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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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Hoffentlich war dort niemand, und sie konnte sich kurz ein wenig Ruhe gönnen. Im Zimmer roch es nach Schokolade und Weihrauch. »Iik?«, flüsterte Isabelle, als sie vorsichtig um Jules’ Bett herumtappte.
    Gleich darauf merkte sie, dass hier drin keine völlige Finsternis herrschte. Die Vorhänge waren einen Spaltbreit offen und ließen einen Streifen Mondlicht herein, das den Boden unter dem Fenster beleuchtete. »Iik?«, fragte Isabelle und bemerkte einen dunklen Gegenstand, der unter dem Vorhang hervorragte: Es war die vordere Hälfte eines blanken schwarzen Männerschuhs. Als sie behutsam eine Ecke des Stoffs anhob, sah sie Tom Quince auf Jules’ weich gepolsterter breiter Fensterbank sitzen. Schweigend streckte er ihr eine Hand hin und half ihr ebenfalls hinauf. Sie zogen den Vorhang zurecht und saßen eine Weile stumm nebeneinander.
    Schließlich drehte Isabelle sich zu ihrem Gast um. Er schaute starr geradeaus und sah seltsamerweise ziemlich verärgert aus.
    »Es tut mir leid, dass Sie und Clothaire nicht mehr Zeit hatten, sich zu unterhalten.«

    »Das macht nichts. Wir beide hatten ja auch noch keine Zeit, uns zu unterhalten. Über Meredith.«
    »Nein. Das hier ist mehr eine Kinderparty geworden als ein Abendessen für Erwachsene. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, Spiele zu spielen.«
    »Spiele? Nein.«
    »Es ist nur... Sie sehen nicht so aus, als ob Sie sich wohlfühlen«, sagte Isabelle besorgt.
    »Eigentlich habe ich mich gefragt, ob Sie sich wohlfühlen, Isabelle. Vielleicht bin ich ja nur schwer von Begriff.«
    »Schwer von Begriff?«
    »Beschränkt. Die Beziehungen anderer Menschen zu begreifen ist für einen Außenseiter immer unmöglich.«
    Isabelle drehte und wendete dies im Kopf, dann schaute sie langsam zu ihm auf. Urplötzlich wurden die Vorhänge theatralisch aufgerissen.
    »Iik, iik, meine Süßen« , sagte Chrissie in lautem Bühnenflüsterton. »Passt da noch was Kleines dazwischen?«, fragte er und zwängte sich zwischen sie.
    Es dauerte nicht lange, bis Jules und Belladonna zu ihnen stießen und sich ebenfalls in die Fensternische quetschten. Als auch noch Karloff auftauchte, herrschte hinter dem Vorhang allmählich drangvolle Enge.
    »Vielleicht«, schlug Belladonna vor, »sollte sich immer einer auf den Schoß von jemand anderem setzen. Um Platz zu sparen.«
    »Super Idee«, erwiderte Chrissie. »Karloff, Liebling, wieso nimmst du nicht meinen Platz, und ich setzte mich auf Bellas Schoß...«
    »Nein, ich habe gemeint...«, widersprach Belladonna und stand auf.
    »Psst! Du verrätst uns noch! Sei ein braves Mädchen und setz
dich wieder hin, und ich setze mich auf dich drauf. Du weißt doch, ich wiege fast gar nichts. Also, Karloff, du solltest lieber auch jemanden auf den Schoß nehmen. Oh, ich weiß, Isabelle, kannst du mal Jules vorbeilassen? Das arme Ding klemmt da ganz gequetscht am Fenster.«
    Isabelle erhob sich.
    »Es geht schon«, wehrte Jules ab, ohne sich zu rühren.
    Die Tür öffnete sich knarrend. Als er das hörte, blieb Chrissie nichts anders übrig, als Isabelle hastig auf Karloffs Schoß zu schubsen. Alle hielten den Atem an. »Iik?«, ließ sich eine Stimme im Dunkeln vernehmen. Dann ertönte ein lautes Poltern. »Au, verdammt noch mal!«, fauchte Legend. »Wer hat denn das Ding hier hingestellt?«
    Sie tauchte zwischen den Vorhängen auf und grinste, als sie die versteckte Gruppe in ihren verschiedenen verkrampften Stellungen erblickte. »Ihr seht aus wie so eine Telefonzellen-Wette.«
    In diesem Moment war draußen vor der Tür ein lautes, metallisches Klirren zu hören.
    »Das ist bestimmt Ivy«, flüsterte Legend, die auf Tom Quinces Knien hockte.
    Einen Augenblick später war Ivy, die kleinste der Beteiligten, hochgehievt worden und lag quer über den Knien ihrer Freunde.
    »Bleibt nur noch Clothaire«, flüsterte Karloff,
    »Stimmt«, sagte Ivy. »Wie lange wollen wir ihn schmoren lassen?«
    »Na ja, ich habe für den Rest der Nacht nichts weiter vor«, meinte Legend.
    »So kann er alles wirklich ganz in Ruhe bis zu Ende durchdenken«, brummte Jules. »Ohne dass ihn irgendwelche aufdringlichen Weiber stören.«
    Isabelle hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Langsame, schwere Schritte kamen die Treppe herunter, immer wieder
untermalt von Clothaires gereizter Stimme, die in dem stillen Haus »Hic! Hic?« sagte. Es hörte sich so einsam an, dass Isabelle es nicht mehr aushielt. Sie zog den Vorhang auf und lief zur Tür.
    »Clothaire! Wir sind alle

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