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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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Erscheinung. Hopfner ist der einzige gebürtige Münchner und der einzige Nichtexprofi des Vorstands. Als 18-jähriger Hobbykicker erlitt er eine Muskelzertrümmerung im linken Unterschenkel, seither trat er keinen Ball mehr. Als Geschäftsführer begann er 1983, nachdem er sich auf eine Stellenanzeige beworben hatte. Der Industriekaufmann, der sich per Abendstudium zum Betriebswirt fortgebildet hat und in einem Familienbetrieb aus dem Baunebengewerbe in leitender Position tätig war, sagt wie Hoeneß und Rummenigge: »Wir sind keine Bank, sondern ein Fußballklub.« Auch er bevorzugt »eine einkommensorientierte Ausgabenpolitik« – was reinkommt, darf raus. Das Leitmotiv des Triumvirats: »Geld schießt Tore, und Qualität kostet.«
    Für Hoeneß, den Schwaben, ist das Geldausgeben immer noch ein unerfreulicher Akt. Es kostet ihn Überwindung. Gerne schickt er daher Hopfner vor. Den Überweisungsschein für die Ablösesummen, zum Beispiel die 25 Millionen Euro für Franck Ribéry, lässt er den Finanzvorstand ausfüllen. Hoeneß: »So viele Nullen könnte ich in einen Scheck gar nicht eintragen.« Die Bayern haben zuletzt ziemlich viele Nullen in Schecks eingetragen, nie zuvor so viele wie im Sommer 2009. Rund 30 Millionen Euro für Mario Gomez vom VfB Stuttgart, anschließend noch einmal 24 Millionen Euro für Arjen Robben von Real Madrid. Schwindelerregende Summen. Aber die Bayern haben ja zwei Jahre zuvor schon geübt: Ribéry, Klose, Toni & Co. kosteten rund 70 Millionen Euro. Eine Portion Größenwahn war den Bayern, speziell Hoeneß, vorgeworfen worden, weil sie in neue Dimensionen vorstießen. Dimensionen, in denen andere Vereine in Europa – Real Madrid oder der FC Chelsea – längst angekommen waren. Abgehoben? Verschwenderisch? Da kann Hoeneß wütend werden: »Wir haben das Geld weder im Lotto gewonnen noch von einer reichen Tante aus Amerika geerbt.« Sondern nur das ausgegeben, was zuvor erwirtschaftet wurde. Die Maxime von Uli Hoeneß lautet: »An dem Tag, an dem unsere Spieler nicht mehr in der Lage sind, den Etat einzuspielen, würde ich nicht zur Bank gehen, um Kredite zu holen, sondern den Spielern sagen: ›So, jetzt müsst ihr mit den Löhnen runter.‹ Denn wenn die Schulden einmal da sind, wenn ich bei jedem Transfer in die Kreditabteilung der Bank gehen muss, ist es schon vorbei.« Kredite, diese furchtbaren Kredite – hierbei muss es sich um die Urangst des Schwaben Uli H. handeln.
    Als »Bild« mutmaßte, der Robben-Transfer sei mit Krediten finanziert worden, wurden die Bayern richtig unangenehm, und ihre Anwälte setzten eine Gegendarstellung durch. In diesem Punkt sind sie überempfindlich, gerade Rummenigge: »Wir haben auch den Robben-Transfer aus dem Eigenkapital bezahlt, nicht mit einem Kredit einer Bank finanziert. Wir sind ein total seriös und solide aufgestellter Verein, der finanziell total gesund ist. Diese Behauptungen entbehren jeglicher Grundlage. Der FC Bayern steht finanziell so gut da wie nie zuvor.« Im Gespräch mit den Münchner Redaktionen drohte er, weitere Gegendarstellungen zu formulieren, gegen jeden, der noch einmal von Fremdfinanzierung schreiben würde. Auf Pump machen die Bayern keine Transfers, damit das klar ist. Die Reaktion der Bosse ähnelt in diesem Punkt jener von Sportlern, die in Dopingverdacht geraten und sofort die Justiz einschalten, um weitere Behauptungen im Keim zu ersticken.
    Ein Jahresumsatz von 300 Millionen Euro, ein fast schon routinierter Umgang mit Transfers in zweistelliger Millionenhöhe – für Hoeneß steht dies am Ende einer langen Entwicklung. In der elterlichen Metzgerei in Ulm konnte der kleine Uli beobachten, wie an einem Wochenende rund 500 Mark eingenommen und im Jahr 150 000 Mark Umsatz gemacht wurden. Daher kommt sein solides, bodenständiges Verhältnis zum Geld. Prassen? Ja! Geld leihen? Unmöglich! Nur beim Bau der Allianz Arena wurde ein Kredit aufgenommen.
    Selbst als Teenager hätte Hoeneß sich nie Geld geliehen, gerade so, als handele es sich dabei um eine Straftat. Mit 13, mitten in der Pubertät, hatte er nur eine Verlockung im Auge: einen Ball, einen Fußball. Im Schaufenster des Geschäfts Sport Sohn in Ulm lag er. »Ein Flutlichtball, schwarz-weiß, die anderen waren ja braun, für 34 Mark«, erinnert sich Hoeneß. Er wollte diesen Ball. Unbedingt. Doch ihm fehlte das Geld dafür. »Dann habe ich in den Ferien als Beifahrer bei der Firma Gaissmaier, einem Lebensmittelbetrieb, gearbeitet.« Vier Wochen lang

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