Hier, jetzt und vielleicht für immer
versicherte sie missmutig. „Ich kriege nicht genug bezahlt, um mich mit so einem Mist zu befassen.“
„Ich bin gleich wieder da“, versprach Adam ihr, während er Sara am Ellbogen nahm und sie vom Lokal auf den Strand hinunterführte.
Sie war zu erledigt, um sich ihm zu widersetzen. Durch den Sand zu waten, kostete sie mehr Kraft als erwartet. Mehrmals drohten ihre Knie nachzugeben. Nur mit Mühe schaffte sie es, die Stufen zum hölzernen Steg hochzusteigen, der über die Dünen zum Parkplatz führte.
Als sie ihr Auto erreichten, nahm sie den Eisbeutel herunter, um sich von Adam zu verabschieden.
Er drückte ihr den Beutel wieder an die Wange. „Du solltest den noch eine Weile drauflassen. Das kannst du mir glauben.“
Sie bemühte sich, die Wärme und Stärke seiner großen Hand zu ignorieren, die ihre festhielt. „Woher weißt du das? Hast du dir auch schon Hiebe eingefangen?“
„Etliche.“
Sie lachte, und wie nicht anders zu erwarten, verstärkte sich der Schmerz in ihrer Wange.
Mit ernster Miene fragte er: „Bist du sicher, dass ich dich nicht nach Hause fahren soll?“
Sie widerstand dem Drang, nachzugeben und sich umsorgen zu lassen. „Nicht nötig, aber danke.“
Er nickte und wich zurück, damit sie die Autotür öffnen konnte.
Sie stieg ein und fuhr vom Parkplatz. Während sie mit einer Hand das Auto lenkte und mit der anderen den Eisbeutel hielt, fragte sie sich, ob sie Adams Angebot doch lieber annehmen sollte.
Die Vorstellung löste ein Prickeln in ihr aus. Verärgert über ihren verräterischen Körper warf sie das halb geschmolzene Eis in den Fußraum der Beifahrerseite und gab Gas.
Wieder einmal rief sie sich ins Gedächtnis, dass Adam Canfield nicht für sie in Betracht kam. Egal, wie oft er ihr auch wie ein edler Ritter zu Hilfe eilte. Wahrscheinlich hatte er sie bereits vergessen und sich auf die Suche nach seiner blonden Tresenbekanntschaft gemacht.
Sara bog vom Highway in ihre Straße ab und dachte an ihre Mädchen. Lilly war wenige Stunden nach ihrer Geburt im Krankenhaus zurückgelassen worden und hatte ihre Eltern nie kennengelernt. Doch das war womöglich besser als das, was Tana durchgemacht hatte. Ihre Eltern waren ohne sie aus dem Land geflohen, um einer Anklage wegen Drogenhandels zu entgehen.
Sara schüttelte den Kopf, obwohl ihr Gesicht dadurch umso mehr schmerzte. Sie konnte nicht verstehen, wie ein Elternteil oder gar beide ein Kind im Stich lassen konnten. Auch ihre eigene Mutter hatte sie und ihren Vater damals verlassen. Doch das verstärkte nur Saras Bedürfnis, immer für ihre Kinder da zu sein. Und die liebevolle Zuwendung, die sie von ihrem Vater erfahren hatte, lieferte ihr das Rollenvorbild, das sie sich von dem zukünftigen Mann in ihrem Leben für ihre Mädchen wünschte.
Selbst wenn irgendwo tief in Adam Canfield ein fürsorglich-väterlicher Charakterzug verborgen war, hätte es zu viel Mühe erfordert, ihn auszugraben.
Mit verbissener Miene richtete Adam Stühle auf und warf Glasscherben in den Mülleimer. Er setzte unnötig viel Kraft ein, um das Zittern zu unterbinden, das seinen Körper zu befallen drohte. Dasselbe Zittern, das eingetreten war, als er den Jungen aus dem Wasser gezogen hatte. Das ihn jedes Mal quälte, wenn er aus einem Traum von Jessica hochschreckte.
Er wünschte, er hätte Sara nie kennengelernt. Hätte sie zumindest Distanz gewahrt, wären ihm vielleicht die Sorgen und Ängste um eine weitere Frau erspart geblieben, die Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel setzte, selbst wenn sie nicht im Dienst war.
„Du magst sie echt, stimmt’s?“, vermutete Suz.
Adam riss sich aus seinen Grübeleien. „Wen?“
Sie lehnte sich an die Bar. „Bestimmt nicht die Blondine, mit der du den ganzen Abend geflirtet hast, um die Frau zu ignorieren, die dich wirklich interessiert.“
Er warf eine zerbrochene Bierflasche mit so viel Wucht in den Mülleimer, dass sie in noch kleinere Scherben zerbarst. „Ich mag bloß keine Idioten, die Krawall machen und Frauen schlagen.“
„Vergiss nicht, dass ich dich in- und auswendig kenne, weil ich dich tagtäglich ertragen muss. Du hast Sara den ganzen Abend nicht aus den Augen gelassen.“
„Hast du auch einen Schlag auf den Kopf abgekriegt?“
Suz seufzte. „Mann, eines Tages musst du dich für eine entscheiden. Sonst wirst du noch zu einem peinlichen alten Bock.“
Adam sagte nichts dazu. Sie sprachen überhaupt nicht mehr miteinander, bis sie das Lokal abschlossen. Selbst dann
Weitere Kostenlose Bücher