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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Unmöglichkeit, aber er gibt nicht auf.
    »Wann willst du wieder reingehen?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwann. Später. Hör zu, Rob, würdest du mit mir schlafen?«
    »Was?«
    »Mir ist einfach nach Sex. Ich möchte etwas anderes außer Trauer und Schuldgefühlen spüren. Entweder das, oder nach Hause fahren und meine Hand über die Kerze halten. Es sei denn, du hättest Lust, Zigarettenstummel auf meinem Arm auszudrücken.«
    Laura ist nicht so. Laura ist von Beruf und Natur aus Anwältin, und jetzt benimmt sie sich, als sei sie auf eine Nebenrolle im nächsten Harvey-Keitel-Film aus.
    »Ich hab' nur noch ein paar. Die hebe ich mir für später auf.«
    »Dann muß es Sex sein.«
    »Aber wo? Und was ist mit Ray? Und was ist mit …«, »allem« wollte ich sagen. Was ist mit allem?
    »Wir müssen es im Auto machen. Ich fahre uns irgendwohin.«
    Sie fährt uns irgendwohin.
    Ich weiß, was ihr sagen wollt: Du bist ein jämmerlicher Phantast, Fleming, hättest du gern, träumst du von usw. Aber nicht in einer Million Jahren würde ich das, was mir heute passiert ist, zur Grundlage irgendeiner sexuellen Phantasie nehmen. Erstens bin ich klatschnaß, und wenn ich auch zugebe, daß der Zustand des Feuchtseins zahllose sexuelle Konnotationen hat, fiele es selbst dem unbändigsten Perversen schwer, sich durch meine Art des Feuchtseins erregen zu lassen, mit der Frösteln, Hautreizung (meine Hose ist ungefüttert und schürft mir die Haut an den Beinen ab) und muffiger Geruch einhergehen (keiner der großen Parfümhersteller hat jemals versucht, das Aroma nasser Hosen einzufangen, aus verständlichen Gründen), außerdem klebt Laub an mir. Und ich hatte nie den geringsten Wunsch, es im Auto zu treiben (in meinen sexuellen Phantasien kamen immer, ausnahmslos, Betten vor), und die Beisetzung mag auf die Tochter des Verstorbenen einen unerwarteten Effekt gehabt haben, für mich war sie ein ziemlicher Dämpfer, ehrlich gesagt, und ich weiß nicht so richtig, was ich von Sex mit Laura halten soll, solange sie mit einem anderen lebt (ist er besser, ist er besser, ist er …?), und überhaupt …
    Sie hält an, und mir fällt auf, daß die letzten paar Minuten der Fahrt ziemlich holprig waren.
    »Hier ist Dad immer mit uns hingegangen, als wir noch klein waren.«
    Wir stehen neben einer langen, unebenen Schotterstraße, die zu einem großen Haus führt. An einer Seite der Straße ein Urwald von hohem Gras und Gestrüpp, und eine Baumreihe an der anderen; wir stehen auf der Baumseite, mit dem Kühler zum Haus hin und dem Heck schräg auf dem Weg.
    »Das war früher ein kleiner Privatkindergarten, aber vor ein paar Jahren haben sie Pleite gemacht, und seitdem steht es leer.«
    »Warum ist er mit euch hierhin gegangen?«
    »Einfach zum Spazieren. Im Sommer gab es hier Brombeeren und im Herbst Kastanien. Das ist ein Privatweg, dadurch war es für uns besonders aufregend.«
    Mein Gott. Ich bin froh, daß ich nichts von Psychotherapie verstehe, von Jung und Freud, der ganzen Bande. Wenn ich es täte, würde ich mich wahrscheinlich jetzt schrecklich fürchten: Die Frau, die an dem Ort, an dem sie mit ihrem toten Dad immer spazieren war, Sex will, muß tatsächlich sehr gefährlich sein.
    Es hat zu regnen aufgehört, aber die Tropfen von den Bäumen hüpfen auf dem Dach, und der Wind wütet so in den Ästen, daß zwischendurch dicke Laubbüschel auf uns fallen.
    »Willst du nach hinten?« fragt Laura mit flacher, beiläufiger Stimme, als wollten wir noch jemand abholen.
    »Würde ich sagen. Ist sicher bequemer.«
    Sie hat zu nah an den Bäumen geparkt, darum muß sie an meiner Seite rausklettern.
    »Schmeiß das ganze Zeug einfach auf die Ablage.«
    Da liegen ein A-Z, ein dicker Straßenatlas, ein paar leere Kassettenhüllen, eine offene Tüte Opal Fruits und eine Handvoll Bonbonpapierchen. Ich lasse mir Zeit mit dem Aufräumen.
    »Ich wußte schon, warum ich heute morgen einen Rock angezogen habe«, sagt sie beim Einsteigen. Sie beugt sich vor und küßt mich auf den Mund, mit Zunge und allem, und wider Willen erwacht mein Interesse.
    »Nicht bewegen.« Sie fummelt irgendwas an ihrem Kleid und setzt sich auf mich. »Hallo. Scheint mir gar nicht so lange her, seit ich dich das letztemal von hier aus gesehen habe.« Sie lächelt mich an, küßt mich wieder, greift unter sich nach meinem Reißverschluß. Und dann kommt das übliche Vorspiel, und dann – ich weiß nicht, warum – fällt mir etwas ein, an das man immer denken sollte, aber nur

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