High Heels mit acht, Diaet mit neun
Make-up, einschließlich Lipgloss, und sie war so aufgeregt. Wir haben für sie und ihre acht Freundinnen eine Limousine gemietet – für jede haben wir 15 Euro bezahlt, und die Limousine hat sie einmal durch den ganzen Ort gefahren, bevor sie zur Schule gebracht wurden.«
Aber man muss nicht erst auf einen besonderen Anlass warten. Die Möglichkeiten zur Verschönerung beginnen schon in den Gängen der größten Spielwarenketteder Welt, bei »Toys´R´Us«. Dort können Mädchen jeden Alters ihre Eltern darum anbetteln, dass sie ihnen einen »Dream Dazzlers Make-up-Koffer mit Licht« für 14,99 Euro oder doch wenigstens das »Dream Dazzler Make-up Set« für 7,99 Euro kaufen. Große Make-up-Marken wie etwa »Bobbi Brown« entwerfen inzwischen eigene Produktlinien für junge Mädchen.
Die Kosmetikindustrie ist natürlich begeistert dabei, diesen bislang ungenutzten Markt zu erschließen. Auf einer ihr nahestehenden Internetseite, »Fashion Industry Today«, ist zu lesen: »Jüngere Mädchen möchten bereits Make-up tragen, weil sie versuchen, ihre Unabhängigkeit zum Ausdruck zu bringen und ihren bekannten Idolen noch mehr zu ähneln – Frauen wie Lindsay Lohan, Hillary Duffund Miley Cyrus. Mädchen wollen Teil der Masse sein.« Und es wird dort auch darauf hingewiesen: »Marketingagenturen sind sich dessen bewusst, haben sich dieser Herausforderung gestellt und Produkte entworfen und zur Herstellung gebracht, die speziell für junge Mädchen zwischen neun und zwölf Jahren konzipiert sind. Es ist eine wahre Marketingoase.« 74 Bei so viel Einsatz überrascht es nicht, dass ein kürzlich erschienener Bericht zu dem Ergebnis kommt, dass sich der Gebrauch von Make-up unter den Tweens bis zum zwölften Lebensjahr seit 2007 verdoppelt hat.« 75
Natürlich, welche Mutter hat nicht schon ihr kleines Mädchen dabei erwischt, wie es Mamas Rouge ausprobierte? Aber es gibt Eltern von achtjährigen Mädchen, die mir berichten, ihre Töchter trügen regelmäßig Lipgloss, Rouge und Mascara auf. Wenn Mädchen so früh damit beginnen, sich regelmäßig zu schminken, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Überzeugung, sie müssten einen Großteil ihrer Zeit und Energiedarauf verwenden, ihr Aussehen zu verbessern, zum festen Bestandteil ihrer Weltanschauung wird.
Ihr Gesicht kommt ihnen dann ohne Make-up nicht mehr gut genug vor. Schon früh haben sie vor dem Spiegel die Suche nach optischen Mängeln eingeübt, die ausgebessert werden müssen. Und so haben sie sich auf einen lebenslangen Weg der Enttäuschung begeben, die durch keine Kosmetik geheilt werden kann.
Was mit einem Lippenstift und Mascara für einen besonderen Anlass beginnt, kann sich sehr schnell zu einer »Es geht nicht mehr ohne«-Haltung entwickeln. Eine Mutter erzählte mir, dass ihre Tochter im Alter von zwölf Jahren niemals das Haus verließ, ohne sich vorher 40 Minuten lang im Bad zu schminken. »Das Schlimmste dabei ist: Sie kommt da raus und sieht furchtbar aus – weil es an ihrem Gesicht einfach nichts zu verbessern gibt. Aber sie denkt, ohne Make-up kann sie der Welt nicht gegenübertreten.« Es stimmt, dass sich unsere Mädchen durch das Make-up eine Zeitlang gut fühlen, aber doch nur, weil sie das Gefühl haben, einen Mangel erfolgreich kaschiert zu haben. Darüber hinaus ist es ironischerweise so, dass die Angebote der Kosmetikindustrie sie gerade nicht von anderen abheben, sondern ihnen ein Stück ihrer Individualität nehmen: Unsere Töchter können alle die gleichen Extensions für das gleiche glänzende, glatte Haar bekommen, die gleiche Bräunungscreme, um ihrer Haut die gleiche Farbe zu geben, und die gleichen falschen Wimpern für den gleichen Wimpern-Look. Beobachtet man Gruppen von Mädchen, die in den Straßen unterwegs sind, fällt auf, dass sie aussehen wie Klone.
Es ist für viele Mütter nicht einfach, sich Gehör zu verschaffen, denn erwachsene Frauen können durch Make-up auf eine Art und Weise verschönert werden, die es bei Kindern nicht gibt. Für Mütter, die selber Make-upbenutzen, mag es schwer sein, sich mit ihren Töchtern darüber auseinanderzusetzen. Doch wir sollten uns darauf konzentrieren, dass unsere Mädchen unbefangen sein können, dass sie sich mit Dingen befassen, bei denen es nicht um ihr Aussehen geht, anstatt sich Sorgen zu machen, dass ihre Wimperntusche oder ihr Lippenstift verschmiert sein könnte.
Was Sie tun können
Für jüngere Mädchen:
Übertreiben Sie es nicht mit der Bedeutung des
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