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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Ladentisch und gestikuliert Richtung Tür.
    »Steckt dieser Barry hier irgendwo?«
    »Ich hole ihn dir.«
    Ich gehe ins Lager, wo Barry sich langgemacht hat.
    »Oi, Barry. Da will dich einer wegen deiner Anzeige sehen.«
    »Welche Anzeige?«
    »Für die Band.«
    Er schlägt die Augen auf und sieht mich an. »Verpiß dich.«
    »Im Ernst. Er will mit dir reden.«
    Er kommt auf die Hinterbeine und geht durch den Laden.
    »Ja?«
    »Hast du die Anzeige hingehängt?«
    »Stimmt.«
    »Was kannst du spielen?«
    »Nichts.« Barrys brennender Ehrgeiz, im Madison Square Garden aufzutreten, hat ihn nie dazu bewegen können, etwas so Alltägliches zu tun, wie ein Instrument zu erlernen.
    »Aber du kannst singen, oder?«
    »Ja.«
    »Wir suchen einen Sänger.«
    »Was für 'ne Art Sachen macht ihr denn?«
    »Na ja, so in der Art wie das, was da erwähnt war. Aber wir wollen ein bißchen experimenteller als das sein. Unseren Pop-Ansatz wollen wir beibehalten, aber irgendwie etwas weiter fassen.«
    Gott schütze uns.
    »Klingt super.«
    »Wir treten nicht auf oder so was. Wir haben gerade erst angefangen. Mehr so aus Spaß. Aber wer weiß, was draus wird, wie?«
    »Alles klar.«
    Der Quo-Roadie kritzelt eine Adresse hin, schüttelt Barry die Hand und geht. Dick und ich glotzen seiner Hinteransicht nach, nur für den Fall, daß er explodiert oder sich in Luft auflöst oder Engelsflügel entfaltet. Barry verstaut einfach den Zettel in seiner Jeanstasche und sieht sich nach einer Platte zum Auflegen um, als sei das, was gerade passiert ist – ein mysteriöser Fremder, der hereinspaziert und ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt –, nicht genau die Art von kleinem Wunder, auf das die meisten von uns vergeblich warten.
    »Was?« sagt er. »Was ist los mit euch beiden? Ist doch bloß eine picklige kleine Garagenband. Nichts Besonderes.«

    Jackie lebt in Pinner, nicht weit von dort, wo wir aufgewachsen sind, natürlich mit meinem Freund Phil. Als ich sie anrufe, weiß sie auf der Stelle, wer ich bin, vermutlich, weil ich der einzige »andere Mann« ihres ganzen Lebens bin, und zuerst klingt sie reserviert, mißtrauisch, als wolle ich die ganze Sache wieder aufrühren. Ich sage ihr, daß es meiner Mum und meinem Dad gutgeht, daß ich meinen eigenen Laden habe, daß ich nicht verheiratet bin und keine Kinder habe, an welchem Punkt das Mißtrauen in Sympathie umschlägt, mit einem Schuß Schuldgefühl vielleicht. (Ist das meine Schuld? kann man sie denken hören. War es mit seinem Liebesleben seit 1975 aus und vorbei, nachdem ich wieder zu Phil zurückgekehrt bin?) Sie sagt mir, daß sie zwei Kinder und ein kleines Haus haben, daß sie beide arbeiten und daß sie nie aufs College gegangen ist, genau wie sie immer befürchtet hatte. Um das kurze Schweigen zu beenden, das diesem Resümee folgt, lädt sie mich zu ihnen nach Hause zum Abendessen ein, und während des kurzen Schweigens, das dieser Einladung folgt, nehme ich an.
    Jackie hat graue Strähnen im Haar, sieht aber ansonsten noch immer hübsch und freundlich und vernünftig aus und was sie sonst noch alles war, ich küsse sie und reiche Phil die Hand. Phil ist jetzt ein Mann, mit Schnurrbart und Hemdsärmeln und einer kahlen Stelle und einem gelockerten Schlips, aber er macht eine große Schau daraus, kurz zu zögern, ehe er die Geste erwidert – er will, daß ich kapiere, daß das ein symbolischer Moment ist, daß er mir meine Missetat von damals vergibt. Jesus, denke ich, es heißt doch, Elefanten würden nie vergessen, und nicht Kundendienstler von British Telecom. Aber andererseits, was mache ich hier, wenn nicht in Sachen herumstochern, die die meisten Menschen schon vor Jahren vergessen hätten?
    Jackie und Phil sind die langweiligsten Menschen im Südosten Englands, möglicherweise, weil sie zu lange verheiratet sind und daher nichts haben, worüber sie reden können, außer, wie lange sie verheiratet sind. Schließlich bleibt mir nichts weiter übrig, als sie in witzelnder Art auf das Geheimnis ihres Erfolgs anzusprechen; ich spare nur Zeit, weil sie es mir sowieso erzählt hätten.
    »Wenn man den richtigen Menschen gefunden hat, hat man den richtigen Menschen gefunden, ganz egal, wie alt man ist.« (Phil)
    »An Beziehungen muß man arbeiten. Man kann nicht jedesmal einfach abhauen, wenn irgendwas schiefgeht.« (Jackie)
    »Das stimmt. Es wäre einfach gewesen, alles hinzuschmeißen und mit irgendwem, der dich umhaut, wieder ganz von vorne anzufangen, aber dann käme man

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