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hineinzustopfen. »Hier, nimm du den«, sagte er und hängte mir den vollen Rucksack über die Schulter. Dann rupfte er die Schranktür auf und gab mir einen Schubs.
»Warte da drin und schließ ab.« Er deutete auf den Bolzen, der von innen an die Tür montiert worden war.
»Komm unter gar keinen Umständen heraus«, befahl er mir. »Ganz egal, was du hörst. Ich werde dich später holen.«
»Versprochen?«
»Versprochen.« Er schloss die Tür und ich schob den Riegel vor.
Irgendwo hier drin war eine Taschenlampe, so viel wusste ich noch. Ich ließ den Rucksack fallen und tastete auf dem Holzboden herum, bis meine Finger gegen eine Schachtel stießen. Ich öffnete sie und darin war ein Stück Papier, etwas Glattes, etwas, das hart war wie ein Stein, und eine Taschenlampe.
Ich schaltete sie ein und atmete erleichtert auf, als ein weicher goldener Lichtstrahl den Schrank erleuchtete.
Aus dem vorderen Teil des Hauses hörte ich laute, aufgeregte Stimmen. Ich kauerte mich in eine Ecke, die Knie bis zum Kinn gezogen. Und dann warf ich einen richtigen Blick in die Schachtel, jetzt, wo ich Licht hatte.
Da war ein Bild von Dani und mir. Eine Kette. Ein sehr glatter Stein, geschmeidig wie ein Handschmeichler. Eine Handvoll Münzen. Und ein plattgedrückter Origami-Kranich.
Ich nahm den Kranich heraus und versuchte, ihm wieder seine eigentliche Form zu geben.
Nick hatte ihn für mich gefaltet. Dieser einzelne Gedanke schoss mir so plötzlich durch den Kopf, dass er mir wahrer und echter vorkam, als alles andere, was ich erlebt hatte, seit ich in irgendeinem Arztzimmer mit fürchterlichen Kopfschmerzen und ganz vielen Drähten an meinem Kopf wach geworden war.
Nick war dort gewesen. Ich hatte die Augen aufgeschlagen und ihn gesehen. Und er war mir gleich bekannt vorgekommen.
Ich hatte mich auf ihn gestürzt, ihm die Arme um den Hals geschlungen. Er roch nach Haferflocken und Kaffee und braunem Zucker und Seife. Und die Art, wie er die Umarmung erwiderte, hatte meinem Verstand bestätigt, dass ich mich bei ihm nicht geirrt hatte.
»Schon gut«, hatte er gesagt und mir unbeholfen auf den Rücken geklopft. »Das wird dir jetzt ein paar Stunden lang alles verwirrend vorkommen, aber dann findest du dich wieder zurecht.«
»Wo bin ich?«, hatte ich gefragt und fast noch ein ›Wer bin ich?‹ hinzugefügt. Doch dann schoss mir der Name Anna durch den Kopf. »Stimmt irgendetwas nicht mit mir?«
»Vorübergehender Gedächtnisverlust«, sagte Nick. »Da fühlst du dich eben erst mal ganz mies, aber das wird schon wieder.«
»Du hattest das auch mal?«, fragte ich.
Worauf Nick mich bloß angestarrt hatte, bis ich verstand, dass er dieses ›du‹ nicht allgemein gemeint, sondern wirklich auf mich bezogen hatte. Weil ich wohl schon einmal mein Gedächtnis verloren und mich danach bescheiden gefühlt hatte.
»Bin ich krank?«, fragte ich dann, worüber Nick lächeln musste.
»Nein, Spatz, du bist völlig gesund.«
Spatz. Auch das kam mir bekannt vor.
Noch immer in die Ecke des Schranks gepresst, drehte ich den Kranich zwischen den Fingern.
Die Stimmen wurden lauter. Etwas zerschepperte auf dem Boden. Nick fluchte. Dani schrie. Ich wollte wissen, was da los war. Ich wollte nicht länger im Schrank hocken und warten, bis es vorbei war.
Ich wollte sicher sein, dass es den anderen gut ging.
Der Riegel ließ sich nur mit einem lauten Klicken öffnen, weshalb ich einen Moment still stehen blieb, um abzuwarten, ob es jemand gehört hatte. Doch es hatte niemand gehört. Ich schob die Tür weit genug auf, dass ich hindurchpasste, und schlich auf Zehenspitzen durch den Flur. Dann linste ich um die Ecke.
Dani, Nick, Sam und Cas standen in einer Reihe, mit dem Rücken zu mir, die Hände in der Luft. Dad hielt eine Waffe auf sie gerichtet, aber da war noch ein anderer Mann. Auch er hatte eine Waffe. Ich glaubte, ihn zu kennen, doch an seinen Namen konnte ich mich nicht erinnern. Er war groß, blond und auf eine Art schön, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
Wie ein Filmstar, dachte ich und sein Lächeln schickte mir einen kalten Angstschauer über den Rücken.
»Wo sind sie?«, fragte der blonde Mann, immer noch mit diesem breiten Lächeln. »Sag mir, wo die Akten versteckt sind, die du uns gestohlen hast. Dann lass ich euch alle laufen und ihr könnt die kleine Anna mitnehmen.«
Dad kniff die Augen zusammen, ließ die Waffe sinken und schaute zu dem Mann. »Nein, das können sie nicht. Meine Tochter nehmen die nicht
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