Highland-Saga 03 - Schild und Harfe
an.
»Hey, Alex! Hast du etwa Angst zu verlieren? Denk doch an deinen Stern, mein Alter!«
»Ja … Wahrscheinlich fürchtet er, sein Geld zu verlieren. Wobei man sagen muss …«
»Vielleicht möchtet Ihr ja lieber Euren Dolch setzen?«, schaltete Roderick Campbell sich mit einem sarkastischen Unterton ein. »Ein wunderbares Stück, das sicherlich drei Pfund wert ist; ich hatte Gelegenheit, ihn von nahem zu betrachten. Ich fürchte allerdings, dass er Euch Unglück bringt, wenn Ihr versteht, was ich meine!«
Mit einem Mal fühlte sich Alexanders Mund staubtrocken an. Er schluckte und starrte wütend auf Campbell. Noch einmal ließ Coll sich leise vernehmen.
»Lass dich nicht provozieren, Alas. Du bist viel mehr wert als dieser arme Tor. Und nun spiel, damit wir es hinter uns haben! Was hast du schließlich zu verlieren? Wenn du gewinnst, besitzt du viel mehr, als du für deine Flucht brauchst …«
Alexander sah das arme Mädchen an, das sich in seiner Ecke zusammenkauerte. Wie oft hatte ihr Bastard von Vater sie wohl schon beim Spiel gesetzt und verloren? Mehr als einmal, das hätte er schwören können. Er wollte nichts von der Kleinen. Aber wenn er sie gewann, würde er sie aus Macphersons Klauen reißen und die drei Pfund einstecken. Alles in allem war es die Sache wert. Außerdem gelüstete es ihn wirklich, diesem Bastard Campbell das Maul zu stopfen, wenn er ihm schon nicht den Kiefer brechen konnte. Er biss die Zähne zusammen.
»Dann fang an zu würfeln, Macpherson. Ich bin als Zweiter an der Reihe. Auf sieben in zwei Würfen, ist dir das recht?«
»Sieben in zwei Würfen, einverstanden.«
Die Soldaten schlugen sich auf die Schenkel und rieben sich zufrieden die Hände. Die Wetteinsätze stiegen. Wer würde das letzte Spiel gewinnen, bei dem das Mädchen als Preis ausgesetzt war? Alexander sah zu, wie Macpherson über den Würfeln seine Glücksformel flüsterte und sie dann in den Händen rieb. Im Zelt wurde es still.
Ein Offizier, der im Eingang stand, beobachtete die Szene interessiert. Theoretisch war das Glücksspiel zwar untersagt, wurde aber toleriert. Ein bisschen Gelegenheit zur Zerstreuung musste man den Männern ja lassen. Leider hatte dies auch Nachteile, insbesondere Streitigkeiten. Aber die Offiziere schritten ein, wenn es nötig war.
Ein weiteres Augenpaar verbarg sich im Dunkel. Seit die Partie begonnen hatte, betete Leticia um Glück für Alexander. Dieses Mal allerdings war sie sich nicht so sicher, ob sie wollte, dass er gewann. Das Mädchen sah ihn aus großen Puppenaugen an. Wenn sie glaubte, Alexander in ihre kleinen Händchen zu bekommen, dann hatte sie sich gewaltig geirrt!
Die Würfel rollten und rollten. Immer noch herrschte ein aufs Äußerste angespanntes Schweigen.
»Fünf!«, brüllte Fletcher. »Noch einmal, Macpherson!«
Wieder klapperten die Würfel.
»Acht!«
»Lass schauen, ob du es besser kannst, Macdonald.«
Macpherson verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine herausfordernde Miene auf. Aller Augen waren auf den Spieltisch gerichtet. Der erste Würfel kam zur Ruhe: eine Zwei. Alexander schloss die Augen. Herrgott noch einmal! Mehr als vier Pfund… Er hätte aufhören sollen, als noch Zeit dazu war.
»Sieben!«, schrie Coll freudig auf und schlug seinem Bruder kräftig auf den Rücken. »Mit einem Wurf. Du hast gewonnen!«
Ungläubig starrte Macpherson auf die Würfel, während die Männer, die sie umstanden, in einem fröhlichen Stimmengewirr ihre Wetten beglichen. Coll sammelte die Münzen vom Tisch und ließ sie in Alexanders Sporran fallen. Der junge Mann wurde sich erst jetzt seines Glücks bewusst.
»Wenigstens kannst du nicht behaupten, ich hätte mit gefälschten Würfeln gespielt, mein Freund«, meinte er zu dem Verlierer. »So langsam glaube ich wirklich, dass ich einen guten Stern habe.«
»Verlass dich nur nicht allzu sehr darauf«, zischte Marcpherson ihm gereizt zu. »Er könnte eines Tages verlöschen.«
Alexander sah ihn ernst an.
»Soll das etwa eine Drohung sein, Macpherson?«
»Nur eine Warnung, mein Freund. Genau wie ich wirst du noch erleben, dass das Glück nicht immer an einem klebt wie Scheiße.«
»Kann schon sein, aber ich bin froh darüber, dass es heute Abend auf meiner Seite war.«
Mit diesen Worten wandte er dem wutschnaubenden Macpherson den Rücken zu. Als er an Sergeant Campbell vorbeiging, fasste dieser ihn am Arm.
»Ich glaube, Ihr habt etwas vergessen, Macdonald.«
Alexander sah ihn an und
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