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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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fuhr er mit dem Fahrrad jeden Tag zu Sport Sohn, um sich zu vergewissern, dass der Ball noch da war. Als er die 34 Mark endlich zusammenhatte, kaufte er sich das Objekt seiner Begierde. »Damit war ich dann der König. Wenn ich mit diesem Flutlichtball auf die Spielwiese kam, konnte ich sagen: Du darfst mitspielen, du auch, du nicht.« Hoeneß machte die Aufstellung, Hoeneß traf die Entscheidungen. In diesen Momenten erlebte er zum ersten Mal das Gefühl von Macht. Und dass es sich lohnt, beharrlich für eine Sache zu kämpfen.
    Auch Ribéry wollte Hoeneß unbedingt haben. Und Klose sowie Luca Toni. Der Sommer 2007 markiert eine Zeitenwende in der Vereinspolitik. Wenngleich Uli Hoeneß immer wieder darauf hinweist, dass der risikoreichste Transfer nicht der von Ribéry, Robben oder Rekordimport Gomez war. Hoch ins Risiko gegangen waren sie früher schon, besonders als sie 1983 für den Kauf des Dänen Sören Lerby die damals überaus stolze Summe von knapp zwei Millionen Mark hinblätterten. Was die Bayern-Oberen heutzutage meiden, war damals unerlässlich. Sie mussten sich an die Kreditabteilung einer Bank wenden. »Wenn das in die Hose gegangen wäre, hätten wir den Laden dichtmachen können«, erinnert sich Trainer Lattek.
    Aber 2007 hatte man mit keiner Bank, nur mit dem eigenen Gewissen zu kämpfen. Die Bayern, angetrieben von Hoeneß, gingen neue Wege. »Wir haben uns stets gesagt: Wir machen die Schatulle auf, wenn es mal nicht so läuft. Der Ribéry-Transfer war an der Grenze zur Unvernunft. Wir haben Regeln verändert, die wir 20 Jahre hatten«, erzählt Hoeneß. Das Sammeln der Stars wurde zu einer Obsession, die Bayern waren im Kaufrausch. »Zum Schluss ist ein richtiges Jagdfieber entstanden. Schnell nach Florenz, dann nach Paris – und, und, und.« Ribéry war der Ball im Schaufenster. Als er ihn hatte, war Hoeneß in seiner Welt der König.
    Sie umwarben und umgarnten die Transferkandidaten wie ein Bräutigam seine künftige Braut. Es ging um Geld, um die Gehälter – das beste Mittel, um Profis anzulocken. Den Ausschlag für Verein A oder B gibt jedoch dann, wenn die Offerten ähnlich hoch sind, das gute Gefühl. Bei Luca Toni ging die Liebe durch den Magen. Hoeneß lud den Italiener samt seinem kompletten Freundeskreis für ein Wochenende nach München ein, reichhaltige Bewirtung inklusive. Mit vollem Magen sagte Toni zu. Das ist eine der Spezialitäten von Uli Hoeneß. Den Spielern, ihren Frauen, Familien und dem Freundeskreis ein gutes Gefühl zu geben. Rundumversorgung, das Sorglospaket – denn Glück schießt Tore. Und dieses Glück kostet Geld.
    Fühlt sich Hoeneß aber im Stich gelassen von Profis, die er rundum versorgt, kann er auch anders. »Da ist das Geschäft, da ist Uli Hoeneß knallhart«, weiß Oliver Kahn aus seinen 14 Jahren im Verein. »Spieler wie Jens Jeremies, die sich für den Verein aufgeopfert, die ihre Gesundheit für den Verein riskiert haben, vergisst Uli Hoeneß nie. Solche Typen bekamen jegliche Unterstützung, auch nach der Karriere. Andersrum aber gilt: Wenn einer den Verein nur abzocken will, wenn er dem Trainer oder dem Manager auf der Nase herumtanzt, kann Hoeneß wirklich ungemütlich werden.«
    Hoeneß verlangt von seinen Spielern die Leidenschaft und die Hingabe, die er selbst vorlebt. Nicht nur nehmen, auch geben. Bleibt das aus, droht Liebesentzug. Nicht ohne Vorwarnung. Er warne die Spieler nicht nur einmal, nein zehnmal, versichert Hoeneß. »Wenn dann aber immer noch nichts vom Spieler kommt, dann trennen wir uns. Ganz unsentimental.«
    2007 sah sich Hoeneß zum Schnitt gezwungen. Lieb und nett hatten ausgedient – und in der Folge mehrere Spieler. Der Auslöser für den sommerlichen Kaufrausch war das Spiel am 21. April 2007 beim VfB Stuttgart. Mit einem Sieg hätte man die Chance auf die Meisterschaft erhalten können, aber es wurde ein jämmerliches 0 : 2. Ein Resultat, das bei Weitem nicht die Unterlegenheit der Gäste widerspiegelte. Nach dieser Partie war klar, dass die Bayern auf Platz vier verharren würden, einem Platz, der nicht einmal zu den Qualifikationspartien für die Champions League genügte. Die Bayern nur im Uefa-Cup, im »Cup der Verlierer«, wie ihn Franz Beckenbauer stets genannt hatte – was für eine Schmach.
    Am Abend vor dem Spiel hatte Hoeneß im Mannschaftshotel zum Team gesprochen. Er versprach eine Extra-Siegprämie – wie er das so oft schon getan hatte. Und das lief laut Kahn meist so ab: »Hoeneß stellte sich hin,

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