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Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Highland-Saga 03 - Schild und Harfe

Titel: Highland-Saga 03 - Schild und Harfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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lauerte, oder der Gefahr, ertappt zu werden, gaben sie sich einander hin.
    Noch hatte keiner der beiden ein Wort gesprochen. Allein die Gegenwart des anderen war genug, um ihre Ängste zu stillen. Lange blieben sie so eng umschlungen liegen und genossen die unermessliche Freude über ihr Wiedersehen. Das Kreischen der Möwen und die Brise, die vom Fluss heranwehte, umhüllten sie. Sie wagten sich nicht zu rühren, konnten sich nicht entschließen, diesem Augenblick der Gnade ein Ende zu bereiten. Wenn nur die Zeit hätte stillstehen können…
    Eine flüchtige Bewegung ließ Isabelle zusammenfahren. Ganz in ihrer Nähe trippelte eine kleine Feldmaus über das Gras, das sie niedergetreten hatten. Mit einem Mal wurde der jungen Frau klar, wie unüberlegt und leichtsinnig sie gehandelt hatten, und sie warf panische Blicke um sich. Niemand. Hinter der Baumgruppe drehten sich knarrend die Flügel der Mühle. Wie war sie nur darauf verfallen, dorthin laufen zu wollen? Sicherlich war Daunais, der Müller, dabei, das wenige verbliebene Korn zu mahlen.
    Hier am Boden waren sie vor den Blicken Vorübergehender verborgen. Doch sobald sie sich aufsetzten, waren sie in der Landschaft so deutlich zu erkennen wie eine Nase mitten im Gesicht. Sie wandte sich Alexander zu, der liegen geblieben war, und bemerkte eine halb verheilte Wunde an seiner Schläfe. Zögernd strich sie mit dem Finger darüber. Er ließ es geschehen und strich mit leichter Hand über ihre seidigen Schenkel.
    »Tut… das weh?«
    »Ein wenig. Am schlimmsten sind die Kopfschmerzen. Doch es ist auszuhalten.«
    »Wie ist das geschehen?«
    »Eine Kugel. Aber wie du siehst, habe ich einen so harten Schädel, dass sie von mir abgeprallt ist.«
    »Das ist nicht komisch, Alex!«
    Sie tastete seinen Oberkörper ab, was ihn zum Lachen brachte, und ließ die Finger dann zu seinen Schultern hinaufgleiten. Als sie die linke drückte, stieß er ein leises Stöhnen aus und erstarrte unter ihrer Hand.
    »Was ist da?«
    Eilig knöpfte sie sein Hemd auf, zog am Kragen und drückte ihn zu Boden, als er versuchte, ihr Einhalt zu gebieten.
    »Und das da?«
    »Ein… Bajonett.«
    »Eine Kugel… ein Bajonett… Du lieber Gott!«
    Sie beugte sich über ihn und legte die Lippen zuerst auf seine Wunde und dann an seine Wange.
    »Und dein Bruder Coll … und Munro? Geht es ihnen gut?«
    »Ja. Sie haben ein paar Kratzer abbekommen, nichts weiter. Und … deine Familie?«
    »Ihr ist nichts geschehen.«
    Erleichtert nickte er. Als sie sich aufrichtete, strich ihr langes Haar zärtlich über seinen nackten Brustkorb, und er erschauerte.
    »Ich hatte schreckliche Angst um dich«, gestand sie flüsternd. Tränen glänzten in ihren Augen. Zerstreut strich sie durch sein zerwühltes Haar, um es zu entwirren. Ihre Miene wurde traurig.
    »Ach, Alex! Warum musst du nur Soldat sein und gegen meine Leute kämpfen? Das ist alles so schwierig!«
    Sie schlug die Augen nieder und wandte sich ab, worauf er sich auf einen Ellbogen stützte und ihr Kinn umfasste, damit sie ihn ansehen musste. Er dachte an die letzte Schlacht zurück, als er den wie einen Indianer gekleideten Kanadier getötet hatte. Natürlich war er eine Bedrohung für die Menschen, die Isabelle liebte, das ließ sich einfach nicht abstreiten. Doch es konnte auch ebenso gut umgekehrt kommen. Wenn er auf den Höhen Étienne über den Weg gelaufen wäre, hätte dieser nicht gezögert, auf ihn zu schießen. Aber das konnte er ihr nicht sagen …
    »Julien Gosselin, Madeleines Mann … er ist…«
    Die junge Frau war so bewegt, dass ihr die Stimme versagte. Seufzend schloss Alexander die Augen.
    »Verstehe. Wie geht es ihr?«
    »Nicht besonders gut, wie du dir denken kannst. Die beiden haben sich sehr geliebt.«
    »Hmmm.«
    Eine Hand unter den Kopf gelegt, streckte er sich im Gras aus. Isabelle schmiegte den Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag.
    »Der Krieg ist fast vorüber, Isabelle. Wir müssen nur noch Montréal einnehmen …«
    Verlegen unterbrach er sich. Er sprach zu ihr von der Eroberung ihres Landes! Was hätte er denn empfunden, wenn ihm jemand im gleichen gelassenen Ton erklärt hätte: Schottland wird bald unterworfen sein, Alasdair. Wir müssen nur noch die Highlands schleifen, dann ist alles erledigt  …? Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    »Och , Alas«, murmelte er, »dinna have naught better tae do than dirk the lass wi’ stupid words? Mo chreach! « Herrgott, Alas, hast du nichts Besseres zu

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