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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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unten im Flur ein weiteres Paar Türen auf. Eine andere Vorlesung hatte vor der von Etienne geendet. Ein Dutzend Studenten kamen heraus und eilten davon, kurz darauf gefolgt von Clothaire.
    Als er sich umsah, erblickte er die Mädchengruppe. Zuerst blieb er wie angewurzelt stehen – und sah dabei merkwürdig unbehaglich und befangen aus, stellte Daisy fest – und entschloss sich dann, sich zu ihnen zu gesellen.

    »Ah, tiens? Salut. Wartet ihr... auf mich?«
    »Nein, bestimmt nicht«, gab Claire zurück. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Wir sind alle hier, um den großen Deslisses kennenzulernen«, erklärte Agathe mit einem strahlenden Lächeln. »Daisys Freund.«
    Daisy trat vor, um Clothaire zu begrüßen. »Hi, wie geht’s? Aber eigentlich«, fuhr sie fort, und drückte Marie-Laure ein wenig spöttisch den Arm, »war das Ganze Maries Idee. Weißt du, sie ist Etiennes größter Fan.«
    Marie-Laure warf Clothaire einen kurzen Blick zu und errötete. »Ach, hör auf, Daisy! Ich bin kein Fan. Ich bewundere seine Arbeit, das ist alles.«
    Mit eisiger Verachtung starrte Clothaire zurück. »Also, ich habe gedacht, du hättest einen besseren Geschmack. Es ist lachhaft, dieses Aufhebens, das alle wegen dem Kerl machen.«
    Daisy schaute von Marie-Laure zu Clothaire und wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Clothaire und Isabelle hatten sich vor Kurzem getrennt, hatte Agathe erzählt, und hinzugefügt, dass der arme Clothaire schrecklich unglücklich sei. Zweifellos war das der Grund dafür, dass er noch unfreundlicher war als sonst. Allerdings hatte Daisy keine Ahnung, warum er eklig zu Marie-Laure war.
    Um die Situation zu entschärfen, sagte sie: »Frohes Neues Jahr übrigens. Ich dachte, wir sehen uns alle auf Isabelles Party, aber ich hab’s nicht geschafft.«
    Clothaire sah sie unbewegt an und nickte.
    »Mein Freund und ich sind auf einer Salsa-Party gelandet, die die ganze Nacht ging. Das war ganz am anderen Ende der Stadt, und wir konnten kein Taxi auftreiben.«
    Clothaire seufzte theatralisch, drehte sich ein wenig von Daisy weg und wandte sich Marie-Laure zu.

    »Es tut mir ja so leid, dass ich deine Party verpasst habe, Marie«, fuhr Daisy fort. »Oh, und es sollte doch auch eine Überraschung geben, nicht wahr? Was war denn das für eine Überraschung?«
    Marie-Laure öffnete den Mund, um zu antworten, doch in diesem Augenblick war plötzlich hinter den geschlossenen Türen des großen Hörsaales donnernder, begeisterter Applaus zu vernehmen. Clothaire machte ein geradezu spektakulär verdrossenes Gesicht. Die Ovationen hielten eine ganze Weile an, dann schwang die Doppeltür auf und entließ eine Schar begeisterter Studenten. Eine ganze Anzahl von ihnen, bemerkte Daisy, nickten Clothaire schuldbewusst zu und murmelten »Bonjour, Monsieur«, als sie vorbeikamen. Na sieh mal einer an, dachte sie bei sich, die Welt der Akademiker ist ja doch nicht unendlich weit von der Modewelt entfernt. Während der Fashion Week gab es langweilige Schauen, die sich kaum jemand ansah, und dann gab es ein paar magische, ultraheiße Vorführungen, die sich niemand entgehen lassen wollte. Nach Laufsteg-Maßstäben waren Etiennes Vorlesungen eindeutig etwas für die erste Reihe.
    Daisy lächelte. »Wow! Na, das war ja was!«
    »Du hast nicht gewusst, dass seine Vorlesungen so beliebt sind?«
    »Na ja, eigentlich nicht. Ich weiß, du hast gesagt, dass es so ist, Marie. Aber er hat nie so getan, als wäre er jemand Großes, Berühmtes oder so.«
    »Nein«, pflichtete Marie-Laure ihr in ehrfürchtigem Tonfall bei. »Ganz bestimmt nicht. Jemand wie Deslisses kennt keine Eitelkeit, weil er total vergeistigt ist. Er lebt wie... ein Mönch.«
    »Wirklich?«, sagte Daisy und dachte insgeheim, dass dies ihren eigenen Eindruck bestätigte. Es stimmte, dass Etienne so gut wie kein Interesse an seinem eigenen Äußeren zu haben schien, anders als die meisten anderen Männer, die sie je gekannt hatte. Auch hatte er niemals irgendetwas über sein Privatleben preisgegeben,
während Daisy, die bei ihren Treffen den größten Teil des Redens übernahm, wahrscheinlich ziemlich viel von Raoul geschwatzt hatte. Sie hatte es nie gewagt, Etienne viele Fragen nach ihm selbst und seinem Leben zu stellen – seine Zurückhaltung schüchterte sie einfach zu sehr ein.
    »Ich wette, seine Studentinnen sind massenweise in ihn verknallt«, bemerkte sie.
    Marie-Laure machte ein empörtes Gesicht. »Aber so jemand würde doch niemals... Ich meine, er ist

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