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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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dachte Daisy. Tut mir leid, Marie-Laure, ich tu’s doch. »Na ja, manchmal... «, fing sie mit heftig pochendem Herzen an, »manchmal frage ich mich, ob Sie nicht mit mir flirten. Nur ein ganz kleines bisschen.«
    Sie hielt den Atem an und wartete. Raouls grüne Augen wurden schmal. Er musterte sie ohne zu lächeln. »Das glauben Sie? Dass ich mit Ihnen flirte?«
    »Na ja, ich weiß nicht«, antwortete Daisy und verdrehte die Augen. »Unsere Kulturen sind sehr unterschiedlich, das ist mir klar. Wir senden andere Signale. Also habe ich vielleicht etwas missverstanden...«
    »Daisy«, unterbrach er sie und beugte sich vor, um ihr ins Ohr zu flüstern, »so unterschiedlich sind unsere Kulturen gar nicht. Ich
finde, Sie sind eine sehr schöne Frau.« Und dann fügte er mit seiner rauen Gallierstimme hinzu: »Und ich begehre Sie wirklich sehr.«
    Während sie sich auf die Innenseite der Wange biss, um einen Kicheranfall abzuwürgen, warf Daisy ihm einen verstohlenen Blick zu. Ja, seine Miene war vollkommen ernst. Die Franzosen waren wirklich erstaunlich: Sie wussten einfach nicht, was Verlegenheit war. Während sie noch versuchte, sich zu sammeln, nahm Raoul, der korrekterweise davon ausging, dass das Eis gebrochen war, ihre Hand und legte sie ganz beiläufig auf seinen Schritt. Also, dachte Daisy, deren Augen sich ein wenig weiteten, wenn du es so ausdrückst... Genau in diesem Moment verflogen sämtliche verbliebenen Zweifel, und sie war sich ziemlich sicher, dass es in der Tat an der Zeit für sie war, wieder in den Sattel zu steigen. Raoul mochte ihre Gedanken gelesen haben, denn er zog sie nach und nach dichter an sich, bis sie sich in der Pole Position rittlings auf seinem Schoß wiederfand. Sie küssten sich. Jawohl, es war definitiv an der Zeit.
    »Yii-ha«, murmelte sie ein wenig später.
    »Was hast du gesagt, Süße?«
    »Ach, nichts.«

19
    Isabelle
    Als an diesem Abend das Telefon unten im Hausflur klingelte, blieb Isabelle, wo sie war, oben in ihrem Zimmer, und ließ Chrissie abnehmen. Sie brauchte einen Moment, um zu proben, was sie sagen würde. Und vielleicht war es ja gar nicht Tom. Doch das Glück war ihr nicht hold.
    »Darling!«, rief Chrissie das Treppenhaus hinauf, »Seine Quincigkeit für dich!«
    Isabelle ging in den Flur hinunter, wo der Hörer auf dem Tisch lag. Einen Augenblick lang starrte sie ihn an. Es war irgendwie seltsam, dass aus diesem ganz gewöhnlichen Gegenstand tatsächlich die Stimme eines Menschen kommen konnte. Schließlich hob sie ihn ans Ohr.
    »Hallo, Tom.«
    »Hallo.«
    Die schiere Menge an liebkosender Wärme, die er in dieses eine Wort hineinzulegen imstande war, brachte sie ganz durcheinander. Doch das war eine Versuchung, der sie widerstehen musste, das war alles.
    »Wie war dein Tag?«, erkundigte er sich.
    »Ganz gut, danke. Ich war in der Bibliothek.«
    »Super. Es ist schön, deine Stimme zu hören. Bist du müde, oder... Hättest du Lust herzukommen? Ich könnte dich in zwanzig Minuten abholen.«
    »Tom, ich glaube, es wäre besser, wenn wir uns ein andermal treffen«, sagte Isabelle langsam. »Tagsüber.« Dann nutzte sie sein
Schweigen und fuhr fort: »Ich glaube, gestern Abend habe ich einen großen Fehler gemacht. Es war absolut nicht deine Schuld, aber es darf nicht wieder vorkommen.«
    »Ich verstehe.«
    »Du weißt, dass ich nicht frei bin.«
    »Ja, ich verstehe, was du meinst.«
    »Deshalb kann ich mich nicht so verhalten. Ich habe zu viel zu verlieren, zu viele Pläne.«
    »Isabelle, es steht dir frei, alles zu tun, was du möchtest. Alles, was dich glücklich macht.«
    »Ja, das weiß ich. Und dies ist die Entscheidung, mit der ich glücklich bin – was ich dir gerade gesagt habe. Es tut mir leid, wenn ich dich getäuscht habe.«
    »Bitte bereu nichts. Tue ich ja auch nicht.«
    »Nein.«
    Wenigstens konnte er ihr Gesicht nicht sehen. Das war schon mal etwas. Jetzt kam der wirklich schwierige Teil.
    »Und es gibt noch einen anderen Grund dafür: meine Arbeit über Meredith. Etwas mit dir anzufangen würde zu einem Interessenkonflikt führen. Das beeinträchtigt meine Forschungsarbeit.«
    »Wirklich?«
    »Ja, natürlich.«
    »Sagst du das, weil wir gestern nicht dazu gekommen sind, über sie zu sprechen?«
    »Das war nur ein Beispiel. Aber ganz allgemein, selbst wenn wir dazu gekommen wären, hätte ich das Gefühl, ich würde... dich benutzen. Verstehst du, was ich meine?«
    Tom begann zu lachen. »Du darfst mich sehr gern benutzen, ganz egal,

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