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Hidden Moon

Hidden Moon

Titel: Hidden Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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keinerlei Anstalten, den Wunsch des Arapaho zu erfüllen. Statt dessen polierte er seelenruhig an einem Glas herum und legte mit seinem Grinsen zwei Reihen schiefstehend er vergilbter Zähne frei.
    Hidden Moons Faust schoß vor, drehte sich in den Kragen des Glatzkopfes und zerrte ihn über die Theke. Die Augen des Vampirs flammten in schwarzem Feuer.
    »Du bist Stoker?« fragte er im besten Plauderton.
    Der Glatzköpfige nickte, unverändert grinsend.
    »Dann bring uns zwei Bier«, sagte Hidden Moon, ganz ruhig und gelassen.
    Sein Stoß trieb den Wirt fast bis in das Gläserregal, dessen Inhalt bedrohlich zu klirren begann.
    »Solche wie ihr werden hier nicht bedient«, erklärte Stoker, und hielt dabei weder im Grinsen noch im Polieren inne.
    »Was heißt das - >solche wie wir    Lilith rechnete damit, daß der andere irgendeine beleidigende Bemerkung über die amerikanischen Ureinwohner fallen lassen würde.
    Aber das tat er nicht.
    Statt dessen stellte er gemächlich das Glas beiseite, legte das Poliertuch daneben und hob dann seine zu Klauen gekrümmten Hände an den Mund - so, daß die gebogenen Zeigefinger unter seiner Oberlippe hervorzuwachsen schienen.
    »Kapiert?« fragte er dann, wieder grinsend.
    »Ihr wißt ...?« entfuhr es Lilith beinahe erschrocken. Die Situation war um ein Vielfaches bizarrer, als sie es eben auch nur vermutet hatte.
    Hidden Moon schnappte sich den Glatzkopf ein zweites Mal. Diesmal zog er ihn noch näher zu sich heran, so nahe, daß ihre Gesichter allenfalls noch eine Handbreite voneinander entfernt waren.
    »Na gut, dann anders«, zischte der Arapaho. »Du wirst mir jetzt ein paar Fragen beantworten ...«
    Und damit griff etwas aus seinen nachtfarbenen Augen heraus und drang, unsichtbaren haarfeinen Tentakeln gleich, in die des Glatzkopfes. Tastete sich jenseits des glasigen Schimmers blitzartig tiefer -nicht im räumlichen Sinne, sondern auf unvorstellbaren Wegen.
    Hidden Moon fand, was er suchte, stürzte sich darauf - und merkte viel zu spät, daß seiner Kraft etwas wie eine Barriere entgegenstand, errichtet von einer fremden Macht. Doch sie ging unter dem Ansturm des Arapaho in die Brüche - und mit ihr Geist und Verstand des Glatzköpfigen!
    Stoker würde nie mehr auch nur eine einzige Frage beantworten. Im Moment des Aufeinanderprallens der beiden fremden Kräfte hatte er bereits vergessen, wie er hieß.
    Und einen Lidschlag später alles andere.
    Schreiend und wimmernd in einem brach Stoker in die Knie, die Hände gegen die Schläfen gepreßt, als müßte er einem inneren Druck, der ihm den Schädel sprengen wollte, entgegenwirken.
    »Was ...?«
    Lilith faßte Hidden Moon entsetzt an der Schulter.
    »Er stand bereits im Bann eines Vampirs«, stieß Hidden Moon atemlos hervor. »Ich konnte es nicht verhindern ...«
    Lilith wußte, was geschah, wenn ein Vampir versuchte, den Hypnosebann eines anderen zu lösen oder zu brechen. Es war nahezu unmöglich. Und Opfer einer solchen Versuchs blieb stets der Mensch, der unter fremdem Willen stand. Sein Geist wurde zermalmt unter der Gewalt zweier Machtpotentiale, die schon jedes für sich menschliches Fassungsvermögen schier sprengten.
    Nun war sie zum erstenmal Zeuge eines solchen Vorfalls geworden.
    Und sie hoffte, daß es auch das letzte Mal bleiben würde. Denn es war - grauenhaft.
    Stoker wand sich hinter der Theke wie ein Wurm, unverständliche Laute ausstoßend, weil ihm selbst die Möglichkeit genommen war, seiner Hilflosigkeit und seinem Schmerz Ausdruck zu geben.
    »Können wir denn gar nichts für ihn tun?« fragte sie verzweifelt. Sie kannte die Antwort selbst. Was dermaßen zertrümmert worden war, konnte nichts mehr heilen.
    Ihr Blick hing wie gebannt an der Stelle, an welcher der Glatzköpfige zu Boden gesunken war. Als Hidden Moon sie an der Schulter berührte, fühlte sie sich wie aus tiefer Trance gerissen. Zwei-, dreimal hastig blinzelnd hob sie den Kopf, sah den Arapaho an - und folgte schließlich seinen Blicken, die einen Halbkreis beschrieben.
    Entlang der Front, zu der die anderen Gäste sich formiert hatten. Schweigend zwar, aber in ihren stumpfen Augen las Lilith kalte Entschlossenheit - und eine Abart von Haß, von der sie sich nicht vorstellen konnte, daß ein Mensch ihn zu empfinden vermochte.
    Obwohl der wahnsinnig gewordene Wirt noch immer hinter dem Tresen wimmerte, hatte sich eine seltsame Stille über den Raum gesenkt. Die Laute des Irrsinnigen schienen

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