Blatt abzureißen. Ich tat es jetzt, legte es auf meinen Schreibtisch und genehmigte mir noch ein Gläschen Whisky. Dann ließ ich die Badewanne vollaufen, badete heiß und duschte kalt, und dann nahm ich das letzte Hemd aus meiner Kommode. Es wurde höchste Zeit, daß ich meine Wäsche wieder einmal fortbrachte. Ich ertappte mich dabei, daß ich mir überlegte, ob Muriel wohl bald dafür sorgen würde — und dann, während ich mich rasierte, sagte ich laut zu meinem Spiegelbild: „Du alter Egoist! Der Hemden wegen heiratet man nicht.“
    Ich schaute, während ich meine Haare in Ordnung brachte, noch einmal sehr gründlich in den Spiegel und fand, daß ich vielleicht doch nicht ganz so häßlich war, wie ich dachte und wie Marting immer behauptete.
    Als ich fertig war, legte ich mich auf die Couch und las den Leitartikel in der Zeitschrift „We Know Something“, den Lewis geschrieben hatte. Er füllte die ganze erste Seite, und außer der Tatsache, daß Dinah ermordet worden war, stimmte nicht ein Satz; aber es war ein sehr wirkungsvoller Artikel. Anschließend vertiefte ich mich in eine der Kriminalgeschichten von Muriel im „Hollywood Magazin“.
    In

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