High Heels mit acht, Diaet mit neun

Bratzpuppen. Sie findet sie schick, und es gibt wirklich tolle Klamotten dafür. Ich denke, das ist eine wirklich clevere Idee. Sie spielt mit ihnen ›X-Faktor’ und andere Wettbewerbe nach.«
    Michelle, 34 Jahre
    Ein Besuch am Puppenregal von »Toys’R’Us« kann zu einer anregenden Nachhilfestunde darüber werden, wofür sich unsere kleinen Mädchen heute angeblich interessieren. Puppensind für die Entwicklung von Kindern von wesentlicher Bedeutung. Sie helfen ihnen, ihren Platz in der Welt zu entdecken und die unterschiedlichen Rollen kennenzulernen, die Menschen spielen. Aber orientiert man sich an dem, womit unsere Töchter gegenwärtig spielen, dann sehen sie einer Zukunft entgegen, in der sie in nuttiger Kleidung und High Heels unterwegs sind, mit dem Handyin der einen Hand und der Puderdose in der anderen.
    Treten Sie einen Schritt zurück und warten Sie kurz, bis Ihre Augen sich einigermaßen an das furchtbare zuckersüße Rosa um Sie herum gewöhnt haben. Denken Sie dann einen Moment darüber nach, welche Botschaft diese Spielzeuge den Mädchen vermitteln. Falls die Puppen keine hautengen Jeans tragen, sind es Röcke, von denen nicht einer bis knapp zur Mitte ihrer spindeldürren Oberschenkel reicht. Verglichen mit ihren Nachfolgemodellen, den Bratzpuppen,wirken die Barbies schon fast wieder wie natürliche Schönheiten.Mit ihren aufgeworfenen Lippen und ihren Haarmähnen wirken die Bratzpuppen wie Sexpuppen in Miniaturgröße. Als es darum ging, den Puppen irgendwelche Tätigkeiten anzudichten, gab es zunächst Accessoires wie Pferde und Skateboards. Aber die wurden irgendwann von pinkfarbenen Haartrocknern, Miniaturhandtaschen und Maniküre-Sets verdrängt. Die Fähigkeit der Kinder, sich zu entwickeln, wird ziemlich eingeschränkt, wenn sogar ihre Spielsachenso klischeehaft daherkommen. Haben unsere Töchter nicht etwas Besseres verdient, als durch diese Plastikkarikaturen moderner Frauen etwas über das Leben zu lernen?
Was Sie tun können
    Kaufen Sie keine Puppen mit einem Dekolleté. Lassen Sie unsere kleinen Mädchen Kinder sein. Kaufen Sie ihnen Puppen, die ebenfalls Kinder sind. Und dann lassen Sie Ihre Tochter entscheiden, welche Spiele sie mit ihrem Spielzeugspielen will, anstatt ihre Puppen mit Zubehör wie pinkfarbenen Handysund Make-up-Sets auszustatten. Halten Sie nach Spielzeug Ausschau, das weniger sexualisiert ist, wie zum Beispiel Stofftieren oder Flickenpuppen.
    Reden Sie mit Ihrer Tochter darüber, was Puppen können – und was nicht. Wenn Ihre kleine Tochter gerade Barbies oder Bratzpuppen liebt, sprechen Sie mit ihr darüber, was sie an ihnen mag. Fragen Sie sie, ob sie in Wirklichkeit jemals eine Frau gesehen hat, die aussah wie eine dieser Puppen. Erzählen Sie ihr von all den Dingen, die Barbie niemals tun könnte, wenn sie eine echte Frau wäre, beispielsweise, weil ihre Füße grundsätzlich so geformt sind, dass sie nur in High Heels passen. Denken Sie sich Spiele aus, in denen Barbie eine Wissenschaftlerin oder Politikerin ist.
    Kaufen Sie einfaches Spielzeug. Vermeiden Sie Merchandising-Artikel etwa zu bestimmten Filmen, denn für dieses Spielzeug sind die Drehbücher bereits fertig geschrieben. Gestehen Sie Ihren Kindern zu, ihre eigene Vorstellungskraft einzusetzen und ihre eigene Spielweltzu erschaffen. Kaufen Sie ihnen einfache, grundlegende Spielsachen, die sich auf vielfache Weise nutzen lassen und damit der Kreativität der Kinder entgegenkommen.

Schlusswort
    Pornographieund Prostitution sind vom Rand unserer Kultur in die Mitte gerückt und erscheinen mitunter sogar erstrebenswert. Mehr als eine Million Menschen haben wie gebannt jede Folge der Serie »Das geheime Tagebuch eines Callgirls«verfolgt. Die Hauptfigur ist eine Edelprostituierte, die einen beneidenswerten Lebensstil pflegt, unter anderem mit begehbaren Schränken, die voller Schuhe von Manolo Blahnik sind.
    »Warum ich das tue?«, fragt Protagonistin Belle herausfordernd. »Ich liebe Sex und Geld. Ich bin faul. Ich bin mein eigener Boss. Ich liebe die Anonymität. Ich bin eine kostspielig gekleidete Frau, die man durch die Hotellobby schweben sieht – irgendwie umwerfend, aber doch nicht so, dass man sie nie wieder vergisst.« Und falls wir uns immer noch wundern, warum Belle ihren Körper für Sex verkauft, fügt sie als weitere Rechtfertigung hinzu: »Es ist besser, als auf die Uhr zu starren und auf die nächste Teepause zu warten.«
    Während der Werbeunterbrechungen war in einem Spot vor