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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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junger Kerl war ich viel unbeliebter. Wenn man mit 27 anfängt, verteidigt man natürlich mit Händen und Füßen alles, was man erreicht. Heute vertrete ich meine Meinung auch – nur etwas geschickter.« Hoeneß sagt es selbst: die Feinde.
    Was wäre aus Hoeneß geworden ohne all diese Anfeindungen und teils leidenschaftlichen, teils taktischen Scharmützel? Selbst wenn es in der Außendarstellung für ihn von Nachteil war und er sich unbeliebt machte, schlüpfte er zum Wohle der Mannschaft, zum Wohle des Vereins in die Rolle des »Bad Boy«. Wurde es sportlich gesehen gefährlich für den FC Bayern, trat Hoeneß mit gezielten Sticheleien vor die Presse. Auf diese Weise leitete er den Druck von der Mannschaft auf sich selbst um und wurde so zum Feindbild vieler gegnerischer Fans. Die positive Nebenwirkung: Mit seinen Aussagen machte er die Gegner nervös.
    Elf Freunde müsst ihr sein – das ist die romantische Verklärung des Zusammenhalts einer Fußballmannschaft aus den Zeiten eines Sepp Herberger. Es ist ein Leichtes, eine Mannschaft zusammenzustellen aus Personen, die im Laufe der Hoeneß’schen Managerkarriere in seinen Bannstrahl gerieten. Motto: Elf Feinde müsst ihr sein. Ja, sogar eine Ersatzbank lässt sich ohne Weiteres nominieren. Und hier ist sie nun, die Elf-Feinde-Auswahl von Uli Hoeneß:
    Im Tor: Willi Lemke – der Urtyp des Hoeneß-Feindbildes
    Lemke vereint so vieles, mit dem der Bayern-Manager auf Kriegsfuß steht. Er ist SPD-Mitglied, war Bremen-Manager und ist immer noch FC-Bayern-Hasser. In Lemkes Büro bei Werder hing ein Plakat aus den 20er-Jahren, auf dem zum »Kampf dem bürgerlichen Fußball« aufgerufen wurde. Diese Maxime lebte der frühere Geschäftsführer des SPD-Landesverbandes Bremen voll aus, als er 1981 zu Werder kam. »Der FC Bayern München – das sind die Reichen, die Starken, die Großen«, propagierte er und erklärte: »Das sind die, die hier alles wegkaufen, die mit breiten Ärmeln und Ellenbogen kämpfen. Wir wollen etwas anderes sein. Bodenständig, volksnah, die Jungs von nebenan.« Daraufhin nannte Hoeneß Lemke einen »Volksverhetzer«.
    Als Bayerns Libero Klaus Augenthaler im November 1985 Werder-Stürmer Rudi Völler im Olympiastadion mit einem fiesen, gezielten Foul mit voller Wucht niedermähte, eskalierte die Nord-Süd-Auseinandersetzung. Völler erlitt einen Adduktorenanriss, musste zweimal operiert werden, fiel ein halbes Jahr aus und hätte beinahe die WM 1986 in Mexiko verpasst. Hoeneß sprach von einem Allerweltsfoul, Augenthaler mimte das Unschuldslamm und gab lapidar zu Protokoll: »Mei, was kann ich dafür, wenn der so schnell ist?«
    In den restlichen Auswärtsspielen der Saison wurde Augenthaler gnadenlos ausgepfiffen, der FC Bayern war landesweit verhasst. Vor der Rückrundenpartie in Bremen gingen bei Bayern Morddrohungen ein, »Auge« bekam Personenschutz.
    Auch als sich Lemke 1999 aus dem operativen Geschäft zurückzog und Bildungssenator des Landes Bremen wurde, ging der Streit weiter. Ob es auch Groll darüber war, dass Lemke triumphierte, als im Weserstadion die ersten VIP-Logen der Liga eingerichtet wurden, während die Münchner unter den baulichen Unzulänglichkeiten des Olympiastadions litten? Oder gar darüber, dass sich der kleine, drahtige Lemke als Marathonläufer inszenierte, während Hoeneß mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hatte? Hoeneß stichelte, es sei »erstaunlich, dass ein Mann mit einem solchen Charakter Minister eines Bundeslands werden kann und für die Erziehung zuständig ist«. Er stelle fest, »dass das Land Bremen in der Pisa-Studie an letzter Stelle ist«. Generell bekomme Lemke nicht mit, »was in Deutschland läuft«, er solle sich eher »darum kümmern als um die Fußballprobleme. Davon hat er früher nichts verstanden und versteht er jetzt schon lange nichts mehr.«
    Inzwischen arbeitet Lemke als Sport-Sonderbeauftragter für den UN-Generalsekretär in New York, weit weg von der Säbener Straße. Als Lemke einmal über sein Verhältnis zu Hoeneß Auskunft geben sollte, antwortete er: »Wer ist das?« Und als er eine Aussage seines Erzfeindes kommentieren sollte: »Ich sehe nicht, was der Bayern-Manager sagt, weil ich den Fernseher immer abschalte, wenn er auf dem Bildschirm erscheint.« Seine Begründung: »Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der sich immer so negativ über mich geäußert hat.« Wie tief der Stachel heute noch sitzt, zeigt die Aussage von Hoeneß, »dass Herr Lemke der Einzige ist, mit dem

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