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High Heels und Gummistiefel

Titel: High Heels und Gummistiefel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zagha
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»Tommy!«, rief das Mädchen. »Hier ist jemand für dich!«
    Es kam keine Antwort.
    »Wo der wohl wieder hin ist?«, meinte die junge Unbekannte. »Sie... bleiben doch nicht zum Mittagessen, oder?«
    »Äh, doch«, erwiderte Isabelle erschrocken. »Ich...«
    »Ach? Okay, dann können wir wohl genauso gut in die Küche gehen und da auf ihn warten. Wahrscheinlich ist er noch mal in den Schuppen gegangen, um irgendwas zu holen.«

    Zusammen stiegen sie die Treppe hinab.
    »Wir mussten das trockene Wetter nutzen und hatten den ganzen Vormittag solchen Spaß bei der Arbeit. War ein richtig irres Wettrennen, all die Zwiebeln in die Erde zu kriegen, aber wir sind ein gutes Team, Tommy und ich. Und jetzt bin ich völlig erledigt!«, verkündete die junge Frau und ließ sich auf das zerschlissene Samtsofa in der Küche fallen.
    Der Tisch, stellte Isabelle fest, war in der Tat für drei Personen gedeckt. Die junge Fremde machte es sich bequem, zog die Knie an die Brust, während Isabelle, noch immer in Mantel und Handschuhen, sich ihr gegenüber auf die vorderste Kante eines Küchenstuhls hockte. Ein kurzes Schweigen entstand, während beide aus dem Fenster sahen und nach Tom Ausschau hielten. Er war nirgends zu sehen.
    Isabelle wandte sich um und lächelte das Mädchen so unverbindlich an, wie es ihr möglich war.
    »Sie sind... Französin, nicht wahr?«, erkundigte sich die junge Frau gedehnt und streckte einen braunen Fuß mit leuchtend rosaroten Zehennägeln in Isabelles Richtung.
    »Ja. Mein Name ist Isabelle Papillon«, erwiderte Isabelle ruhig, während sie mit so hilfloser, heftiger Eindringlichkeit dachte: Und wer zum Teufel bist du?, dass sie einen Moment lang fürchtete, sie hätte es laut ausgesprochen.
    »Ich bin Rosie.«
    Sie nickten einander zu.
    »Also... woher kennen Sie Tommy?«
    Isabelle setzte zu einer Antwort an, hatte jedoch kaum einen Satz zu Ende gebracht, als Rosie laut herauslachte und sagte: »Oh, ich weiß! Sie sind eine von diesen Leuten von der Quince Society! Ist das komisch!«
    »Wieso ist das komisch?«, wollte Isabelle wissen.

    »Weil dieser ganze Meredith-Quince-Kult wirklich nicht Tommys Stil ist. Das ist dermaßen pompös und absurd.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Na ja... ich meine, ich weiß, dass die schon seit Jahren hinter ihm und seinen Eltern her sind, weil sie unbedingt ins Haus wollen. Echt unheimlich.«
    »Vielleicht, aber ich versichere Ihnen, dass er mich selbst eingeladen hat«, entgegnete Isabelle und verkniff sich den Zusatz: »Und zwar nicht zum ersten Mal.«
    »Oh ja, natürlich. Entschuldigung«, sagte Rosie und sah nicht im Mindesten zerknirscht aus.
    Glücklicherweise suchte Tom sich diesen diffizilen Moment aus, um aus dem Garten hereinzukommen.
    »Oh, schön, du bist da, Isabelle«, sagte er und hängte Hut und Mantel auf. »Tut mir leid, dass ich euch habe warten lassen. Ich war gerade dabei, das Gewächshaus von außen zu putzen, und ich dachte, ich bringe das vor dem Mittagessen lieber zu Ende. Ich hoffe, Rosie hat sich um dich gekümmert.«
    »Oh ja.« Isabelle warf einen raschen Blick auf Rosie, die, wie sie feststellte, rasch ihren Pferdeschwanz gelöst und sich das Haar attraktiv um die Schultern drapiert hatte, sobald Tom aufgetaucht war.
    Ein weiterer, möglicherweise signifikanter Aspekt an dem unerwarteten Gast war die Tatsache, dass unter ihrem dünnen T-Shirt nichts von einem BH zu sehen war.
    »Tommy«, schalt Rosie lächelnd und drohte ihm mit dem Finger, »du hast kein Wort davon gesagt, dass das hier so ein hochintellektueller Literaten-Lunch wird. Liegt das daran, dass ich vielleicht nicht geblieben wäre, wenn du das getan hättest?«
    Tom nahm sich die Zeit, seine Stiefel auszuziehen, dann tappte er auf Socken herbei und küsste Isabelle auf die Wange. Sein Gesicht
fühlte sich kühl an, vielleicht weil er die ganze Zeit draußen gewesen war.
    »Ich zweifele nicht daran, dass du dich behaupten kannst, Rosie. Isabelle, darf ich dir den Mantel abnehmen?« Vorsichtig legte er ihn aufs Sofa, dann strich er sich mit beiden Händen das Haar zurück. »In Ordnung. Und jetzt sehe ich mal nach dem Fleisch.«
    Bald darauf ließen sie sich zum Essen nieder. Als Resultat einiger reichlich offensichtlicher Gebietseroberungsmanöver hatte Rosie sich den Stuhl neben Tom gesichert, während Isabelle ihm gegenübersaß. Das Mittagessen war wahrhaftig keine einfache Angelegenheit für sie. Nicht, weil sie mit dem Essen Probleme hatte. Das wunderbare Roastbeef, das

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