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Hier kommt Hoeneß!

Hier kommt Hoeneß!

Titel: Hier kommt Hoeneß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pattrick Strasser
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Csernai ging, Paul Breitner beendete seine Karriere – nur Uli Hoeneß, der Dritte im Bunde der Revolution von 1979, machte weiter. Und hatte die goldrichtige Idee: Er holte seinen einstigen Ziehvater Udo Lattek als Trainer zurück nach München.
    Fünf Jahre nach Rotterdam erreichten die Bayern unter Lattek erneut das Finale der Landesmeister. PSV Eindhoven, Austria Wien, RSC Anderlecht und im Halbfinale Real Madrid wurden aus dem Weg geräumt. 4 : 1 hatten die Bayern die Spanier in München auseinandergenommen, die Real-Profis verloren die Nerven und zwei Spieler durch Rote Karte. Das Rückspiel im Estadio Bernabeu von Madrid sollte zur Nervenprobe vor 103 000 revanchelüsternden Fans werden. 0 : 1 nach 27 Minuten durch ein Eigentor von Augenthaler, drei Minuten später sah er die Rote Karte – noch eine Stunde, um zwei weitere Gegentore und damit das Aus zu verhindern. Am Spielfeldrand versetzte Madrids ehemaliger Nationalspieler Vicente del Bosque Uli Hoeneß einen Kinnhaken. Die Bayern wankten, sie fielen aber nicht, auch Hoeneß blieb aufrecht stehen.
    Die Bayern wähnten sich daher vor dem Finale gegen den FC Porto als sichere Sieger. Der Traditionsklub Benfica Lissabon aus Portugal, ja okay – aber wer war bitte schön Porto? Uli Hoeneß, damals 35, sagte in einem Interview mit der »Abendzeitung« wenig bescheiden: »Wir sind perfekter als Real und Barcelona. Finanziell kann uns in den nächsten fünf Jahren nichts passieren«, und verglich seinen Verein mit dem neuen deutschen Sporthelden, dem zweimaligen Wimbledonsieger: »Uns geht es doch wie Boris Becker. Wir sind oben – und da müssen einige kratzen, uns ans Bein pinkeln. Weil sie nicht glauben wollen, dass unser Weg zum Erfolg der richtige ist.«
    Im Vorfeld der Reise in die Finalstadt Wien lud Hoeneß österreichische Reporter nach München ein und ließ sie im »Franziskaner« fürstlich bewirten. Uli Hoeneß fungierte als Stimmungsmacher, sein Bruder Dieter bereitete sich auf das letzte Spiel seiner Karriere vor – auf einen möglichen Triumph, der bisher nur Uli als Aktivem vorbehalten gewesen war. Auch Lothar Matthäus war siegessicher. Mehr als das. Der Kapitän tönte: »Das wird die Nacht meines Lebens.«
    Sie wurde zum Albtraum. Die Partie in Wien an jenem 27. Mai 1987 beginnt mit einem doppelten Wunder: Wiggerl Kögl, der Dribbelspezialist mit katastrophaler Torquote, erzielt ein Tor, die 1:0-Führung. Und wie: Der Kleinste im Team trifft mit dem Kopf. Die Bayern sind souverän und bestimmen das Spiel im Prater-Stadion. Nach der Pause geben sie es dann völlig ohne Not aus den Händen, sie wollen den Vorsprung nur noch verteidigen.
    »Das Sicherheitsdenken ist einfach nicht rauszukriegen bei uns«, klagte Verteidiger Hans Pflügler hinterher, und Abwehrchef Norbert Nachtweih jammerte: »Da kamen ständig Angriffswellen auf mich zu. Ich wusste gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht.«
    Die Portugiesen drehen in drei Minuten das Spiel. Rabah Madjer per elegantem Hackentrick, Juary Filho per Kopfball – 1 : 2. Von diesem Schock erholen sich die Bayern nicht mehr. Hoeneß’ zweite Pleite ist besiegelt.
    Diesmal war er jedoch nicht so nullsilbig wie vor fünf Jahren. Hoeneß ließ all seine Enttäuschung raus: »Mit so einem Spiel hätte die Mannschaft von uns in den 70er-Jahren keine Probleme gehabt. Diesmal fehlten einfach die Kälte und Gelassenheit, die uns damals nachgesagt wurden. Eine richtige Persönlichkeit auf dem Platz war auch nicht zu sehen.« Und wieder waren sie Meister in gegenseitigen Schuldzuweisungen. Der Manager fürchtete: »Es könnte sich ein Trauma festsetzen, Endspiele nicht gewinnen zu können. Die Mannschaft hat einen psychischen Knacks, ist angeschlagen.«
    Der Abpfiff war der Startschuss, um aufeinander loszugehen. Genauer gesagt auf einen: auf Lothar Matthäus. Er hatte die Nacht seines Lebens angekündigt – nun bekam er die Tracht Prügel seines Lebens. Die Niederlage, so Hoeneß, sei lediglich den »nervlichen Problemen des Lothar Matthäus, nicht aber unserer Auffassung vom Fußball« geschuldet. »Von ihm war 90 Minuten nichts zu sehen, null«, lästerte Michael Rummenigge, Karl-Heinz’ jüngerer Bruder. Matthäus hatte die Mannschaft nicht mitreißen können. »Sören Lerby konnte das«, bemerkte Dieter Hoeneß, »Augenthaler hätte es auch gekonnt.«
    Doch der Kapitän musste wegen einer Bandscheibenoperation zu Hause bleiben. »Ich wollte unbedingt wenigstens mitfahren, doch laut Auskunft der Ärzte

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