High Heels und Gummistiefel
wie.«
»Tom, bitte.«
»Ganz im Ernst, ich hätte nichts dagegen, dir auch bei deiner Arbeit zu helfen. Aber nein, ist schon in Ordnung. Ich versteh’s.«
Isabelle holte tief Luft. »Aber die Sache ist die, Tom... Das hört sich jetzt bestimmt ganz schrecklich an, nach allem, was ich gerade gesagt habe, aber ich hätte es immer noch gern, dass du mir bei meiner Arbeit hilfst.«
»Nur ohne das andere?«
»Ja. Sei bitte nicht böse.«
»Ich bin nicht böse.«
»Ich verstehe es, wenn du Nein sagst. Ich habe mich nicht sehr gut benommen.«
»Ach, ich weiß wirklich nicht recht, ob ich mich besser benommen habe. Keine Angst, ich glaube, ich verstehe dein Problem.«
»Dann wäre es also okay, wenn wir uns treffen, um über Meredith zu reden.«
»Ja.«
»Kann ich zu dir kommen?«
»Wenn du es für ungefährlich hältst. Nein, das war nur ein Witz. Natürlich, wann immer du willst. Rein geschäftlich, ich versprech’s.«
»Es ist nur... es gibt da ein paar Sachen im Haus, die ich gern überprüfen würde. Ich erkläre es dir, wenn ich da bin.«
»Ausgezeichnet. Ich freue mich darauf.«
»Hast du dieses Wochenende Zeit?«
»Alle Zeit der Welt. Komm doch Sonntag zum Mittagessen. Um eins?«
»Das ist perfekt. Vielen Dank, Tom.«
»Und du kannst auch gern jemanden ganz besonders Strenges von der Quince Society mitbringen. Als Anstandsdame.«
Es war eine Erleichterung, wieder mit ihm lachen zu können.
»Es tut mir wirklich leid.«
»Mir auch. Wir sehen uns Sonntag. Bis dann, Isabelle.«
»Bis dann.«
Als Isabelle zu ihren Freunden in die Küche kam, schaute Jules taktvoll weg, Chrissie jedoch fragte: »Und ? Darling?«
Isabelle ging geradewegs zum Kühlschrank, öffnete die Tür und versteckte sich dahinter, während sie den Inhalt der Regale anstarrte, ohne irgendetwas wahrzunehmen. Chrissie wartete respektvoll ungefähr zwölf Sekunden lang, dann quietschte er schrill auf: »Oooooh! Darling, hab doch ein Herz! Denk an meine armen Nerven und sag uns, was passiert ist. Also? Triffst du dich heute Abend mit ihm? Kommt er her?«
Schließlich fand Isabelles Blick einen Becher Joghurt, und sie tauchte damit in der Hand wieder auf. Sie holte sich einen Löffel aus der Schublade und setzte sich neben Jules an den Tisch.
»Es ist alles geregelt«, sagte sie ruhig. »Von jetzt an sind wir einfach nur befreundet. Er versteht das vollkommen.«
»Oh, Darling «, stieß Chrissie betroffen hervor. »Bei dem guten Sex! Was für eine schreckliche Verschwendung!«
Schweigend schob Jules ihre Brille die Nase hinauf.
»Ich bin einfach nur erleichtert, dass es vorbei ist«, sagte Isabelle. Sie hielt den Blick gesenkt und zog vorsichtig den Aludeckel des Joghurtbechers ab. »Jetzt kann ich das Ganze vergessen und mich auf meine Arbeit konzentrieren.« Sinnend aß sie einen kleinen Mundvoll, dann setzte sie hinzu: »Und er will mir sogar dabei helfen, das ist wirklich nett. Am Sonntag treffe ich mich mit ihm, um darüber zu sprechen.«
»Ach, tatsächlich?«, erkundigte sich Jules und lächelte kaum merklich.
»Ja. Ich hoffe, dass ich die Manuskripte finde, damit ich sie genau studieren kann.«
»Ha. Das ist ja eine ganz neue Bezeichnung für so was«,
brummmelte Chrissie. »Au! Ju, ich wünschte wirklich, du würdest das lassen. Du weißt doch, dass ich so leicht blaue Flecken kriege.«
Am Sonntag fuhr Isabelle in dem beruhigenden Wissen zu Tom, dass sie lediglich einen Verwandten von Meredith Quince besuchte, mit dem sie locker befreundet war. Sie klingelte und arrangierte ihre Gesichtszüge zu einer Miene leicht forscher Herzlichkeit.
Nach kurzem Warten wurde die Tür von einer unbekannten jungen Frau mit gebräuntem, sommersprossigem und lebhaftem Gesicht geöffnet. Sie trug eine halb offene und mit ziemlich viel Schlamm beschmierte Latzhose. Isabelle hatte die ganze Fahrt gebraucht, um sich auf das Wiedersehen mit Tom vorzubereiten, der unerwartete Anblick dieser Person auf seiner Schwelle jedoch reichte aus, um sie fast völlig aus der Fassung zu bringen.
»Ja?«, sagte die junge Frau und zog die Augenbrauen hoch. Sie hatte einen dichten braunen Lockenschopf, der mit einem Band zu einem improvisierten, unordentlichen Pferdeschwanz zusammengerafft war. Ein Schmutzstreifen zierte ihre Wange, und sie war barfuß.
»Ich heiße Isabelle. Tom Quince erwartet mich.«
»Ach, wirklich? Na, dann kommen Sie mal rein.«
Sie öffnete die Tür weiter und trat zurück in den Hausflur, gefolgt von Isabelle.
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