Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
springt begeistert an einem blonden Mann in Jeanshose und kariertem Hemd hoch, der am anderen Ende des Marktplatzes an einem Blumenstand steht.
Ich beobachte gebannt das Gespann.
Wo ist denn Gesine?
Langsam gehe ich auf den Mann und den Hund zu.
Warum kümmert sich Gesine nicht selber um ihren Vierbeiner?
Der Mann sieht allerdings aus, als könne er das auch recht gut, stelle ich fest, als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt bin. Er sieht überhaupt recht gut aus. Er trägt einen Bart, was ich sonst nicht gerade anziehend finde, aber ihm steht er. Seine von Lachfältchen umgebenen blauen Augen leuchten freundlich, und das Lächeln, mit dem er das Hundetier jetzt bedenkt, lässt bemerkenswert weiße Zähne aufblitzen.
Die Uhr am Dom beginnt zu schlagen, und ich bleibe stehen. Ich muss zur Arbeit.
Ich seufze leise.
Ich werde es morgen noch mal versuchen.
Wenn das überhaupt einen Zweck hat. Vielleicht hat Gesine ihren Hund ja verkauft. Vielleicht ist sie gar nicht so eine tolle Tierfreundin. Vielleicht hat sie ihren süßen Hund genauso eiskalt abserviert wie Niklas.
Oder doch nicht.
Ich verschlucke mich fast.
Da steht sie. Ganz plötzlich.
Neben dem sympathischen Mann. In Jeans und schlichtem weißen T-Shirt. Und jetzt springt der Hund an ihr hoch. Sie lacht, geht in die Hocke und hält ihm ein schönes Wiener Würstchen hin – das sie offenbar gerade nebenan beim Biofleischer-Stand gekauft hat. Der kleine Hund verschlingt es erstaunlich schnell, während Gesine ihn anschaut, wie eine stolze Mutter ihr Kind, wenn es mit einem vorbildlichen Appetit ausgestattet ist.
Mit einmal blickt sie hoch und sieht zu mir hinüber, als hätte sie gemerkt, dass ich sie beobachte. Für einen Moment schaut sie mir irritiert ins Gesicht, dann lächelt sie – und winkt mir zu.
Überrascht lächle ich zurück und deute ein kleines Winken an.
Offenbar hat Gesine sich sofort an mich erinnert.
Mein Plan läuft ja besser, als ich gedacht hatte. Meine Nervosität nimmt zu.
Ich atme tief durch und gehe auf sie zu.
Gesine kommt aus der Hocke hoch und hakt sich bei dem bärtigen Mann ein.
»Hallo«, sagt sie freundlich.
»Hallo! Die Äpfel waren wirklich unheimlich lecker. Die besten, die ich je hatte«, plappere ich los und lächle Gesine krampfhaft an. »Das war ja so ein wunderbarer Tipp von Ihnen!«
Ich schnappe nach Luft und halte inne.
War das womöglich zu dick aufgetragen?
Ich beiße mir auf die Lippen.
»Oh, das freut mich, dass sie Ihnen gut geschmeckt haben!«, sagt Gesine und strahlt.
Gott sei Dank.
Anscheinend geht sie erst mal davon aus, dass andere Menschen ehrlich sind.
»Ja«, sage ich. »Sie haben mir wirklich sehr gut geschmeckt, die Äpfel. Unheimlich lecker …«
Wie oft will ich das denn noch sagen?
Gesine und der Bärtige schauen mich freundlich an. Selbst der Blick des Hundes ist irgendwie freundlich auf mich gerichtet.
Die Uhr am Dom schlägt Viertel nach.
Oje. Ich muss schleunigst mit meinem Plan vorankommen. Aber natürlich, ohne mit der Tür ins Haus zu fallen. Ich greife haltsuchend nach dem Riemen meiner Handtasche und versuche mich daran zu erinnern, welcher Schritt der nächste war.
»Hm.« Gesine ist von meinem Verhalten etwas verwundert.
»Sie sind Niklas’ Ex«, sage ich.
Gott nein!
Als müsste ich sie extra darauf aufmerksam machen.
Gesines Lächeln gefriert.
»Woher wissen Sie das?«, fragt sie leise. Ihre Stimme zittert.
Der bärtige Mann sieht sie besorgt an.
»Komm«, sagt er und zieht behutsam an ihrem Arm. »Lass uns gehen.«
»Nein.« Gesine schüttelt heftig den Kopf. Dann sieht sie mir direkt in die Augen. »Woher wissen Sie das?«
Weshalb ist sie bloß so aufgewühlt?
»Ich … äh …«, stammele ich, »ich, ich bin seine neue … Freundin. Er … er hat mir von Ihnen erzählt. Und seine Schwester hat mir ein Foto von Ihnen gezeigt.«
Toll. Behutsamer hätte ich es ihr nicht beibringen können.
»Nicht zu fassen«, höre ich den bärtigen Mann empört murmeln.
Ich werde knallrot.
Gesine blickt mich nachdenklich an.
»Verstehe«, sagt sie dann gefasst. »Sie haben mich letzte Woche beim Apfelstand erkannt. Aber da haben Sie es lieber noch für sich behalten, dass Sie seine Neue sind.«
Ich nicke.
»Ich muss mit Ihnen sprechen. Über Niklas«, platze ich unter Herzklopfen heraus.
Gesine schnappt hörbar nach Luft. Es wäre nur zu verständlich, wenn sie sich jetzt umdrehen und gehen würde.
Was mache ich denn!
Der Plan hatte ganz
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