Hier kommt Hoeneß!
um einen Vertrag zu unterschreiben bei diesem Scheißverein?«. Seitdem verbitten sich die Münchner Bosse, dass das Anti-Bayern-Lied der Toten Hosen in deutschen Stadien gespielt wird. Es ist aber auch nicht mehr aktuell. Denn Campino hat längst um Gnade gebeten, er sagte: »Man kann mit Bayern München nur ordentlich als Feind umgehen, wenn man unsachlich bleibt. Sobald man sich an Fakten hält, wird es schwierig. Zu Zeiten der Nazis etwa hat der FC Bayern vielleicht die beste Rolle aller deutschen Fußballklubs gespielt. Hier wurden jüdische Mitglieder noch geschützt, als sie woanders längst ausgeschlossen waren. Außerdem weiß ich von Didi Hamann und Markus Babbel, wie ernst Uli Hoeneß seine soziale Verantwortung den Spielern gegenüber nimmt.«
Einer, zu dem er stets eine große Rivalität samt gelegentlicher Scharmützel pflegte, mit dem es aber nie zu Anschuldigungen oder gar Anfeindungen kam, war sein Bruder Dieter. 2005 dachten beide sogar einmal darüber nach, den Managerposten bei Bayern zu vererben. Dieter sollte Ulis Nachfolger ab 1.1.2010 werden. »Es gab mal einen Zeitpunkt, da stand dies im Raum«, sagt Dieter und fügt hinzu: »Jetzt stellt sich diese Frage nicht mehr.« 2009 war Feierabend als Hertha-Manager, er musste gehen. Nur ein einziges Mal war es ihm zuvor gelungen, seinen 368 Tage älteren Bruder Uli in der Tabelle abzuhängen. 1992 wurde der VfB Stuttgart Meister, mit Dieter als Manager der Schwaben. Und mit Hertha BSC? Nie. Zwölf Versuche, zwölfmal gescheitert. Als Hertha 1999 Dritter wurde, hatten die Bayern 16 Punkte mehr – als Meister. Er habe bei Hertha Vergleichbares geleistet, verteidigt sich Dieter. »Als Uli beim FC Bayern als Manager anfing, waren die Bayern eine Weltmarke. Als ich nach Berlin kam, war Hertha vergessen. Neid ist uns völlig fremd.«
Beide verzichteten darauf, sich gegenseitig hinterrücks Spieler abzuwerben. Natürlich kamen Transfers zustande, allerdings in einem geschäftlich fairen Rahmen. Auch wenn es nicht die dicke Freundschaft zwischen den beiden ist und sich der Kontakt in vielen Fragen doch auf das Wesentliche beschränkt – in Zeiten der Not war der eine für den anderen da. Etwa in der Daum-Affäre. In der ARD-Sendung »Sabine Christiansen« trat Dieter umringt von Hoeneß-Feinden aufopferungsvoll als Verteidiger seines Bruders auf.
»Diese Sendung war die Wende, weil Dieter mit einem unglaublichen Plädoyer für mich gekämpft hat. Und zwar gegen alle«, sagte Hoeneß in einem Interview mit der »Welt«. Es spricht enormer Stolz aus Hoeneß, wenn er darüber redet: »Er übertraf mit seinen Argumenten alle. Für mich als Bruder war das seine grandioseste Leistung. Ich weiß, dass viele Leute sich in dieser Phase hatten anstecken lassen und sagten: Der böse Bube ist der Uli Hoeneß, und der liebe ist der Daum. Viele haben mir gesagt: Wenn man so einen Bruder hat, braucht man niemanden mehr zu fürchten. Genau das war es. In der schwierigsten Phase meines Lebens hatte ich ein paar Leute, die gnadenlos gekämpft haben für mich. Er war an vorderster Front.«
Wie es sich anfühlt, wenn man mit Uli Hoeneß direkt aneinandergerät, weiß Oliver Kahn nur zu genau aus all den 14 Jahren zu berichten, die der Extorhüter für Bayern gespielt hat. »Wir sind so einige Male richtig aneinandergeraten«, erzählt Kahn und amüsiert sich noch heute über die Anekdoten: »Es kam schon mal vor, dass er einen angerufen und fünf Minuten ohne Punkt und Komma wegen irgendwelcher noch nicht unterschriebener Autogrammkarten ins Telefon gebrüllt hat. Ich habe das Handy dann weit vom Ohr weggehalten, und als ich am anderen Ende dann nichts mehr hörte, habe ich gesagt: ›Ja, Manager, so machen wir das.‹ Er hatte gar nicht mitbekommen, dass ich nicht zugehört hatte.«
Richtig laut und heftig wurde es allerdings nur einmal. Im Dezember 2007 hatte Kahn als Kapitän die neuen Kollegen Franck Ribéry und Luca Toni in einem Interview scharf attackiert. Bayern sei nicht »Marseille oder Florenz«, und »nur zwei, drei gute Spiele« reichten nicht aus. Ottmar Hitzfeld und Uli Hoeneß marschierten daraufhin vor dem Training zu Kahn in die Kabine und teilten dem Kollegenkritiker das Strafmaß mit: 25 000 Euro und ein Spiel Denkpause für die Partie bei Hertha BSC am darauffolgenden Samstag. »Ich empfand das als ungerecht, als völlig fehl am Platze«, erinnert sich Kahn. Nach dem Training ging er sofort rauf ins Büro zu Hoeneß, in Cowboystiefeln donnerte er den
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