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Titel: Hide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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jetzt. Nicht vor Nick.
    »Sie sind ja nicht tot«, sagte er.
    Nein, das stimmte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ich würde sie nie wiedersehen.
    »Ich hoffe mal, dass das nicht die ganze Zeit so weitergeht«, fügte er hinzu. »Wir werden nämlich gar nichts erreichen, wenn du hier nur rumheulst.«
    »Wir werden aber auch nichts erreichen, wenn du dich weiter wie ein Arsch aufführst.«
    Er wurde starr. Auch ich verspannte mich, wusste, dass ich zu weit gegangen war.
    Doch dann deutete sich ein Lächeln auf Nicks Gesicht an. »So, nachdem wir das Wichtigste geklärt haben, können wir ja jetzt einen Plan machen. Außer natürlich, du willst erst mal in dein Tagebuch schreiben, wie traurig du bist und wie schlimm das ist, dass du dich jetzt mit einem so großen Arschloch abgeben musst.«
    »Es ist nicht so ein Tagebuch«, murmelte ich.
    »Gut. Solche Tagebücher sind nämlich was für Megatrottel.«
    Ich lachte. »War das jetzt etwa ein indirektes Kompliment?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. »Nein.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eins war.«
    »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du mir auf die Nerven gehst.«
    »Dann ist ja alles beim Alten.«
    »Super. Wollen wir uns jetzt weiter streiten oder uns was überlegen?«
    »Uns was überlegen«, sagte ich, woraufhin er nickte. »Ich muss nach Port Cadia.«
    »Wie bitte?«, brüllte er fast.
    »Mein Onkel wohnt da. Er könnte etwas wissen, er hat noch Kontakte zur Sektion.«
    »Falls du es vergessen haben solltest: Das letzte Mal, als wir uns auf die Suche nach einem deiner Familienmitglieder gemacht haben, wurden wir gelinkt.«
    »Ach, Nick, komm schon! Was sollen wir denn sonst machen? Zum Hauptquartier der Sektion fahren und den Schuppen in die Luft jagen?«
    »Zum Beispiel.«
    Ich seufzte. »Bitte. Das ist mir wirklich wichtig. Und ich glaube sogar, dass ein Treffen mit ihm sehr hilfreich sein kann. Vielleicht weiß er ja etwas, das sich für uns alle lohnt.«
    Außerdem war er in der Nacht dabei, in der meine Eltern gestorben sind , dachte ich. Wenn es jemand anderes als Nick gewesen wäre, den ich hier überzeugen wollte, hätte ich das sicher noch angefügt. Aber Nick hatte kein Interesse an seiner Vergangenheit, das hatte er mehr als einmal deutlich gemacht. Deshalb würde er mein Bedürfnis, mehr über meine Vergangenheit zu erfahren, nicht nachvollziehen können.
    »Nick?«, setzte ich noch einmal an.
    »Weißt du ganz genau, wo du ihn finden kannst?«
    »Dani will ihn für mich kontaktieren.«
    Er grummelte. »Das wird ja immer besser.«
    »Bitte.«
    »Also gut. Aber wenn Sam davon erfährt …«
    »Wird er nicht.«
    »Und ob. Wir sprechen hier schließlich von Sam.«
    »Bring du uns einfach nach Port Cadia, ich kümmere mich um Sam, wenn es so weit ist.«
    Was würde er wohl machen, wenn er wüsste, wohin wir fuhren? Ich wollte es lieber gar nicht wissen.
    * * *
    Nick nutzte hauptsächlich Nebenstraßen auf unserem Weg nach Norden. Er hatte einen Lokalsender gefunden, dessen Rockmusik nun die zwischen uns herrschende Stille überlagerte.
    Ich kramte in meinem Rucksack nach dem Tagebuch und fand es endlich ganz zuunterst, noch unter der Haarbürste und einem weiteren Magazin mit Munition. Dann holte ich noch die Buntstifte hervor. Man konnte nie wissen, wie lange wir wohl unterwegs sein würden oder ob sich eine freie Minute zum Zeichnen fand. Zwischen einem schnellen Snack und einem tödlichen Schuss konnten zwei Sekunden liegen, da wirkte das Zeichnen wirklich wie die letzte Beschäftigung, mit der ich Zeit verschwenden sollte. Aber sie verankerte mich in der Wirklichkeit, weil sie mir so vertraut war, etwas so Normales für mich.
    Also fing ich an zu zeichnen.
    Ich hatte kein spezielles Motiv vor Augen und ein Reisemagazin als Inspirationsquelle hatte ich auch nicht zur Hand. Kurz kam mir der Gedanke, Nick zu bitten, bei einem Supermarkt zu halten, damit ich mir dort eine Anregung kaufen konnte, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich es ja hier mit Nick zu tun hatte. Nick würde niemals nur für eine Zeitschrift irgendwo halten.
    Wie üblich zeichnete ich mich erst mal warm. Ein paar Seiten im hinteren Teil des Buches hatte ich extra zu diesem Zwecke als Kritzelseiten deklariert. Dort befand sich ein wildes Durcheinander an Wellen, Herzchen und dreidimensionalen Würfeln. Ich krakelte schnell einen Goldfisch dazu, dann einen Regenschirm und schließlich noch ein paar mehr Herzchen.
    Ich schaute hinüber zu Nick. Seine linke Hand ruhte auf

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