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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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lange dauern, das von Marco und Charlie zu erklären, und wie sie in gewisser Weise Sarah geschrieben haben, weil es ohne Marco und Charlie keine Sarah gegeben hätte, und wie Sarah und ihr Ex, der, der was bei der BBC werden wollte, wie die beiden mich geschrieben haben, und wie Rosie, die Simultanorgasmus-Nervensäge, und ich Ian geschrieben haben. Es ist nur so, daß keiner von uns geistreich und talentiert genug ist, Songs daraus zu machen. Wir haben sie ins Leben geschrieben, was viel chaotischer und viel zeitaufwendiger ist und für niemanden etwas zum Mitpfeifen übrigläßt.
    Marie steht auf. »Ich werde jetzt etwas Schreckliches machen, bitte vergib mir.« Sie geht rüber zu ihrem Radiorecorder, wirft ein Tape raus, kramt herum und legt dann ein anderes ein, und dann sitzen wir beide im Dunkeln und hören uns die Songs von Marie LaSalle an. Ich glaube, ich kann auch verstehen, warum: Wäre ich krank vor Heimweh und einsam und wüßte nicht, wie es weitergehen soll, würde ich dasselbe tun. Eine befriedigende Arbeit ist in solchen Zeiten etwas Herrliches. Und was soll ich anfangen? Hingehen, den Laden aufschließen und darin herumlaufen?
    »Na, wenn das nicht krank ist«, sagt sie nach einer kleinen Weile. »Es ist irgendwie Masturbation oder so was, mir zum Vergnügen mich selbst anzuhören. Was hältst du davon, Rob? Drei Stunden, nachdem wir Liebe gemacht haben, hole ich mir schon einen runter.«
    Ich wünschte, sie hätte das nicht gesagt. Irgendwie hat es die Atmosphäre.
    Schließlich gehen wir wieder schlafen und wachen spät auf, und mein Erscheinungsbild und vielleicht auch mein Geruch sind etwas versiffter, als sie es in einer idealen Welt gerne gehabt hätte, und sie ist freundlich, aber distanziert. Ich gewinne den Eindruck, daß sich etwas wie letzte Nacht vermutlich nicht wiederholen wird. Wir frühstücken auswärts, in einem Laden, der voll ist von jungen Paaren, die die Nacht miteinander verbracht haben, und obwohl wir nicht deplaziert wirken, weiß ich doch, daß wir es sind: Alle anderen wirken glücklich, gutgelaunt und einträchtig, nicht zappelig, gezwungen und trübe, und Marie und ich lesen unsere Zeitungen mit einer Konzentration, die darauf abzielt, jede weitere Intimität zu umgehen. Aber erst nachher setzen wir uns richtig vom Rest ab: Ein schneller und reuiger Kuß auf die Wange, und der Rest des Sonntags gehört mir allein, ob ich will oder nicht.
    Was ist schiefgegangen? Nichts und alles. Nichts: Wir hatten einen netten Abend, wir hatten Sex, der für keinen von uns erniedrigend war, wir führten sogar ein Gespräch im Morgengrauen, an das ich und vielleicht auch sie noch ewig denken werden. Alles: Das ganze blöde Getue, als ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich nach Hause gehe oder nicht und dabei auf sie den Eindruck eines völligen Schwachkopfs gemacht habe, daß wir uns so toll verstanden und uns dann nichts Besonderes zu sagen hatten, die Art, wie wir auseinandergingen, die Tatsache, daß ich jetzt einer Erwähnung in den Linernotes keinen Schritt näher bin, als bevor ich sie getroffen habe. Es geht nicht um die Frage, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Es war eher so, daß wir ein volles Half-Pint in ein leeres Pint-Glas gekippt haben. Ich mußte trotzdem erst ausprobieren, wieviel reingeht, und jetzt weiß ich es.

M ein Leben lang habe ich Sonntage gehaßt, aus den naheliegenden englischen Gründen (im Fernsehen Songs of Praise › Anmerkung , geschlossene Geschäfte, zähflüssige glibberige Bratensoße, die man lieber nicht anrühren möchte, vor der es aber kein Entkommen gibt) und aus den offensichtlichen internationalen Gründen, aber dieser Sonntag schlägt alles. Ich hätte alles mögliche zu tun, ich habe Tapes aufzunehmen, Videos zu gucken und Anrufe zu erwidern. Aber auf nichts davon habe ich Lust. Um eins komme ich in die Wohnung zurück, um zwei ist es so schlimm geworden, daß ich beschließe, nach Hause zu fahren – nach Hause , nach Hause, nach Haus zu Mum und Dad, zu glibberiger Bratensoße und Songs of Praise. Könnt ihr euch vorstellen, wie schlimm es um mich steht? Mitten in der Nacht aufzuwachen und mich zu fragen, wohin ich gehöre, hat mir den Rest gegeben: Ich gehöre nicht nach Hause und ich will nicht nach Hause gehören, aber zu Hause ist wenigstens irgendwo, wo ich mich auskenne.

    Zu Hause , zu Hause liegt in der Nähe von Watford, ein Stück mit dem Bus ab der Haltestelle der Metropolitan Line. Vermutlich eine schreckliche

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