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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agnes Nelle
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gleich sagt, dass er aber nicht mit mir Kaffee trinken gehen will?
    Das wäre schrecklich. Das wäre … das Ende !
    Felix beugt sich zu Silvester hinunter, um den Hund durch herzhaftes Kraulen seines Zottelkopfes bei Laune zu halten.
    Felix. Immerhin bin ich nicht alleine, rede ich mir gut zu, sollte Niklas knallhart zu mir sein.
    Tatsächlich fühle ich mich ein wenig besser bei diesem Gedanken.
    Erstaunlich. Als ernstzunehmende Unterstützung in Lebenskrisen habe ich Felix bisher überhaupt nicht betrachtet.
    Ich höre, wie Niklas sich mit raschen Schritten nähert.
    »Bitte sehr, deine Tasche«, sagt er, als er in den Türrahmen tritt und sie mir entgegenhält.
    Er sieht wieder freundlich aus. Gott sei Dank! Erleichtert nehme ich die Tasche.
    »Wie wäre es morgen nach der Arbeit mit dem Kaffee? Ich hole dich um fünf beim Amt ab, in Ordnung?«, fragt er fröhlich.
    Was, schon morgen?
    Kurz bleibt mir die Luft weg.
    Ich schüttle den Kopf und schaue Niklas bedauernd an.
    Er lächelt. Erst erwartungsvoll. Dann traurig.
    O nein! Nein! Gleich wird er wieder total verletzt sein.
    Ich presse die Lippen zusammen.
    Soll ich doch lieber ja sagen?
    Auf ein Stündchen. In einem netten Café.
    Keine anderen Nienabers weit und breit.
    Nur Niklas und ich.
    Ich will doch nicht alles kaputtmachen!
    »In Ordnung«, sage ich, atme tief durch und werfe den Riemen der Handtasche über die Schulter.
    »Das ist schön … ich freue mich sehr, Iris«, entgegnet Niklas und schaut mich so sehnsüchtig an, dass ich mir sofort vorstelle, wie viel ich ihm bedeuten muss, sollte dieser Blick echt sein.
    »Na, dann wäre ja wohl alles geklärt«, sagt Felix trocken. »Einen schönen Tag noch, Niklas. Komm, Silvester!«
    »Ihnen auch, Felix«, antwortet Niklas kühl.
    »Tschüs«, sage ich so locker, wie ich kann.
    Ehe ich mich versehe, hat er meine Hände ergriffen. Er drückt sie und lässt sie gleich wieder los, doch mein Herz schlägt mir bis zum Hals.
    »Tschüs«, sage ich noch mal.
    Hastig drehe ich mich um und stoße mit Felix und dem Hund zusammen, weil wir drei die Treppe zum Bürgersteig gleichzeitig nehmen wollen. Felix fasst mich um die Taille, so dass ich nicht stürze. Sein Arm fühlt sich bemerkenswert stark an, dafür dass er immer so schlaksig wirkt.
    »Vorsicht!«, sagt er lachend, fährt mir durch die Haare und lässt mich wieder los – genau wie nach der Magenspiegelung.
    Genauso zärtlich .
    Nein, sage ich mir. Nein, das muss ich mir eingebildet haben.
    Schließlich ist Felix frisch verliebt in diese Melanie.
    »Danke! Tolle Reaktion!«, sage ich kameradschaftlich.
    »War mir ein Vergnügen«, gibt Felix galant zurück.
    Mit einem lauten Krachen fällt hinter uns die Tür ins Schloss.
    Erschrocken fahren wir zusammen und sehen uns an.
    Felix zuckt belustigt mit den Schultern.
    Ich habe meine Mundwinkel nicht unter Kontrolle.
    Hat Niklas die Tür etwa wegen Felix’ Hilfestellung zugeschmissen?
    Ist er eifersüchtig? Auf Felix ?
    »Silvester wohnt zwei Straßen weiter«, sagt Felix und zeigt nach links. »Kommst du noch mit, wenn ich ihn zurückbringe?«
    Nach der düsteren Kellerwohnung und den unberechenbaren Nienabers kommt mir die Aussicht auf einen sonnigen, unbeschwerten Spaziergang mit Felix und Silvester unglaublich verlockend vor.
    »Prima Idee!«, antworte ich und kann mich gerade noch zurückhalten, Kumpel hinzuzufügen.
    Wir gehen in einvernehmlichem Schweigen die Straße hinunter, Silvester trottet friedlich neben uns her. Warum ist mir noch nie aufgefallen, was für eine angenehme Gesellschaft Felix ist?
    »Sag mal, Iris«, sagt er gerade. »Warst du tatsächlich bei diesem Niklas und seiner Familie zum Essen eingeladen?«
    »Ja«, gebe ich zu, während wir gemütlich weiterschlendern. »Weißt du … Niklas ist ein anständiger Mensch. Da bin ich mir ziemlich sicher. Seine Familie ist allerdings schrecklich. Und krank. Ich meine, seine Mutter ist krank. Todkrank. Sie hat Brustkrebs. Und deshalb benehmen die sich so … schrecklich. Aus Verzweiflung eben.«
    »Hm«, macht Felix unverbindlich.
    Seine eigne Mutter war damals nicht krank, als sie gestorben ist.
    Das war ein Autounfall.
    »Obwohl Niklas und ich uns erst kurz kennen, wollte er, dass ich seine Mutter treffe«, erkläre ich. »Weil es ja schon bald zu spät dafür sein könnte. Und …« Ich muss mir einen gewaltigen Ruck geben, um so etwas über mich zu sagen. »Und weil Niklas findet, ich sei ein ganz besonderer Mensch.«
    Ich merke, dass

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