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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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als sie. Er hatte sehr dunkle, fast schwarze Augen und kurzes, rotbraunes Haar mit einem schrägen Pony. Gekleidet war er eher klassisch; er trug Jeans, einen dunkelblauen Pullover und einen beigefarbenen, karierten Schal, dessen Enden auf diese adrette, französische Art ordentlich durch die von der Mitte gebildete Schlaufe gezogen worden waren.

    Während er bestellte, fiel Daisys Blick auf das Taschenbuch, das aufgeschlagen mit dem Rücken nach oben zwischen ihnen auf dem Tisch lag. Sie rückte ein wenig herum, um den Titel zu lesen. Ein englisches Buch, Tropic o f Cancer , von jemandem namens Henry Miller. Zweifellos eine Art Reiseführer für heiße Regionen. Wenigstens konnten sie darüber reden, um einen Anfang zu machen, dachte sie erleichtert.
    »Also, Etienne, wollen Sie Urlaub machen?«
    »Nein, im Augenblick nicht. Wieso?«
    Mit einem Kopfnicken deutete Daisy auf sein Buch.
    »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Etienne nach kurzem Zögern. »Das ist wirklich ein bemerkenswerter Reisebericht, nicht wahr? Ich habe es schon einmal als Übersetzung gelesen, aber das Original ist natürlich viel besser. Ich kann mir vorstellen, dass Sie ihn für einen fürchterlichen Frauenfeind halten«, fügte er hinzu und bot ihr eine Zigarette an. »Das tun die meisten Frauen.«
    »Wer, ich?«, fragte Daisy erschrocken. »Nein, eigentlich nicht.« Lieber bei diesem Thema neutral bleiben. »Ich habe nur gefragt, weil ein toller Urlaub in der Sonne um diese Jahreszeit wirklich fantastisch wäre. Es ist so verlockend, bei diesem Wetter an den nächsten Strand zu türmen, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich«, bestätigte Etienne, ehe er höflich das Thema wechselte. »Daisy, ich möchte Ihnen wirklich danken, dass Sie sich bereit erklärt haben, hierbei mitzumachen. Das wird mir bei dem Buch eine enorme Hilfe sein. Ich weiß ja nicht, wie viel Clothaire schon erklärt hat...«
    »Ja, äh... Hören Sie, Etienne, ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich Ihnen helfen kann. Ich verstehe nicht einmal, um was es bei Ihrem Buch überhaupt geht.«
    »Das ist ganz einfach. Es ist eine Studie über Mode als Semiotik.«

    Es war also genau so, wie sie gefürchtet hatte. Hilflos starrte Daisy den Franzosen an und zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet.«
    »Keine Sorge. Ich im Moment auch nicht. Aber ich hoffe, dass das Konzept mit Ihrer Hilfe klarer wird. Zuallererst ist es eine Frage der Definition. Einerseits gibt es Kleidung, das ist das, was die Menschen sich ausgedacht haben, um sich vor der Witterung zu schützen. Andererseits gibt es Mode, und das ist etwas ganz anderes. Viel komplizierter.«
    Daisy kaute auf ihrer Unterlippe herum und nickte. Eigentlich klang das nicht allzu unverständlich.
    »Wenn es keine Mode gäbe, bräuchten wir nicht mehr als jeweils einen Satz Kleider«, sagte Etienne und klopfte eine Zigarette aus seinem Päckchen, »zumindest theoretisch. Solange sie gut gemacht sind und uns warm halten, wäre das genug. Aber so einfach ist es nicht.«
    »Neeiiin! Dem Himmel sei Dank!«, bemerkte Daisy, der bei diesem Gedanken ganz flau wurde. »Das wäre ja so was von langweilig!«
    »Ich gebe zu, ich verstehe sehr wenig von Mode«, fuhr Etienne ernst fort, »aber ich habe den Eindruck, dass Mode eine Art Sprache ist, sogar ein Code. Würden Sie dem zustimmen?«
    »Oh, vollkommen«, antwortete Daisy eifrig. Sie wand sich aus ihrem pinkfarbenen Mantel und hängte ihn über die Stuhllehne. »Mode ist unglaublich kompliziert. Deswegen ist sie ja so toll.«
    Etienne griff in seine Tasche und holte einen kleinen Digitalrekorder heraus.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das hier aufzeichne?«
    »Okay.« Daisys Beklommenheit kehrte zurück, als sie das Gerät betrachtete. Oh bitte, bloß nicht bis auf die Knochen blamieren! »Was soll ich denn sagen?«

    »Sehen wir das hier mal als ersten Versuch. Wir unterhalten uns eine Weile. Haben Sie so ungefähr eine Stunde Zeit? Gut. Wenn Sie dann am Ende meinen, dass Sie das Ganze nicht interessiert, brauchen Sie nicht weiterzumachen. D’accord?«
    »D’accord .«
    »Fangen wir... mit Ihrem Mantel an, zum Beispiel. Mit dem, was Sie anhaben. Warum haben Sie beschlossen, heute gerade diese Sachen zu tragen? Was bedeuten sie für Sie? Und wo stammen sie her?«
    Das war unerwartet einfach. Daisy legte los und schilderte detailliert die Lebensgeschichte ihres Outfits, wobei sie sich von Minute zu Minute mehr für ihr Thema erwärmte. Da gab es zahlreiche

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