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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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dieser entsetzlichen Situation wie ich. Damit es wenigstens ein bisschen fair zugeht, beschwöre ich sein Bild vor meinem geistigen Auge herauf.
    Hm … doch. Ich nicke, indem ich meine Stirn mehrmals voller Inbrunst auf meine Kniescheiben presse. Doch, auf jeden Fall. Niklas sieht aus wie ein anständiger Mensch. Wie ein feiner Mensch. Anders kann man es nicht sagen.
    Und attraktiv.
    Diese aufmerksamen Augen, dieses warme Lächeln …
    Ahhh.
    Ich muss selber ein wenig lächeln, während ich mir das vorstelle, und habe mit einmal das Gefühl, dass mir ein brauchbarer Gedanke kommen wird. Da dringt ein Geräusch an mein Ohr.
    Was ist das?
    Tapsende Hundepfoten?
    Ich horche genauer hin.
    Gott, eher wild hüpfende Hundepfoten!
    Im Nu ist es vorbei mit meiner hilfreichen Konzentration.
    Was auch immer sich dort für ein Hund nähert, er klingt wie ein ziemlich großer. Ich sollte besser aufstehen, bevor er mir gleich vor der Nase steht.
    Ich hebe den Kopf.
    O nein!
    Was für ein Riesenvieh!
    Ich springe auf.
    Nun befindet sich statt des Tieres sein Herrchen vor meiner Nase. Es sieht mich durch zu lange dunkelblonde Ponysträhnen aus graugrünen Augen voller Erstaunen an.
    Ich blinzele kurz.
    »Äh, Felix. Ähem, hallo«, stammle ich.
    In braunem T-Shirt und Jeans, mit seiner unvermeidlichen Kamera um den Hals, steht Brunos Sohn vor mir.
    »Iris! Was machst du denn da unten auf dem Bürgersteig? In dieser komischen Kauerhaltung«, fragt er amüsiert.
    Das möchte ich Felix jetzt auf keinen Fall erklären. Warum taucht er auch ausgerechnet dann auf, wenn ich einmal in meinem Leben öffentlich kauere? Ich kneife meine Augen zusammen und lasse ein kurzes, wütendes Stöhnen vernehmen.
    Felix’ Gesicht wird ernst.
    »Geht es dir nicht gut, Iris?«, fragt er.
    Ich blicke ihn stumm an und zucke mit den Schultern. Keine Ahnung, wie es mir geht. Wie soll ich das wissen, wenn ich nicht dazu komme, wichtige Dinge in Ruhe zu Ende zu denken!
    Der riesige, schwarze Hund zieht mächtig an der Leine. Sicher ist er eines von Felix’ Fotomodellen – auf dem Heimweg von einem dieser stundenlangen Shootings im nahen Bürgerpark, die Felix zu einem lächerlichen Pauschalpreis anbietet.
    »Platz, Silvester!«, weist Felix ihn an.
    »Silvester?«, frage ich. »Wie der gemeine Kater?«
    »Nein. Wie der Stallone«, sagt Felix. Er blickt mich forschend an. »Das hat doch nicht etwa mit …« Er räuspert sich. »… mit Jörg zu tun, Iris? Dass du hier auf der Straße kauerst?«
    »Mit Jörg ?« Mit Niklas , sage ich beinahe.
    »Mein Vater hat mir erzählt, dass … dass Jörg dich verlassen hat. Wegen einer anderen«, sagt Felix und wird etwas rot. Er steckt die freie Hand in die Tasche der ausgeblichenen Jeans. »Das stimmt doch, oder?«
    »Ja, das stimmt«, sage ich gerührt von seiner Anteilnahme. Aber ich habe keine Lust, ihm zu erklären, warum ich eben an der Mauer kauerte. »Ich habe meine Handtasche dort drinnen vergessen«, teile ich ihm stattdessen mit und zeige auf die Villa.
    Felix zieht die Stirn kraus.
    »Vergessen? Deine Handtasche?«, fragt er.
    »Ja. Im Souterrain«, spezifiziere ich. »Da wohnen … Bekannte von mir. Ich kenn sie erst ganz kurz.«
    Felix scheint angestrengt zu überlegen.
    »Du könntest deine Tasche aber jederzeit dort abholen, oder?«
    Er hebt fragend seine dunklen Augenbrauen.
    »Ja, sicher«, antworte ich.
    »Na, dann, dann hol sie doch am besten jetzt gleich«, schlägt er vor.
    Völlig zu Recht eigentlich.
    Aber meine Füße fühlen sich mit einmal an wie am Boden festgewachsen. Meine Beine bleischwer.
    Ich blicke Felix ratlos an.
    »Iris?«, fragt er vorsichtig. »Sollen wir vielleicht zusammen hingehen und deine Tasche holen?«
    »Ja«, entfährt es mir. »Ja!«
    Was für eine ausgezeichnete Idee.
    Die Nienabers werden so damit beschäftigt sein, auf Felix’ und des Riesenhundes Erscheinen zu reagieren, dass ich unbehelligt meine Tasche holen und vielleicht sogar noch ein paar Worte mit Niklas wechseln kann.
    »Ja«, sage ich noch mal, während ich bereits losmarschiere.
    An der Gartenpforte angekommen, drehe ich mich zu Felix um. Er und der enorme Hund stehen noch an derselben Stelle. Felix blickt mich ziemlich verwirrt an. Als hätte er nicht eben selber vorgeschlagen, die Tasche sofort zu holen.
    »Komm!«, rufe ich.
    Wenn wir das Überraschungsmoment nutzen wollen, müssen wir schon etwas flotter vorgehen.
    Felix zuckt mit den Schultern.
    »Bei Fuß!«, sagt er zu Silvester und ist dank

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