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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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    »Ich dachte schon, du wolltest den ganzen Nachmittag da im Blumenbeet liegen.«
    »Hä? Oh. Haha. Nein. Ha.« Gespielte Nonchalance fällt in einer Situation dieser Kategorie schwerer als es aussieht, obwohl im Blumenbeet eines Fremden zu liegen, um sich am Tag, an dem ihr Dad beerdigt – verbrannt – wird, vor der Exfreundin zu verstecken, wahrscheinlich keine Kategorie, kein Genre von Situation ist, mehr eine einmalige, untypische Aktion.
    »Du triefst ja.«
    »Mmmmm.«
    »Und ein Idiot bist du auch.«
    Es wird andere Schlachten geben. Es hat nicht viel Zweck, die hier auszufechten, wo alle äußeren Umstände sich gegen mich verschworen haben.
    »Ich sehe ein, daß du das denken mußt. Sieh mal, es tut mir leid. Ganz ehrlich. Das letzte, was ich wollte, war … darum bin ich gegangen, weil ich … zuviel bekam, und ich da drinnen nicht an die Decke gehen wollte, und … sieh mal, Laura, der Grund, warum ich mit Rosie geschlafen und alles versaut habe, war, daß ich Angst hatte, du könntest sterben. Oder ich hatte Angst, dich sterben sehen zu müssen. Oder was auch immer. Und ich weiß, das klingt nach … aber …« Die Worte verenden so rasch, wie sie rausgerutscht sind, und ich glotze sie nur noch mit offenem Mund an.
    »Tja, sterben muß ich. In der Hinsicht hat sich nicht viel geändert.«
    »Nein, nein, ich verstehe vollkommen, und ich erwarte nicht von dir, mir irgendwas anderes zu erzählen. Ich wollte nur, daß du es weißt, das ist alles.«
    »Danke. Das ist lieb von dir.«
    Sie macht keinerlei Anstalten, den Wagen anzulassen.
    »Das kann ich von mir nicht behaupten.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe nicht mit Ray geschlafen, weil ich Angst hatte, du könntest sterben. Ich habe mit Ray geschlafen, weil ich dich satt hatte und jemanden brauchte, um mich da rauszuholen.«
    »Oh, klar, nein, ich verstehe schon. Hör mal, ich will deine Zeit nicht verschwenden. Fahr du zurück, ich warte hier auf den Bus.«
    »Ich will nicht zurück. Ich hab' auch in den Sack gehauen.«
    »Oh. Klar. Toll. Ich meine, toll nicht, aber na ja.«
    Es fängt wieder an zu regnen, und sie macht die Scheibenwischer an, so daß wir durchs Fenster nicht mehr viel sehen können.
    »Wer hat dich aufgeregt?«
    »Niemand. Ich fühle mich nur nicht alt genug. Ich will jemanden, der sich um mich kümmert, weil mein Dad gestorben ist, und es ist keiner da, der das könnte, also habe ich, als Liz mir sagte, daß du gegangen bist, die Gelegenheit genutzt, um zu verschwinden.«
    »Wir sind schon ein Paar, was?«
    »Wer hat dich aufgeregt?«
    »Niemand. Na ja, Liz. Sie hat …« Mir fällt keine erwachsene Redewendung ein, also nehme ich die nächstbeste. »Sie hat mich geärgert.«
    Laura schnaubt. »Sie hat dich geärgert, und jetzt hast du sie verpetzt.«
    »Das sind die ungefähren Dimensionen.«
    Sie lacht kurz und unfroh. »Kein Wunder, daß wir alle nicht zurechtkommen, wie? Wir sind wie Tom Hanks in Big . Kleine Jungen und Mädchen, die in Erwachsenenkörpern stecken und das Beste daraus machen müssen. Und im richtigen Leben ist es viel schlimmer, weil es nicht nur um Knutschen und Etagenbetten geht. Das alles gehört auch dazu.« Sie deutet durch die Windschutzscheibe auf ein Feld und die Bushaltestelle und einen Mann, der seinen Hund ausführt, aber ich weiß, was sie meint. »Ich will dir was sagen, Rob. Von dieser Beerdigung abzuhauen, war das Schlimmste, was ich je im Leben gemacht habe, und auch das Aufregendste. Ich kann dir nicht sagen, wie schlimm und wie gut das getan hat. Oder doch: Ich hab' mich gefühlt wie Eis mit heiß.«
    »Von der Beerdigung bist du ja eigentlich nicht abgehauen. Nur vom gemütlichen Teil. Das ist was anderes.«
    »Aber meine Mum und Jo und … sie werden mir das nie vergessen. Aber das macht mir nichts. Ich habe soviel an ihn gedacht und soviel von ihm gesprochen, und jetzt ist das Haus voller Leute, die mir Zeit und Gelegenheit geben wollen, noch mehr an ihn zu denken und von ihm zu reden, und ich hätte schreien können.«
    »Er hätte Verständnis dafür.«
    »Glaubst du? Da bin ich nicht sicher. Ich würde wollen, daß die Leute bis zum bitteren Ende bleiben. Das wäre wohl das mindeste.«
    »Da war dein Dad netter.«
    »Das war er, oder?«
    »Sechs-oder siebenmal netter.«
    »Paß auf, was du sagst.«
    »Tut mir leid.«
    Wir beobachten einen Mann, der mit einer Hundeleine, einer Zeitung und einem Regenschirm in der Hand versucht, sich eine Zigarette anzuzünden. Ein Ding der

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