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Hide (German Edition)

Hide (German Edition)

Titel: Hide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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nachgaben. Nick rammte ihm das Knie gegen den Kiefer, ich schoss ihm ins Bein.
    Nick und ich wechselten einen Blick. Etwas Unausgesprochenes war da plötzlich zwischen uns. Eine Art stumme Erkenntnis vielleicht. Dass wir, wenn wir aufhören würden, uns gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, unbesiegbar sein könnten.
    »Los«, sagte Nick. Der Weg war frei, aber wer wusste schon, wie viel Zeit wir hatten, bis die nächsten Agenten auftauchten?
    Ich war mir fast sicher, sie würde nicht ausreichen.

19
    Wir rannten fast zehn Kilometer. Am Stück. Die Aussage, dass ich danach am liebsten gestorben wäre, glich einer bodenlosen Untertreibung. Nick hingegen schien das Ganze nicht mal außer Atem gebracht zu haben. Weil unser Wagen so weit weg stand und wir uns zu lange draußen hätten zeigen müssen, um einen neuen zu stehlen, versteckten wir uns in einem unscheinbaren Imbiss und warteten, bis die Lage sich entspannt hatte.
    Nick hielt den Kaffeebecher zwischen beiden Händen, während er argwöhnisch Tür und Fenster im Blick behielt.
    Während wir gelaufen waren, hatte Nick das Empfangsteil des Funkgeräts im Ohr behalten, um mitzuhören, welche Schritte die Sektion als nächste machte. Nachdem sie ihren angeschossenen Agenten in der Fünfundfünfzigsten Straße West gefunden hatten, waren sie unseren Fußspuren im Schnee bis zur Lucgrove Avenue gefolgt, die ziemlich genau vor einer Hauswand endeten.
    Das war Nicks Einfallsreichtum zu verdanken gewesen, denn er hatte die Idee gehabt, über ein paar Paletten aufs Dach eines Sandwich-Ladens zu klettern. Vom Dach hängend hatte er den Palettenstapel umgetreten und damit gewissermaßen unsere Spur verwischt. Die Sektionsagenten waren vermutlich gewieft genug, früher oder später darauf zu kommen, aber zu leicht mussten wir es ihnen ja auch nicht machen.
    Von dort hatten wir einen ganzen Block per Dach hinter uns gebracht und um uns erstreckte sich die Stadt. Hastings war nicht gerade eine Großstadt, aber in der Ferne konnte ich ein paar Hochhäuser ausmachen und unten auf den Bürgersteigen waren trotz des widrigen Januarwetters einige Fußgänger unterwegs. Als Nick und ich irgendwann die Dächer über eine Feuertreppe wieder verließen, konnten wir unbesorgt weiterlaufen, weil sich unsere Spuren in den ganzen Fußabdrücken der sonstigen Passanten verloren.
    Das war vor fünfundvierzig Minuten gewesen und Nick hatte seit der Kaffeebestellung kein Wort mehr von sich gegeben.
    Als das Handy in seiner Hosentasche zu klingeln anfing, sprang er beinahe vom Stuhl.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Er warf einen Blick aufs Display. Meine Frage ignorierend, sagte er: »Für dich.«
    Sams Nummer stand auf der Anzeige. »Hallo«, meldete ich mich und versuchte dabei so locker wie eben möglich zu klingen, obwohl ich alles andere war.
    »Wo seid ihr?«, fragte Sam. Das war kein Plauderton. Im Gegenteil, er klang äußerst misstrauisch.
    Ich schaute zu Nick, der eine Augenbraue hob.
    »In einem Imbiss.«
    »In Michigan?«
    Ich fuhr zusammen. Wieso fand er solche Dinge immer so schnell heraus?
    »Ich hab euer Handy geortet«, sagte er, als hätte er meine unausgesprochene Frage gehört. »Ihr befindet euch 320   km nördlich von dem Ort, an dem ihr eigentlich sein solltet. Hat Nick dich zu irgendwas überredet?«
    »Nein.« Wenn überhaupt, hatte ja wohl ich ihn überredet.
    »Wohin wollt ihr?« Ich seufzte.
    »Ich möchte mehr über meine Vergangenheit wissen. Über meine Familie.« Das war ziemlich dicht an der Wahrheit.
    »Jetzt sag bloß nicht, dass ihr unterwegs nach Port Cadia seid.«
    »Gut, dann sag ich’s eben nicht.«
    »Anna.«
    »Was soll ich denn sonst machen?«
    Er atmete hörbar aus. »Bitte fahr nicht ohne mich nach Port Cadia.«
    Ich schloss die Augen. Ich war es so leid. Ich war diese Diskussionen so leid. Ich war es so leid, immer so behandelt zu werden, als wäre ich irgendwie zerbrechlicher als die Jungs. Ich war ein Mädchen, ja, aber das hieß doch nicht, dass man mich in Watte packen musste. Ich dachte darüber nach, ihm zu erzählen, dass wir Agenten begegnet waren, dass wir selbst Riley gesehen hatten, dass wir um unser Leben gekämpft und erfolgreich gewesen waren. Aber er war so schon ziemlich sauer und das würde alles nur noch verschlimmern.
    »Wir haben schon die halbe Strecke hinter uns gebracht«, erwiderte ich. »Umkehren steht außer Frage.«
    Wenn Onkel Will mir etwas erzählen konnte, irgendwas, war es das Treffen wert. Außerdem wollte ich

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